Mit „Mario und der Zauberer“ schrieb Thomas Mann ein Jahr, nachdem er den Literaturnobelpreis erhalten hatte, diesen Text über den aufkommenden Faschismus. „Erschreckend aktuell wird dabei die philosophische wie politische Frage nach der Freiheit des Willens und der Neigung des Menschen, sich verführen zu lassen, gestellt. Der Regisseur Sebastian Schimböck überträgt Thomas Manns Meisterwerk in einen soghaften Monolog für den Schauspieler Sven Kaschte“, heißt es auf der Website des Landestheaters Niederösterreich.
Worum geht es in dem 50-Minuten-Stück? Wie jedes Jahr verbringt die Familie des Erzählers in „Mario und der Zauberer“ ihren Sommerurlaub am italienischen Mittelmeer. Doch dieses Mal ist etwas anders. "Die sommerliche Unbeschwertheit und Leichtigkeit des Seins weicht einem Unbehagen. Es herrscht eine merkwürdig bedrohliche Stimmung, ausgelöst durch patriotische Parolen und Diskriminierung gegenüber den ausländischen Touristen.
„Man verstand bald, dass Politisches umging“
Mit Besorgnis stellt der Erzähler fest: „Man verstand bald, dass Politisches umging, die Idee der Nation im Spiele war.“ Kurz bevor die Familie beschließt abzureisen, besuchen sie die Vorstellung des Zauberers und Hypnotiseurs namens Cavaliere Cipolla. Cipolla begeistert sein Publikum mit faszinierenden Kunststücken, aber er spielt auch mit den Menschen, demütigt sie und zwingt ihnen seinen Willen auf. Höhepunkt der Veranstaltung ist die Verführung des jungen Kellners Mario, der unter Hypnose zu einer entwürdigenden Tat gezwungen wird.
Thomas Mann war lange vor der Machtübernahme Hitlers als konsequenter Gegner des Nationalsozialismus bekannt. Angesichts des nationalsozialistischen Wahlerfolges warnte der Schriftsteller bereits im Oktober 1930 in seiner Berliner Rede „Appell an die Vernunft“ vor dem drohenden Rückfall in die Barbarei, seitdem war er starken Anfeindungen ausgesetzt. Im Februar 1933 kehrte er von einer Vortragsreise nicht mehr nach Deutschland zurück.
„Mario und der Zauberer“ wird am 15. Dezember (19.30 Uhr) in der Theaterwerkstatt des Landestheaters gezeigt
Alina Groer schreibt in den „Niederösterreichischen Nachrichten“ über die Premiere: „Die Erzählerfigur, gespielt von Sven Kaschte, schlüpft während des Monologs immer wieder in andere Rollen und kommt dabei mit wenigen Requisiten aus. Ein Handtuch, auf dem eine Karte von Italien abgebildet ist, fungiert zuerst als Landkarte, als Kleid einer Grande Dame im Hotel, dann als Tischdecke und Serviette eines Kellners im Restaurant und als Umhang von Zauberer Cavaliere Cipolla, dessen Vorstellung die Familie des Erzählers eines Abends besucht.“
Eva Riebler, Obfrau der Literarischen Gesellschaft St. Pölten, meint in ihrem Internet-Blog über die Aufführung: „Der Schauspieler Sven Kaschte, der seit dieser Spielsaison zum Ensemble des Landestheaters gehört, meisterte großartig alle Rollen! Mit Bravour spielte er den Vater zweier Kinder im Badeurlaub in Torre de Veneto, den Kellner Mario oder den Zauberer Cipolla. Er brauchte weder die in der Erzählung vorkommenden Requisiten wie Reitpeitsche, Zylinderhut oder weißen Schal des Zauberers, um ihn vor den Augen des Publikums leibhaftig entstehen zu lassen. Eindrücklich brachte er Thomas Manns Weisheiten und ließ die Ideen der kommenden NSDAP anklingen.“