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Umwelt & Klima

Neuer Mix für Energiegemeinschaften

Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften nehmen immer mehr an Fahrt auf: 150 davon gibt es bereits in Niederösterreich und sie werden laufend mehr. Eine Weiterentwicklung wird zurzeit im Bezirk St. Pölten erprobt, neben Photovoltaik wird dort auch Wind- und Wasserkraft eingesetzt.

Haunoldstein ist ein 1.200-Einwohner-Ort im Bezirk St. Pölten, der mit einer Besonderheit aufwarten kann. Seit September ist dort eine sogenannte Bürger-Energiegemeinschaft in Betrieb, in der nicht nur Photovoltaikstrom regional gehandelt wird, sondern auch Wasser- und Windkraft.

Roland Matous, Geschäftsführer der Gesellschaft „Energie Zukunft Niederösterreich“, die einen Großteil der Energiegemeinschaften im Land in ihrer Entstehung begleitet, beschreibt die Unterschiede: „In Erneuerbaren Energiegemeinschaften wird üblicherweise nur Photovoltaikstrom gehandelt. Also die Erzeuger bekommen mehr als von den großen Energieversorgern und ihre regionalen Kunden zahlen weniger.“

„Weil aber eben nur Photovoltaikstrom eingesetzt wird, kommen nur zwischen 30 und 40 Prozent des Energiebedarfs aus diesen Gemeinschaften, weil zum Beispiel in der Nacht nicht produziert werden kann. In Haunoldstein handelt es sich um eine sogenannte Bürger-Energiegemeinschaft, hier ist europaweit erstmals eine Windkraftanlage dabei und auch ein Wasserkraftwerk. Dadurch ist eine so große Energiemenge vorhanden, dass 90 bis 100 Prozent abgedeckt werden können.“

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Bei der Bürger-Energiegemeinschaft in Haunoldstein wird neben Photovoltaik auch Wind- und Wasserkraft eingesetzt

Weitere Gemeinden wollen sich anschließen

Das zeigen auch erste Resultate vom September, die eine mehr als 90-prozentige Versorgung belegen. Bürgermeister Hubert Luger (ÖVP) berichtet von mehr als 200 Abnehmern, die auf diese Weise derzeit beliefert werden und zwar zum Preis von 15,7 Cent, was etwas mehr als die Hälfte des Kundenpreises der EVN darstellt.

Die Nachfrage sei groß, auch von anderen Gemeinden, die sich anschließen wollen. Allerdings bleibt es vorläufig bei dieser Größenordnung des Pilotprojektes, das von der EVN ein Jahr lang wissenschaftlich begleitet wird. Der Landesenergieversorger hat eine der Windkraftanlagen, die sich bei Loosdorf (Bezirk Melk) entlang der Westautobahn drehen, in diese Gemeinschaft eingebracht.

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Resultate vom September zeigen eine mehr als 90-prozentige Versorgung

EVN setzt auf Akzeptanz der Bevölkerung

Auf die Frage, warum die EVN diesen Schritt gegangen sei und damit akzeptiere, in diesem Bereich weniger Geld für den Strom zu bekommen als von den anderen Kunden, nennt EVN-Sprecher Stefan Zach die Akzeptanz in der Bevölkerung. Diese wolle die Energie aus der Region und man überlege, auch Nachbargemeinden, die sich gemeldet hätten, nach dem wissenschaftlich analysierten Jahr mit einzubeziehen.

Die zehn Windkraftanlagen an der Autobahn sollen in absehbarer Zeit „repowered“ werden, also abgebaut und durch sechs neue, leistungsfähigere, aber auch größere, ersetzt. Mit dem Engagement in der Energiegemeinschaft wolle man auch für gute Stimmung gegenüber der Windkraft sorgen, sagt Stefan Zach.