Außenansicht Hotel Panhans
Kultur.Sommer.Semmering
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Neue Leaks

Panhans: Dokumente enthüllen neue Details

Das Hotel Panhans (Bezirk Neunkirchen) und ukrainische Investoren auf dem Semmering haben in den vergangenen Jahren für viele Schlagzeilen gesorgt. Neue Einblicke geben nun Dokumente aus Zypern, die vom ORF-Magazin „Eco“ und von der Zeitung „Der Standard“ aufgearbeitet wurden.

Die große Zeit der Sommerfrische auf dem Semmering für die gut Betuchten aus der Stadt ist längst vorbei. Vor Jahrzehnten schon ging es hier wirtschaftlich bergab. Umso wichtiger sind Feierlichkeiten wie jene vergangene Woche. Gleich zwei Landeshauptleute gaben sich anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Weltkulturerbes Semmeringbahn die Ehre.

„Dann bin ich guter Dinge, dass auch auf dem Semmering bald alles in Bewegung sein wird, nicht nur die Eisenbahn“, sagte der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) hinsichtlich der Tatsache, dass die größten Hotels in der Gegend endlich neue Eigentümer gefunden haben. „Diese Region aus dem Dornröschenschlaf zu bringen ist sicherlich ein Projekt von zehn Jahren“, ergänzte Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).

Schellenbacher bot fünf Millionen Euro

Warten ist man mittlerweile in Semmering gewohnt. Das altehrwürdige Hotel Panhans etwa wird seit zehn Jahren aufwendig renoviert, nachdem es 2012 sogar Insolvenz anmelden musste. Doch dann kam Thomas Schellenbacher, damals 48 Jahre alt, ein Unternehmer aus Niederösterreich, mit seiner Firma IBS Umwelt- und Verkehrstechnik. Er wollte ins Hotelgewerbe einsteigen und bot fünf Millionen Euro. Schon damals wurde gerätselt, woher das Geld kam. Es sei das seiner Firma gewesen, betonte er gegenüber „Eco“.

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Schellenbacher wollte ins Hotelgewerbe einsteigen und bot fünf Millionen Euro

Der damalige Verkauf des prestigeträchtigen Grandhotels ließ den ehemaligen Panhans-Chef fragend zurück. Drei Jahrzehnte lang war Eduard Aberham Hoteldirektor. 2011 ging er in Pension, ein Jahr später wurde das Hotel verkauft. „Da kam dann eine sehr kuriose Entscheidung, dass eine Leittechnikfirma neuer Eigentümer des Panhans geworden ist“, so Aberham im Gespräch mit „Eco“. Und kurios deshalb, „weil es doch nicht unmittelbar zum Geschäftsfeld einer Leittechnikfirma gehört, ein Hotel zu betreiben“, so der ehemalige Hoteldirektor.

Dokumente legen tatsächliche Geldgeber offen

Nun werden immer mehr Hintergründe zu diesem kuriosen Deal bekannt – aus Dokumenten des Recherchenetzwerkes International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). Mehrere Millionen Dateien aus Zypern wurden den Journalisten zugespielt. Einige davon legen die tatsächlichen Geldgeber der Panhans-Investoren offen: Im September 2012 vergab die zypriotische Firma Vensimars einen Kredit in Höhe von sechs Millionen Euro an die IBS, die Firma von Schellenbacher, um das Hotel Panhans zu kaufen. Nur wenige Wochen nach dem Kauf verkaufte Schellenbacher dann seine Anteile am Hotel an eine neu gegründete Firma – um einen Euro.

Im Stadtzentrum von Limassol in Zypern soll laut Recherchen die Firma der Panhans-Käufer sitzen. Laut den Dokumenten heißt die Eigentümerin Oxana Palyzja. Sie ist die Frau von Ihor Palyzja. Er ist Ex-Manager der staatlichen Mineralöl- und Gaskonzerne Naftogas und Ukrnafta und war 2012 Abgeordneter im ukrainischen Parlament. Zudem gehören ihm 25 Prozent der Firma von Schellenbacher, der IBS.

Viktor Babushchak, aktueller Geschäftsführer der Panhans Holding, bestätigte gegenüber „Eco“, dass „Herr Zachar Palyzja und seine Mutter“ die wahren Eigentümer seien. Mittlerweile gehören den Palyzjas auch Teile der Bergbahnen und weitere Hotels am Semmering. Im Skigebiet in Bukowel, dem größten in der Ukraine, ist die Familie ebenfalls engagiert.

