Europäische Literaturtage 2022 in Krems
Sascha Osaka/Europäische Literaturtage
Sascha Osaka/Europäische Literaturtage
Kultur

Literaturtage: „Tiere und andere Menschen“

Unter dem Thema „Tiere und andere Menschen“ finden von 16. bis 19. November die Europäischen Literaturtage 2023 in Krems statt. Vier Tage lang widmet sich „ein inspirierendes wie unterhaltsames Programm dem Verhältnis von Tier und Mensch“, so die Veranstalter.

Sind Vernunft, Sprache, Selbstwahrnehmung und moralisches Verhalten Fähigkeiten, die dem Menschen vorbehalten sind? Stürzen neue wissenschaftliche Erkenntnisse den Menschen als vermeintlich legitimen Herrscher über die Welt von seinem Thron? Kann der Blick der Tiere ihm helfen, sich als geschwisterlicher Teil aller Lebewesen dieser Erde zu begreifen? Und welche Rolle spielen Tiere dabei in der Gegenwartsliteratur? Diese Fragen sollen bei den Europäischen Literaturtagen in Krems beantwortet werden, aus dem Blickwinkel er Literatur, der Philosophie und der Tierethik.

Auf Einladung des österreichischen Schriftstellers und Kurators Walter Grond werden u.a. Michael Köhlmeier, Anne Sophie Meincke, Teresa Präauer, Jan Wagner, Mara-Daria Cojocaru, Sophia Kimmig, Bodo Hell, Eva Meijer, Tara June Winch, Michal Hvorecky, Hilal Sezgin sowie der diesjährige Preisträger des Ehrenpreises des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln, Philippe Sands, in Krems erwartet.

Europäische Literaturtage 2022 in Krems
Sascha Osaka/Europäische Literaturtage
Ausgesuchte Vorträge, Lesungen und Diskussionen der Europäischen Literaturtage im Klangraum Krems Minoritenkirche können über einen Livestream mitverfolgt werden

Über die Würde und den freien Willen bei Tier und Mensch

Zur Eröffnung am 16. November im Klangraum Krems Minoritenkirche sprechen der Schriftsteller Michael Köhlmeier und die Philosophin Anne Sophie Meincke mit Katja Gasser über das menschliche und tierische Fabulieren, über die Sprache, die Würde und den freien Willen bei Mensch und Tier.

Im Gesprächsformat „Themen unserer Zeit“ (17. und 18. November) diskutieren unter vielen anderen Mara-Daria Cojocaru und Eva Meijer über die vierte Kränkung des Menschen. Michal Hvorecky und Sophie Kimmig setzen sich mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Nacht auseinander. Hilal Sezgin teilt ihre Erfahrungen vom Leben mit Tieren.

Sibylle Grimbert und Tara June Winch thematisieren aussterbende Kulturen und Tierarten: Winch erzählt in „Wie rote Erde“ davon, wie Menschen und Tiere das Leben von Generationen einer schwindenden Aborigine-Kultur prägten, Grimbert beschreibt in „Der letzte seiner Art“ die Liebe eines Zoologen zu einem Riesenalk, dem letzten Exemplar einer seltenen pinguinähnlichen Vogelart. Die musikalisch-literarischen Abendveranstaltungen „Worte und Töne“ sind Werken von Teresa Präauer (17. November, gemeinsam mit Anna Mabo) und Mara-Daria Cojocaru (18. November, gemeinsam mit Bodo Hell und Ramsch & Rosen) gewidmet.

Ehrenpreis des Buchhandels an Philippe Sands

Als Abschluss der Europäischen Literaturtage wird am 19. November in einer feierlichen Matinee im Klangraum Krems Minoritenkirche der Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln an den in London lebenden Schriftsteller Philippe Sands verliehen. Die Laudatio hält Ernst Strouhal. Die seit 1990 vergebene Ehrung ist mit 10.000 Euro dotiert und würdigt Literaturschaffende, die durch ihr Œuvre einen Beitrag zu einem friedlichen Miteinander in Europa geleistet haben.

Philippe Sands
Christian André Strand
Philippe Sands erhält den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln

„Philippe Sands gehört fraglos zu den weltweit herausragendsten Juristen und Intellektuellen, die den gesellschaftlichen Diskurs bestimmen und sich für eine bessere Welt einsetzen“, begründet Benedikt Föger als Präsident des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels die Entscheidung für den heurigen Preisträger.

Ehrung, weil sich Sands „für eine bessere Welt einsetzt“

Sands wurde am 17. Oktober 1960 in London geboren, ist Anwalt, Professor für Internationales Recht und Direktor des Centre for International Courts and Tribunals am University College London. Zu seinen Veröffentlichungen zählen etwa „Rückkehr nach Lemberg. Über die Ursprünge von Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit" (2017), „Die Rattenlinie. Ein Nazi auf der Flucht“ (2020) und „Die letzte Kolonie. Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Indischen Ozean“ (2023).

Mit dieser Würdigung steht Sands in einer illustren Reihe mit prominenten Vorgängern. So konnten sich seit 1990 bereits Persönlichkeiten wie Viktor Frankl, Franz König, Simon Wiesenthal, Hugo Portisch, Christine Nöstlinger, Josef Haslinger, Erich Hackl, Barbara Frischmuth, Martin Pollack, Erika Pluhar, Armin Thurnher und Alfred Komarek über die Ehrung freuen. In den Jahren 2020 bis 2022 wurden A. L. Kennedy, Navid Kermani und Miljenko Jergovic mit dem Preis ausgezeichnet.