Bilanz VOR Flex
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Verkehr

VOR Flex als „Öffi“-Modell für das ganze Land

Ein flächendeckendes „Öffi“-Netz galt in Niederösterreich lange als unmöglich. Jetzt könnte ein System gefunden sein, das dem zumindest nahe kommt. Das VOR-Flex-System wird derzeit im Raum Amstetten erprobt. Schrittweise ist eine Ausweitung auf ganz Niederösterreich geplant.

Im Einsatz sind derzeit fünf Siebensitzer-Elektrokleinbusse, die individuell angefordert werden können. Mindestens eine Stunde vor Abreise muss per Handy-App oder per Telefon das Taxi bestellt werden, das dann zum gewünschten Sammelpunkt kommt und den Passagier oder auch mehrere Passagiere zu einem anderen Sammelpunkt befördert.

Dieser befindet sich in der Regel dort, wo es einen Anschluss an das Großraumautobusnetz oder die Bahn gibt. Dasselbe gilt für die Rückreise. All das zum Tarif des Verkehrsverbundes Ostregion (VOR), also als Einzelfahrkarte, die beim Fahrer zu bezahlen ist oder auch mit Zeitkarten bis hin zum Klimaticket.

Große Testfläche

Der Unterschied zu bisherigen Projekten wie in Tulln, Melk und Maria Anzbach (Bezirk St. Pölten) ist im Fall von „Amstetten West“ die große Fläche, auf der das System erstmals getestet wird. Beteiligt sind die Gemeinden St. Georgen am Ybbsfelde, Zeillern, Oed-Öhling, Wallsee-Sindelburg, Strengberg, Ardagger, Viehdorf, Neustadtl an der Donau, Biberbach, Haag, Seitenstetten, Wolfsbach und Aschbach-Markt (alle Bezirk Amstetten).

Mit diesen Gemeinden wurde ein Netz an Haltepunkten ermittelt, von denen Menschen mit dem VOR-Flex-Sammeltaxi abgeholt bzw. zu denen sie hingebracht werden. Dazu kommen Haltepunkte in wichtigen Gemeinden im Umfeld, allen voran Amstetten, aber etwa auch Waidhofen an der Ybbs, Blindenmarkt (Bezirk Melk) und Ybbs an der Donau.

Fahrgastzahlen steigen rasant an

In Kraft ist das VOR-Flex-System im Mostviertel seit 1. Juli, seitdem nahm die Fahrgastzahl sukzessive zu, bestätigt Projektleiterin Barbara Bilderl: „Von 200 Personen in der ersten Juli-Woche bis zuletzt 500 Personen pro Woche, Tendenz steigend.“ Probleme gibt sie zu: Die App habe zu Beginn nur fehlerhaft funktioniert, das sei inzwischen ausgemerzt.

Und es gibt nach wie vor Beschwerden, dass zu Stoßzeiten kaum Fahrten zu buchen sind, weil das System durch die große Nachfrage überlastet ist. Die Situation sei bekannt, so Bilderl, es werde derzeit evaluiert und etwa die Anschaffung weiterer Fahrzeuge überlegt. Da das Netz in dieser Größe und Dichte erstmals ausprobiert worden sei, sei man noch im Lernprozess und optimiere.

Großer Zuspruch für Modell

Dennoch: Der Zuspruch ist groß, bestätigt auch Wolfgang Schroll, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes. Ein Grund sei, dass die Taxifahrten nach Bedarf ohne Aufpreis genutzt werden können, so Schroll im „Niederösterreich heute“-Gespräch. Derzeit befinde man sich sogar an der oberen Grenze an möglichen Fahrten.

Gespräch mit VOR-Geschäftsführer

Wolfgang Schroll, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Ost-Region (VOR), spricht über Details und die weiteren Schritte im Ausbau des Flex-Systems.

„Jeder Fahrgast im öffentlichen Verkehr ist natürlich im Hinblick auf nachhaltige Mobilität ein gewonnener Schritt in die richtige Richtung“, sagt Schroll. Ein Ausrollen des Projekts sei natürlich geplant, das könne aber nur schrittweise erfolgen.

System soll in ganz Niederösterreich kommen

Politisch sei der Wille da, das Angebot auf ganz Niederösterreich auszurollen, betont der für Verkehr zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ): „Es ist nicht nachvollziehbar, dass Großraumbusse leer durch die Gegend fahren. Das verursacht hohe Kosten – im Übrigen für die Steuerzahler – und bringt im Endeffekt nichts. Mit diesem System schaffen wir es, praktisch von zu Hause abgeholt zu werden bei effizienterer Nutzung. Und das hat bis jetzt sehr gut funktioniert.“

Allerdings wird ein Ausrollen noch etwas dauern, schränkt er ein: „Einige Jahre, weil wir mit den Unternehmern in den einzelnen ausgeschriebenen Regionen Zehnjahresverträge haben, ich kann nicht in jeder Region hineinspringen und den Vertrag auflösen. So ein neues System kann man nicht von heute auf morgen flächendeckend ausrollen.“ Aber Amstetten West soll als Modellfall für weitere Regionen mit diesem System dienen, der nächste Schritt wird wohl im Weinviertel gesetzt.