Bett, Schlafen, Schlafstörung
Krista Mangulsone/Unsplash
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Gesundheit

Wenn Schlafen zum Dauerstress wird

Bei Menschen, die an Schlafapnoe leiden, befindet sich der Körper nachts durch ständige Atemaussetzer statt in einer Erholungsphase im Dauerstress. Im Schlaflabor in Melk hat man sich in den vergangenen 20 Jahren auf die Behandlung dieser Schlafstörung spezialisiert.

Etwa ein Drittel unserer Lebenszeit – ca. 24 Jahre – verbringen wir damit, zu schlafen. Menschen mit Schlafapnoe können von erholsamen Nächten allerdings nur träumen. Und auch deren Partnerinnen und Partner – oft sind sie es, die das Problem thematisieren, denn die Schlafstörung äußert sich unter anderem durch besonders lautes Schnarchen.

„Das ist eine riesige Belastung, in der Früh waren wir immer beide grantig“, erzählt etwa ein Patient aus St. Pölten, „meine Frau war eigentlich eine Heldin. Sie hat mich in der Nacht immer wieder gedreht, ich habe das nicht einmal mitbekommen.“ Die nächtliche Geräuschkulisse wird bei Schlafapnoe von Atemaussetzern unterbrochen, die bis zu zwei Minuten dauern können.

Quälende Dauermüdigkeit

„Der Patient wird dann von den köpereigenen Regulatoren geweckt, damit er wieder zu atmen beginnt“, erklärt Michael Preinreich, Stationsleiter des Schlaflabors im Landesklinikum Melk, „die Sauerstoffsättigung sinkt, der Puls steigt, der Körper ist eigentlich nie in einem Regenerationsmodus, sondern immer in einem gewissen Stresszustand.“

Patient mit Schlafmaske
ORF
Den meisten Betroffenen mit Schlafapnoe kann mit einer Atemmaske geholfen werden

Untertags folgt dann eine lähmende Müdigkeit, die zu Konzentrationsstörungen führt, „die Leistungsfähigkeit nimmt deutlich ab“, so Preinreich. Immer wieder würden auch Patienten und Patientinnen ins Schlaflabor kommen, die durch Sekundenschlaf beim Autofahren bereits eine brenzlige Situation oder einen Unfall erlebt haben, „und es steigt auch die Gefahr, psychische Probleme zu entwickeln, wie Burn-Out oder Erschöpfungssyndrom.“

Behandlung mit Atemmaske

Der Grund für Schlafapnoe ist in erster Linie eine Muskelschwäche in den oberen Atemwegen. Den meisten Betroffenen kann mit einer Schlafmaske geholfen werden, die die Atemwege durch Überdruck offen hält. Auf Erfolgserlebnisse muss man dabei nicht lange warten. „Ich war zum ersten Mal seit einem Jahr ausgeschlafen. Das war wie ein kleiner Schock, weil ich erkannt habe, dass ich doch ein großes Problem hatte“, schildert der Patient, für den die Schlafmaske mittlerweile selbstverständlich geworden ist.

Im Schlaflabor des Landesklinikums hat man sich in den 20 Jahren seines Bestehens auf schlafbezogene Atmungsstörungen spezialisiert. Jährlich werden hier etwa 1.500 Schlafuntersuchungen durchgeführt. Mit 28 Elektroden werden unter anderem Gehirnströme, Muskel- und Atemaktivität, Puls und die Sauerstoffsättigung gemessen. Liegt eine Schlafapnoe vor, wird in einer weitere Nacht die Schlafmaske auf den Patienten oder die Patientin eingestellt.

Untersuchung im Schlaflabor Melk
ORF/Zrost
Im Schlaflabor wird eine genaue Diagnose der Schlafstörung vorgenommen

Chronische Schlafstörungen ärztlich abklären lassen

Bleibt Schlafapnoe unbehandelt, ist nicht nur die Tagesmüdigkeit ein Problem, es können in weiterer Folge auch Herzrhythmsstörungen oder Bluthochdruck auftreten. „Das sind wiederum Risikofaktoren für weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfälle und Herzinfarkte oder auch die Entwicklung einer Demenz“, erklärt Johannes Lechner, Leiter des Schlaflabors in Melk.

ORF Schwerpunkt

Dem Thema „Erholsamer Schlaf“ widmet der ORF von 16. bis 25.11. einen „Bewusst-gesund“-Schwerpunkt.

Chronische Schlafstörungen sollten deshalb abgeklärt werden. Lechner: „Grundsätzlich gilt die Regel: Wenn Patienten öfter als dreimal pro Woche über mehr als vier Wochen hinweg Probleme mit ihrem Schlaf haben, sollten sie sich an Ärzte wenden.“ Bei einer entsprechenden Diagnose könnten auch Medikamente gegen Schlafprobleme zum Einsatz kommen. Von „selbst verordneten Schlaftabletten“ rät er in „Niederösterreich heute“ vom Samstag allerdings ab.

Studiogespräch zu Schlafstörungen

Die Verkaufszahlen von Apotheken zeigen, dass vermehrt zu Schlaf- und Beruhigungsmitteln gegriffen wird. Johannes Lechner ist zu Gast im Studio von „Niederösterreich Heute“ und klärt unter anderem die Frage, für wen diese Medikamente geeignet sind und berichtet von den neuesten Erkenntnissen in der Schlafforschung.

Dass immer mehr Menschen ihren Schlaf mit Smart Watches überwachen, habe nicht nur Vorteile, sagt er. „Es kann auch zu einer Übersensibilisierung kommen“, so Lechner. „Patienten, die eigentlich gar keine Sorgen über ihren Schlaf haben und gut schlafen, werden dann eher verunsichert.“ Viel mehr solle man darauf achten, den eigenen Schlafbedarf zu decken, sich gesund zu ernähren und nicht mit vollem Magen schlafen zu gehen. Und auch eine ruhige Schlafstätte mit wenig Licht und möglichst wenigen Ablenkungen könne zu besserem Schlaf beitragen.