Wirtschaft

Zahl der Firmenpleiten stark gestiegen

Eine Analyse des Kreditschutzverbands KSV1870 für das Jahr 2023 zeigt, dass die Insolvenzen heuer um rund zehn Prozent gestiegen sind. Davon betroffen sind rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch 2024 ist mit keiner Trendwende zu rechnen.

2023 ist die Zahl an Unternehmensinsolvenzen stark gestiegen, in Niederösterreich verzeichnet der KSV1870 1.047 Fälle. Damit ist die Anzahl gegenüber dem Vorjahr um rund zehn Prozent gestiegen. 2022 waren es noch 951 Insolvenzen. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 ist der Anstieg jedoch noch einmal höher: Damals gab es 861 Unternehmensinsolvenzen in Niederösterreich.

Zudem sind auch die vorläufigen Passiva zuletzt in die Höhe geschnellt. Derzeit liegen diese bei 607 Millionen Euro, ein Anstieg um 57 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022. Die Gründe für die zahlreichen Insolvenzen sind vielfältig. Nach Einschätzungen des Kreditschutzverbandes liegen diese insbesondere am massiven Kostenanstieg, der sinkenden Auftragslage, sowie schrumpfender Kaufkraft.

Handel besonders stark betroffen

Warum die vorläufigen Passiva so hoch sind, lässt sich laut KSV1870 vor allem auf die vier Großinsolvenzen im Handel zurückführen. 132 Millionen Euro entfallen auf kika/Leiner, 80 Millionen Euro auf die KSR Group, 25 Millionen auf die VEREG GmbH und weitere 21 Millionen auf die Forstinger Österreich GmbH. Auch die Insolvenz im Immobilienbereich bei Nikos Bakirzoglu lässt die vorläufigen Passiva einmal mehr um 38 Millionen Euro steigen.

Neben dem Handel waren aber auch die Bauwirtschaft – 195 Insolvenzen – sowie die Gastronomie – 120 Insolvenzen – heuer stark betroffen. „Die Handelsunternehmen leiden nach wie vor unter der anhaltend hohen Inflation verbunden mit dem Kaufkraftverlust der Kunden. Die Baubranche verzeichnet einen starken Rückgang bei den Aufträgen, bedingt durch die verschärften Kreditvergaberichtlinien und steigenden Zinsen“, so Brigitte Dostal, Leiterin des KSV1870 Insolvenz Wien/Niederösterreich/Burgenland, in einer Aussendung. Die Gastronomie würde zudem am akuten Personalmangel leiden.

Anstieg bei Betroffenen

Die zahlreichen Insolvenzen haben auch zu einem deutlichen Anstieg bei den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geführt. Waren im Jahr 2022 rund 2.600 Personen von Insolvenzen betroffen, sind es im heurigen Jahr rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zudem sind rund 8.300 Gläubiger betroffen, ein Anstieg um 37 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022. Neben den Großinsolvenzverfahren sei die hohe Anzahl an Betroffen auch auf Unternehmen zurückzuführen, die eine rechtzeitige Sanierung verabsäumt haben, erklärt Dostal in der Aussendung weiter.

Und auch der Ausblick auf das Jahr 2024 ist getrübt, derzeit wird keine Trendwende erwartet. Unter anderem werden Inflation und Energiekosten anhaltende Herausforderungen bleiben. "Nach unserer Einschätzung wird sich der Anstieg der Unternehmensinsolvenzen auch 2024 fortsetzen. Dieser wird aller Voraussicht nach in einer ähnlichen Dimension erfolgen wie in diesem Jahr. Für Niederösterreich würde das rund 1.200 Firmenpleiten im kommenden Jahr bedeuten, womit das diesjährige Ergebnis um rund 150 Fälle übertroffen wäre“, so Dostal.

Österreichweit: Meiste Firmenpleiten seit zehn Jahren

Doch es gibt auch verhältnismäßig positive Nachrichten. „Trotz dieser erschwerenden Einflüsse, die sich negativ auf die wirtschaftliche Lage der niederösterreichischen Unternehmen auswirken, muss positiv hervorgehoben werden, dass Niederösterreich mit 80 eröffneten Sanierungsverfahren österreichweit im Spitzenfeld liegt. Diese Unternehmen haben die Chance einer Sanierung aufgegriffen und rechtzeitig einen Insolvenzantrag gestellt“, so Dostal. Einmal mehr wurde dazu aufgerufen, Insolvenzen rechtzeitig zu beantragen.

Generell kann österreichweit keine gute Bilanz gezogen werden. Die Zahl der Anträge stieg 2023 im Vorjahresvergleich um 13 Prozent, wie die Gläubigerschützer am Mittwoch mitteilten. Betroffen sind 5.401 Unternehmen, das entspricht 15 Firmenpleiten pro Tag und so vielen Fällen wie zuletzt vor zehn Jahren. Auch die vorläufigen Passiva seien nicht zuletzt wegen der Pleite der Signa Holding GmbH massiv gestiegen, hieß es.