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Das Hotel Panhans sorgte in den vergangenen Jahren für viele Schlagzeilen

Ermittlungen wegen Geldwäscherei

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft begann wegen des Vorwurfes der Geldwäscherei zu ermitteln. Auch in der Ukraine wurde mittlerweile ermittelt. Die Staatsanwaltschaft bat die Kollegen um Rechtshilfe. Denn inzwischen ging es nicht mehr nur ums Panhans, sondern um mehr: Ukrainer sollen zehn Millionen Euro in die Hand genommen haben, um Schellenbacher in den österreichischen Nationalrat zu bringen – eine Parteispende an führende FPÖ-Politiker. Allen voran der damalige Parteichef Heinz Christian Strache, so der Verdacht der Staatsanwaltschaft.

TV-Hinweis

„Eco“ widmete sich am Donnerstag um 22.30 in ORF2 den dubiosen Geldflüssen aus Zypern und der Geschichte des Hotels Panhans auf dem Semmering – mehr dazu in tv.ORF.at.

Bezahlt haben soll ein enger Freund der Palyzjas, Ihor Kolomojskyj. Der Oligarch ist Gründer der größten Bank der Ukraine, der Privatbank. Er ist Miteigentümer des Skigebietes Bukowel, in dem eben auch die Panhans-Eigentümer engagiert sind. Er war ehemaliger Gouverneur der Oblast Dnipropetrowsk, also quasi Landeshauptmann, und wurde am 2. September dieses Jahres verhaftet.

Die Vorwürfe der Justiz lauten Korruption, Geldwäsche und Betrug. Denn aus der Privatbank verschwanden in den Jahren Milliarden. 2016 musste sie dann notverstaatlicht werden. Etwa zur selben Zeit tauchten die angeblichen Investments in Österreich auf. Das könnte Zufall sein. Der Geschäftsführer des Panhans bestand jedenfalls darauf, nichts mit dem Oligarchen Kolomojskyj zu tun zu haben. „Selbstverständlich halten wir uns an alle notwendigen Richtlinien“, so Babushchak. „Ich kann auf jeden Fall hier klar sagen, dass da überhaupt kein Bezug und keine Verbindung besteht.“

Der Fall „Panhans“

Hunderte Millionen Euro Steuergeld werden innerhalb der Europäischen Union auf einer Steueroase versteckt – auf Zypern. Das belegt ein 1,3 Terrabyte großer Datensatz, der dem Internationalen Konsortium investigativer JournalistInnen – kurz ICIJ – zugespielt wurde. 272 Journalistinnen und Journalisten aus 55 Ländern und von 69 Medien – in Österreich ORF und „Der Standard“ – recherchierten acht Monate lang und durchforsteten die 3,6 Millionen Dokumente. Und die Spur des Geldes führt auch nach Österreich, genauer gesagt auf den Semmering in ein Grandhotel. Dessen damaliger Käufer – ein ehemaliger FPÖ-Nationalratsabgeordneter – betonte bisher immer, dass das Geld für den Kauf des Hotels von ihm sei. Die jetzt veröffentlichten Daten widerlegen seine Aussage. Der Fall „Panhans“ wirft die Frage auf: Woher kommt das Geld für den Kauf und war er sauber?

Nationalratswahlkampf 2013 als Höhepunkt

Der Höhepunkt der Geschichte: der Nationalratswahlkampf 2013, kurz nachdem das Panhans verkauft wurde. Die FPÖ präsentierte damals drei Newcomer. Einer von ihnen war Schellenbacher. Die FPÖ gewann die Wahl. Auf Anweisung von Strache mussten allerdings gleich drei FPÖ-Kandidaten auf ihr Mandat verzichten, damit Schellenbacher einziehen konnte.

Am Ende wurden alle Ermittlungen, was die ukrainischen Investments betrifft, eingestellt. Bis heute bestreiten alle Beteiligten, irgendetwas damit zu tun zu haben. Strache etwa schrieb: „Die falschen Vorwürfe sind uralt, wurden von den Ermittlungsbehörden geprüft und rechtskräftig eingestellt.“ Und auf dem Semmering will man lieber nach vorne schauen. Um die 40 Millionen hätten die Ukrainer mittlerweile investiert, hieß es.