Käserei Gloggnitz Listerien Vorwürfe
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Gericht

Listerienprozess: Berichte über Mängel

Im Prozess rund um fünf Todesfälle nach Listerieninfektionen in einer Käserei in Gloggnitz berichtet der Lebensmittelinspektor von Mängeln im Betrieb. Der frühere Chef der Käserei bestreitet die Vorwürfe und schiebt die Schuld von sich, der Prozess wurde vertagt.

In den Restaurants soll „regelmäßig“ nach Ablauf der Mindesthaltbarkeit serviert worden sein, so die Aussage des angeklagten Chefs der inzwischen geschlossenen Käserei Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen). Der beschuldigte 39-Jährige soll Hygienebestimmungen missachtet und vom Lebensmittelinspektor aufgetragene Mängelbehebungen, unter anderem aus finanziellen Gründen, nicht durchgeführt haben. Die Gerätschaften sollen außerdem nicht instand gehalten worden sein.

Der Prozess wurde am Donnerstag fortgesetzt, fünf Menschen starben nach dem Verzehr kontaminierter Produkte. Dem aus Serbien stammenden Angeklagten wird grob fahrlässige Tötung und grob fahrlässige schwere Körperverletzung beziehungsweise grob fahrlässige Körperverletzung angelastet. Er bestreitet die Vorwürfe. Um dem Einwand des Angeklagten nachzugehen, wurde die Verhandlung am Landesgericht Wiener Neustadt auf Jänner vertagt.

Schwere Gesundheitsschäden und Todesfälle

Eine 33-Jährige berichtete am Donnerstag von Schwindel und Übelkeit nach dem Verzehr von Kajmak in einem Wiener Restaurant im Oktober 2022. Zwölf Tage später kam es aufgrund von Listerien zu einer Frühgeburt. Ihre Tochter musste künstlich beatmet werden und erlitt eine Sepsis. Das Neugeborene musste mehrere Wochen lang im Krankenhaus bleiben.

Von März 2020 bis Oktober 2022 gab es laut der Richterin nachweislich Gesundheitsschädigungen und Todesfälle durch kontaminierte Lebensmittel. Nach der zweiten Insolvenz der Käserei Ende 2022 wurde heuer mit Beschluss vom 12. April die Schließung angeordnet. Der zuständige Lebensmittelinspektor sagte, die Käserei sei „nie besonders auffällig“ gewesen, gegen Ende hin seien die Mängel aber „massiver“ geworden. Im September 2022 wurde laut Staatsanwaltschaft ein Bakterienstamm u. a. im Reiferaum des Betriebs nachgewiesen, die Produktion wurde per Bescheid untersagt.

Befragungen gehen bei nächstem Termin weiter

Beim nächsten Prozesstermin soll unter anderem ein Verantwortlicher des inzwischen geschlossenen Restaurants als Zeuge befragt werden, auch ein medizinisches Gutachten wird Thema sein. Befragt wurde am Donnerstag die Tochter einer Wienerin, die nach dem Verzehr kontaminierter Lebensmittel im Spital starb. Die Frau schloss sich ebenso wie die 33-Jährige als weitere Privatbeteiligte an dem Verfahren an.