Gesundheitszentrum St. Pölten
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Gesundheit

Ein privates „Spital“ für 2.000 Patienten

Das Universitätsklinikum St. Pölten hat einen kleinen, privaten Mitbewerber bekommen: Das Gesundheitszentrum im Süden St. Pöltens ist so etwas wie ein privates Spital – ohne Bettenstation, aber mit vielen medizinischen Angeboten.

Die Idee keimte auf, nachdem das Primärversorgungszentrum (PVZ) im Süden St. Pöltens wegen des Patienten-Ansturms teilweise in Container übersiedeln musste. In unmittelbarer Nähe ist das Medizinlogistik-Unternehmen „Medlog“ angesiedelt, dem es ähnlich erging. Dessen Gründer Franz Holler aber wollte mehr als nur ein größeres PVZ, er entwickelte ein Gesundheitszentrum, das nach eineinhalb Jahren Bauzeit nun eröffnet wurde.

Neben dem Primärversorgungszentrum mit 14 Ordinationsräumen für 19 Kassen- und Kinderärzte stehen auch Ordinationen zahlreicher anderer Fachbereiche zur Verfügung – zum Teil Kassen-, zum Teil Wahlärzte. Urologie, Endoskopie, Sportmedizin und Chirurgie auf Kassenstellen, Neurologie, Dermatologie und HNO sind Wahlärzte. Dazu kommen zwei OP-Säle für ambulante Operationen, die von insgesamt 14 Chirurginnen und Chirurgen abgewickelt werden. Ein ganzes Stockwerk nimmt das größte Facharzt-Labor Niederösterreichs ein, dazu kommt Physiotherapie, ein Bandagist, eine Apotheke und ein Seminarzentrum.

Die Gesundheit als Geschäftsmodell

Genaue Summen will sich Bauherr Franz Holler nicht entlocken lassen, er spricht aber von einem „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“, der investiert wurde. Die Gesundheit als Geschäftsmodell funktioniere, sagt er: „Wir haben einen überwiegenden Anteil an Kassenmedizin, das Gesundheitsangebot ist leistbar für jeden. Wir wollten auch zeigen, dass es möglich ist, ohne öffentliche Förderungen von Stadt und Land zu finanzieren, mit einem Kreditinstitut, das an die Idee glaubt. Das ist möglich und es ist auch möglich, es wirtschaftlich zu betreiben und wirtschaftlich zu errichten.“

Was sich danach anhört, als läge die Zukunft der Gesundheitsversorgung nicht nur im öffentlichen, sondern auch im Privatbereich. „Die Mischung zwischen Kassenmedizin und privaten Initiativen macht es aus. Konzept und Umsetzung müssen stimmen“, so Holler.

Eröffnungs-Band durchschneiden
Michaela Pichler
Am Freitag wurde das Gesundheitszentrum eröffnet

Medizinischer „One-Stop-Shop“

Rafael Pichler war Leiter im bisherigen Primärversorgungszentrum und hat jetzt deutlich großzügigere Möglichkeiten räumlicher Natur, die von zahlreichen Patientinnen und Patienten genützt werden. Das sich beim Lokalaugenschein am Eröffnungstag, die Wartezimmer waren voll.

„Es war ursprünglich in einer kleineren Dimension geplant, hat sich aber im Laufe der Zeit zu einem immer größeren Projekt entwickelt“, so Pichler. „Jetzt ist es, so glauben wir, ein Vorzeigeprojekt, ein medizinischer ‚One-Stop-Shop‘, in dem ich als Patient die Auswahl der ärztlichen und therapeutischen Betreuung habe, aber auch im selben Haus in die Apotheke um Medikamente oder ins Sanitätshaus um Verbandszeug gehen kann.“

Jetzt kommt noch ein Röntgeninstitut

Eine Herausforderung war es für den Architekten Andreas Aichberger, denn das Projekt wurde ständig adaptiert: „Wir mussten in der Planungsphase eine Aufstockung unterbringen, um die entsprechenden Nutzflächen zu schaffen, die erforderlich waren, gleichzeitig kamen während des Baus immer wieder neue Mieter dazu und damit neue medizinische Bereiche. Das mussten wir mit-integrieren.“

Selbst jetzt nach der Eröffnung ist das Zentrum noch nicht fertig, Franz Holler plant eine Erweiterung. Zusätzlich zu seinem Medlog-Standort und dem Gesundheitszentrum soll ein Röntgen-Institut entstehen, in einem neuen Gebäude, dessen Bau im Dezember begonnen werden soll. Holler bezeichnet sein Projekt als „Medizin-Campus“. Ein Beispiel dafür, wie viel privater Anteil im Gesundheitssystem der Zukunft stecken könnte.