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UMWELT & KLIMA

PV-Anlagen: Vorbehalte bei Freiflächen

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts IMAS ist die Zustimmung zur Solarenergie vor allem im Privatbereich hoch. Allerdings möchte jeder Zweite keine PV-Anlage auf Freiflächen in der Gemeinde. Auch dieser Ausbau sei aber notwendig, sagen Experten.

Die Zustimmung für die Gewinnung von Strom aus Sonnenenergie scheint in Niederösterreich enorm hoch zu sein: 94 Prozent der Befragten geben demnach an, dass mehr in Sonnenenergie investiert werden sollte. Auch Windenergie und Wasserkraft erhalten mit rund 80 Prozent eine hohe Zustimmung. Lediglich Kohle und Gas (19 Prozent) schneiden schlecht ab. 12 Prozent der Befragten finden, dass mehr in Atomstrom in Niederösterreich investiert werden sollte.

Die repräsentative Umfrage wurde mit 600 Personen in Niederösterreich ab 16 Jahren mittels computergestützten telefonischen Interviews durchgeführt. Ein besonderer Fokus lag auf PV-Anlagen: Die Meinungen bezüglich des Standortes der PV-Anlagen gehen allerdings auseinander.

Während die Zustimmung für den Ausbau von PV-Anlagen im privaten Bereich – also auf Wohnanlagen oder Eigenheimen – mit 94 Prozent recht hoch ist, wollen nur 44 Prozent, dass diese auch auf Freiflächen, wie Wiesen oder Äcker, ausgebaut werden. Der Aussage „Ich möchte in meiner Gemeinde keine Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen“ stimmt jeder Zweite zu. Ebenso hoch ist der Anteil jener, die sagen, von größeren PV-Kraftwerken auf Freiflächen außerhalb der Ortschaft gestört zu sein. Der Ausbau in diesem Bereich dürfte im Sinne der Klimaziele aber weiter vorangetrieben werden.

Experte: „Ausbau auf versiegelten Flächen reicht nicht“

Das Land Niederösterreich hat sich nämlich das Ziel gesetzt, bis 2030 die PV-Energie um das Zehnfache zu steigern. „Für die Zielerreichung werden allerdings PV-Installationen auf Dächern und anderen versiegelten Flächen nicht ausreichen, weswegen auch Großflächenanlagen auf minderwertigem landwirtschaftlichen Grund geplant werden müssen“, so Hubert Fechner, Obmann der österreichischen Technologie-Plattform Photovoltaik Austria. Das würden auch Analysen des Vereins zeigen.

PV-Anlagen auf Freiflächen seien außerdem viel besser als ihr Ruf, zumindest bei Biodiversitäts-Anlagen: „Auf diesen Flächen entwickelt sich eine Biodiversität, wie wir sonst kaum in der Natur finden“, so Fechner gegenüber noe.ORF.at. So auch bei der Agri-Photovoltaik, wo Landwirtschaft und Sonnenenergie kombiniert wird.

Politik nach Krisen gefordert

Auch die vergangenen Krisen, insbesondere die hohe Teuerung, haben die Energieversorgung in Niederösterreich verändert. Das merkt auch die Bevölkerung: Rund vier von fünf Befragten sehen zumindest eher starke Auswirkungen der aktuellen Krisensituation auf die Energiegewinnung.

Gefordert sehen diesbezüglich viele die Politik: 90 Prozent der niederösterreichischen Bevölkerung sind der Meinung, dass sich Bund und Land verstärkt für den Ausbau erneuerbarer Energieträger einsetzen sollen. Von der eigenen Gemeinde erwarten sich das 82 Prozent. „Das ist schon wirklich eine politische Forderung, hier mehr zu tun“, so Paul Eiselsberg, Meinungsforscher beim IMAS-Institut. Wichtig dürfte den Befragten beim Ausbau vor allem die Versorgungssicherheit und der Preis sein.

Auf das Argument, dass die Stromnetze nicht gut genug ausgebaut sind, sagt Fechner, dass die Maßnahmen zum Stromnetz-Ausbau laufen. Es gehe nicht nur um den Ausbau der Stromnetze, sondern auch darum, die Verteilnetze besser kennenzulernen: „Die Photovoltaik macht zur meisten Zeit des Jahres keine großen Probleme, weil sie nur selten am Maximum arbeitet. Da wäre es schön, wenn die Stromnetze die Photovoltaik immer dann einspeisen, wenn es möglich ist und die Photovoltaik nur dann begrenzt oder stoppt, wenn dies wirklich technisch erforderlich ist.“