In der Sonderausstellung „abstrakt.!? zwischen figuration und abstraktion“ im museum gugging wird mit der Abstraktion erstmals ein zentrales Gugginger Thema verhandelt. Werke der aktiven Gugginger Künstlerin Laila Bachtiar treten mit Arbeiten von Rudolf Horacek, Rudolf Liemberger, Philipp Schöpke und Erich Zittra in Dialog. Damit verbinde die Schau aktuelle Gugginger Kunst mit Künstlern der ersten Generation, wurde seitens des museum gugging betont.
Von liniendominierten Bildern zu kraftvollen Flächen
„Bei vielen der später abstrakt arbeitenden Gugginger Künstlerinnen und Künstler stehen am Beginn ihres Schaffens figurative Darstellungen“, erklärte Nina Ansperger, wissenschaftliche und künstlerische Leiterin des museum gugging, laut einer Aussendung. Laila Bachtiar finde von liniendominierten Bildern zu kraftvollen Flächen, die ihre dargestellten Tiere und Menschen größtenteils noch erkennen lassen.
Rudolf Horacek fokussiere seine Darstellungen auf den Kopf mit detailreichen Zeichnungen. Rudolf Liembergers menschliche Figuren würden im Laufe der Zeit komplett verschwinden. Philipp Schöpke überziehe seine Figuren in seiner Spätphase mit atmosphärischen Farbschichtungen. In Erich Zittras Werken würden figurale Motive mit kräftigen vertikalen Strichen bis zur Abstraktion überarbeitet, erläuterte die Kuratorin.
Über das Wechselspiel von Figuration und Abstraktion
In einer Blackbox wird mit drei Videos und einer Projektion die Entstehung des Werkes „Hund“ von Laila Bachtiar sichtbar. Eine in vier thematischen Kapiteln gestaltete Hängung lädt die Betrachterinnen und Betrachter ein, das „reizvolle Wechselspiel zwischen Figuration und Abstraktion selbst zu erkunden“, heißt es in der Aussendung.
Zwei Veranstaltungen der Reihe „museum gugging im gespräch“ greifen das Thema der neuen Sonderausstellung auf. Am 21. Jänner 2024 (15.00 Uhr) macht sich Peter Pongratz auf die Suche nach der verlorenen Kunst und spricht mit Nina Ansperger über die Werke von Rudolf Horacek, Rudolf Liemberger, Philipp Schöpke und Erich Zittra.
Am 25. Februar 2024 (15.00 Uhr) diskutiert Nina Ansperger als erste künstlerische Leiterin des museum gugging mit Nina Katschnig (Leiterin galerie gugging), Winnie Posselt (Leiterin Haus der Künstler) und Ramona Schnekenburger (atelier gugging) über „weibliche Positionen in der Gugginger Kunst und was es braucht, damit Gugginger Künstlerinnen in Zukunft eine noch stärkere Stimme bekommen“, heißt es auf der Website des Museums.
Spannungsfelder, mit dem Bleistift geschaffen
Laila Bachtiars zeichnerisches Schaffen umspannt eine farbige und eine graue Welt, die eng miteinander verbunden sind und denselben Ursprung haben: ein Gerüst aus Linien. „Die Linien schaffen Bausteine, aus denen sich ein Motiv zusammensetzt und durch die sich weitere Striche ziehen. Die Linien hauchen dem Gezeichneten Lebendigkeit ein. Die Strukturen bleiben nicht für sich alleine stehen, sondern werden gefüllt. Ab 1990 farbig, ab 2003 zum Teil auch nur mit Bleistift“, so das museum gugging.
Ab 2001 werden die Farben intensiver, fast deckend. Die reinen Bleistiftzeichnungen ab 2003 setzen alle Möglichkeiten des Bleistifts frei. „Nuancen von Schwarz bis Hellgrau erzeugen ein Spannungsfeld; diese Bilder zählen zu den ausdrucksstärksten Werken Bachtiars. Die Künstlerin signiert ihre Werke mit ihrem Vornamen und fügt Zahlen hinzu, in einer Codierung, die nur sie selbst kennt.“
Im Fokus sind Tiere, Menschen und Natur
Das Hauptthema von Bachtiars Arbeit waren von Beginn an Tiere, dazu kommen Menschen, Gegenstände und die Natur. Bachtiar arbeite aus dem Gedächtnis, heißt es auf der Website des Museums: „Details einer Zeichnung sind für den Betrachter oft nicht sichtbar, der Inhalt verschwindet oft hinter der zeichnerischen Dichte, die Bachtiars unverkennbare Kunst ausmacht.“
Ausstellungshinweis
„abstrakt.!? zwischen figuration und abstraktion“, 19. Oktober 2023 bis 17. März 2024, museum gugging in Maria Gugging, dienstags bis sonntags von 10.00 bis 17.00 Uhr.
Laila Bachtiar wurde 1971 in Wien in eine Musikerfamilie geboren. Sie ging in eine Sonderschule, wo ihr künstlerisches Talent erkannt wurde. 1990 gab es die ersten Besuche im Haus der Künstler in Gugging, wo sie ihrer künstlerischen Berufung nachgeht.
Seit 2003 besucht sie regelmäßig das atelier gugging, dort arbeitet sie an ihren Kunstwerken oft viele Wochen lang. Die Künstlerin wird von der galerie gugging vertreten, seit 2012 werden ihre Werke im museum gugging präsentiert. Ausstellungen mit Arbeiten Bachtiars gab es im In- und im Ausland, u.a. in Paris, Rotterdam, Brüssel und Bern.