Busfahrer
AKNÖ/ÖGB NÖ
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Verkehr

Busfahrer bemängeln fehlende WC-Möglichkeiten

Stundenlang hinter dem Steuer zu sitzen ohne die Möglichkeit, auf die Toilette gehen zu können: Für viele Busfahrerinnen und -fahrer ist das Alltag. Die Gewerkschaft fordert Verbesserungen, denn Grund dafür dürften unter anderem zu dichte Fahrpläne sein.

Der Schubertpark ist einer der Busverkehrsknotenpunkte in Tulln. Wegen fehlender WC-Anlagen müssen die Busfahrerinnen und Busfahrer hier inmitten der Stadt – so wie an vielen weiteren Orten – Vorlieb mit dem Gebüsch nehmen, wie Busfahrer Mirza Omerovic bei einem Besuch von noe.ORF.at schildert. „Das geht, solange die Büsche und Bäume noch Blätter tragen.“ Noch unangenehmer sei die Situation im Winter, „weil gleich dahinter eine Schule liegt“.

Thomas Stiller, der selbst auch Betriebsrat in einem Busunternehmen ist, bestätigt, dass mangelnde Toilettenmöglichkeiten allgemein ein großes Problem für die Betroffenen darstellen, und erklärt, warum es für die Fahrerinnen und Fahrer schwierig sei, öffentliche Toiletten aufzusuchen.

„Unser Riesenproblem in ganz Niederösterreich ist, dass unsere Buspläne so zusammengestoppelt sind, dass es oft gar nicht möglich ist, WC-Pausen zu machen.“ Und dort, wo es theoretisch zeitlich möglich wäre, mangelt es oft am geeigneten Ort. „Das ist dann oft neben einem Acker, wo es kaum möglich ist, auf eine Toilette zu gehen“, so die Kritik des Betriebsrates.

Stundenlange Fahrten mit voller Blase

Auch das Arbeitsschutzgesetz greife nur bedingt, wird in der Branche bemängelt. Der Grund dafür: Ein Bus gelte nicht als Betriebsstätte. Mehrere Stunden ohne passende WC-Pausen seien keine Seltenheit, und die Pandemie habe es noch schwieriger gemacht, öffentliche Toiletten zu finden. „Durch Corona, muss man ganz ehrlich sagen, ist die Wirtshausstruktur zusammengebrochen“, so Stiller.

„Wir haben vier Stunden reine Lenkzeit, bis uns gesetzlich eine Pause zusteht. Und wenn du stehst – ob an den Bushaltestellen oder an Ampeln – dann ist das Arbeitszeit und keine Lenkzeit. Diese kann dann bis zu sechs Stunden ausgedehnt werden“, schildert der Betriebsrat. „Und dann kann es passieren, dass man nach fünfeinhalb Stunden endlich einmal eine halbe Stunde neben einem Acker steht, aber was, wenn daneben ein Privathaus ist?“

Mangelnde WC-Möglichkeiten für BusfahrerInnen
ORF
Auch wenn ein Bus alle paar Minuten anhält: Fahrpläne müssen eingehalten werden, und öffentliche WCs liegen nicht immer nahe der Haltestelle

Für Frauen ist die Situation laut Stiller noch einmal verschärft. „Eine Kollegin hat mich völlig verzweifelt angesprochen. Sie hatte eine lange Stehpause auf dem Land ohne WC-Möglichkeit und wurde von einem Jugendlichen gefilmt, wie sie sich hinter dem Bus erleichtert hat. Das Video hat der Jugendliche dann auch noch auf Social Media gestellt“, so Stiller.

Gewerkschaft sieht Verkehrsverbund in Pflicht

Die Gewerkschaft kritisiert nicht die Busunternehmen, sondern fordert den Verkehrsverbund Ostregion (VOR) auf, die Fahrpläne auszudünnen und Pausenräume an Anfangs- und Endhaltestellen sicherzustellen: „Das muss schon im Zuge der Ausschreibungen passieren. Also der, der ausschreibt, muss entweder die Nassräume und Posträume zur Verfügung stellen oder muss in den Ausschreibungen dafür Sorge tragen, dass entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden“, so Christian Biegler-Powolny, Regionalsekretär beim niederösterreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB NÖ).

Beim VOR spielt man den Ball an die Gewerkschaft zurück. Pressesprecher Georg Huemer zufolge wolle man sich „natürlich nicht dem Gespräch verweigern“, allerdings wäre aus Sicht des Verkehrsverbunds eine kollektivvertragliche Regelung „eine klarere und bessere und auch besser durchsetzbare Regelung – dann, wenn die Sozialpartner sich zusammensetzen und dieses wichtige Thema angreifen“.

„Nicht bei menschlichen Bedürfnissen sparen“

Der ÖGB ruft Busfahrerinnen und Busfahrer nun auf, sich zu melden, um die Mängel landesweit zu erheben. „Wir können den Busunternehmen nicht vorschreiben, welche Einsatzpläne sie für ihre Beschäftigten haben“, so VOR-Sprecher Huemer, „wir können aber gemeinsam mit unseren Partnern, den Busunternehmen und im Gespräch mit Gemeinden versuchen, solche Themen zu lösen. Ich möchte aber auch appellieren, die Möglichkeiten eines Kollektivvertrags zu bedenken.“

Omerovic bezeichnet die aktuelle Situation jedenfalls als „No-Go“, denn die Busfahrerinnen und Busfahrer seien heute „allgemein die Leidtragenden“. Nachdem aus Klimaschutzgründen der öffentliche Verkehr stetig ausgebaut und die Fahrpläne dichter werden, „möchte man Klimaschutz auf unsere Kosten machen. Aber man kann nicht bei den menschlichen Bedürfnissen sparen“, so Omerovic.