Wirtschaft

Viele Pflegekräfte gehen in Konkurs

In den ersten drei Quartalen sind die Privatinsolvenzen zurückgegangen, die Zahl der Firmenpleiten hingegen ist in die Höhe geschossen. Besonders traf es den Gesundheitsbereich, vor allem viele selbstständige Pflegekräfte gingen in Konkurs.

Mit 507 Firmeninsolvenzen seit Jahresbeginn liegt die Zahl um 21 Prozent über dem Vorjahreswert. In Niederösterreich wurde damit der Höchstwert bei Firmeninsolvenzen der vergangenen fünf Jahre erreicht. Am häufigsten waren Unternehmen im Gesundheits- und Sozialwesen betroffen. 135 Insolvenzfälle waren in dieser Sparte heuer bereits zu verzeichnen.

Dass die meisten Insolvenzen ausgerechnet in einer der gefragtesten Branchen erfolgten, mag auf den ersten Blick überraschend sein. Großteils handle es sich bei den Betroffenen um selbstständige Pflegekräfte bzw. Einpersonenunternehmen, die von Steuernachzahlungen überrascht werden, so die Sprecherin des Alpenländischen Kreditorenverbands, Cornelia Wesenauer. Die Betroffenen könnten dann zumeist die Nachzahlungen nicht mehr bewältigen.

Handelsunternehmen heuer besonders stark betroffen

Ebenfalls 135 Insolvenzfälle gab es in der Baubranche, auch die Handelsbranche war mit 117 Fällen heuer besonders stark betroffen. Bekannte Handelsunternehmen, die auch in Niederösterreich Insolvenz anmelden mussten, waren unter anderem kika/Leiner sowie Forstinger. Durch die insolventen Handelsunternehmen hat sich die Zahl der betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer insgesamt auf 5.466 versiebenfacht.

Neben der Zahl an Firmeninsolvenzen war auch die Höhe der Passiva extrem. Mit 342 Millionen Euro ist diese um 50 Millionen höher als noch 2022. Das ist vor allem auf die Pleiten von kika/Leiner, des Kremser Zweiradhändlers KSR-Group und von Forstinger zurückzuführen.

Leichter Rückgang bei Privatinsolvenzen

Ganz anders ist das Bild bei den Privatinsolvenzen. Mit 960 eröffneten Verfahren ist sogar ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Trotz der steigenden Preise und der damit verbundenen finanziellen Pläne haben sogar weniger Menschen eine Privatinsolvenz angemeldet als noch in den Jahren vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie.

Zu beobachten ist jedoch, dass sich aufgrund der Teuerungen der Fokus der Schuldnerberatung von der Schuldenregulierung auf die Verhinderung von Neu- bzw. Mehrverschuldung verlagert hat. Die Durchschnittsverschuldung in Niederösterreich sank zuletzt auf 119.100 Euro, im Vergleichszeitraum im Vorjahr lag sie noch bei 120.300 Euro.

Verschuldung oft durch Onlinehandel

Die meisten Insolvenzfälle in Niederösterreich wurden in der Alterskategorie der 40- bis 59-jährigen Schuldner verzeichnet. Den höchsten Anstieg an Insolvenzfällen mit 14,8 Prozent gab es hingegen bei den unter 24-Jährigen zu beobachten. Nach Ende des dritten Quartals 2023 liegt die Durchschnittsverschuldung hier bei 70.800 Euro. Im Vorjahreszeitraum lag diese im Schnitt noch bei 24.100 Euro. Hauptursache für die Schulden bei unter 24-Jährigen sei ein falsches Konsumverhalten, insbesondere bei Onlinekäufen, so der Alpenländische Kreditorenverband.