Für das sogenannte „Abfischen“ wurde das Wasser des Bruneiteiches abgelassen, um die darin gezüchteten Karpfen danach mit großen Netzen und Keschern zu fangen und in Sortierbottiche zu geben. So wurde der Teich in mehreren Zügen leergefischt. Diese Abfischfeste im Waldviertel haben jahrhundertelange Tradition.
Das Spektakel lockte auch heuer wieder viele Kinder an den Teich. Die zehnjährige Clara reiste beispielsweise mit ihrer Familie aus Wien an. Sie hatte bereits einen Karpfen in der Hand: „Der fühlt sich so klebrig und eklig an.“ Sie fand es besonders schön, die Tiere angreifen zu dürfen, wie sie im Gespräch mit noe.ORF.at stolz erzählte.
Der Waldviertler Karpfen ist eine Spezialität in Niederösterreich. Besonders mache ihn sein geringer Fettanteil (von nur sieben Prozent), erklärt Koch- und Karpfenexperte Reinhard Sprinzl beim Abfischfest. Aus dem Karpfen stellt Sprinzl auch Sushi her. Wichtig sei ihm Nachhaltigkeit: „Man kann den ganzen Fisch essen. Man kann sogar die Flossen essen. Weiß man nicht, aber ich bin von Kopf bis Fuß – eigentlich von Kopf bis Schwanz – auf Karpfen eingestellt.“
Klimawandel spürbar
Der Klimawandel macht sich zunehmend auch bei den Abfischfesten bemerkbar. Der Karpfen sei zwar sehr wärmeliebend, die Temperaturspitzen im Sommer seien deshalb auch nicht das Problem, sondern die Verdunstung und der wenige Regen, erklärt Leo Kirchmaier von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Das Wasser fehle hauptsächlich bei den Himmelteichen, die vom Regen abhängig seien.
Neben den Wasserständen sei aber auch die Außentemperatur beim Abfischen ausschlaggebend. Hat es über zehn Grad, dann brauchen Fische mehr Sauerstoff und bewegen sich deshalb auch mehr. Das kann beim Abfischen hinderlich sein. Ob die traditionsreichen Feste in Zeiten des Klimawandels künftig weiter in den Spätherbst verlegt werden müssen, werden die kommenden Jahre zeigen.