Wirtschaft

Niederösterreicherinnen arbeiten ab heute gratis

Am Sonntag ist in Niederösterreich Equal Pay Day. Das heißt: Ein in Niederösterreich wohnender Mann hat durchschnittlich bereits so viel verdient, wie eine in Niederösterreich lebende Frau durchschnittlich am Ende des Jahres verdient haben wird.

Die Niederösterreicherinnen arbeiten rechnerisch die letzten 64 Tage dieses Jahres gratis. Die Schere zwischen den Gehältern von Männern und Frauen ist nach wie vor sehr groß, der sogenannte Gender Pay Gap liegt bei 17,3 Prozent. Frauen verdienen in Niederösterreich um 10.099 Euro weniger als Männer. Österreichweit ist der Equal Pay Day erst zwei Tage später, am 31. Oktober.

„Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit muss über alle Branchen und Berufe gelten“, fordert der Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich und ÖGB NÖ-Vorsitzende Markus Wieser. Gerade in den frauendominierten Branchen wie der Pflege, dem Handel, der Reinigung, körpernahen Dienstleistungen, wie Frisörinnen, sowie dem Hotel- und Gastgewerbe seien die Einkommen der Arbeitnehmerinnen vergleichsweise gering, heißt es.

Geringere Aufstiegschancen und zu wenig Chefinnen

Als weitere Ursachen für den hohen Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen gelten außerdem Ungerechtigkeiten bei Einstufungen oder geringere Aufstiegschancen von Frauen. Nach wie vor gibt es deutlich weniger weibliche als männliche Führungskräfte und ein Grund für die große Schere seien auch längere Berufsunterbrechungen wegen Kinderbetreuungspflichten.

Noch größer ist der Einkommensunterschied, wenn auch die Teilzeitbeschäftigten in die Berechnung miteinbezogen werden. Dann liegt der Gender Pay Gap bei 34,5 Prozent. „Rund die Hälfte der Niederösterreicherinnen arbeiten Teilzeit und spüren die Folgen dieses hohen Einkommensunterschiedes bis in die Pension“, erklärt Birgit Schön, Leiterin der Abteilung Frauenpolitik der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ).

Arbeit und Familie fair aufteilen

Seitens der AKNÖ wird gefordert, die innerbetriebliche Einkommenstransparenz zu verstärken, um die Ungleichbehandlungen zu beseitigen. Zudem seien der Ausbau der Kinderbetreuung und Anreize, die eine faire Verteilung der Erwerbsarbeitszeit und der Familienfürsorgezeit zwischen beiden Elternteilen fördern, notwendig.

ÖGB NÖ-Frauenvorsitzende Didem Strebinger schließt sich den Forderungen an und meint: „Um faire Löhne für Frauen zu erreichen, ist ein gesamtes Maßnahmenpaket nötig.“ Ein Mittel für Lohntransparenz seien Einkommensberichte größerer Firmen, auf deren Umsetzung mehr geachtet werden muss.