Wiener Ärztekammer fordert 30 Prozent mehr Gehalt und Personal sowie 30 Prozent weniger Bürokratie
APA/Sebastian Kahnert
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Gesundheit

Wochenendarzt fehlt in jedem vierten Sprengel

Immer wieder gibt es Beschwerden über fehlende ärztliche Bereitschaftsdienste am Wochenende. Die Ärztekammer Niederösterreich argumentiert, man könne die Ärzte nicht dazu zwingen. Im Schnitt gab es zuletzt in 74 Prozent der Sprengel Bereitschaftsdienste.

Bei den Wochenend- und Feiertagsbereitschaftsdiensten handle es sich um eine freiwillige Leistung, zu der keine Ärztinnen und Ärzte gezwungen werden können, betont Harald Schlögel, Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich. Zuletzt hatte es Beschwerden aus dem Raum Schwechat über eine fehlende ärztliche Versorgung am Wochenende gegeben, wie auch die Tageszeitung „Heute“ berichtete.

Wirtschaftliche Überlegungen dürften für die Wochenendärztinnen und -ärzte keine große Rolle spielen, wie eine Umfrage der Ärztekammer aus dem Frühjahr zeigt. 64 Prozent der Umfrageteilnehmer und -teilnehmerinnen, die Bereitschaftsdienste übernehmen, gaben an, dass sich dies wirtschaftlich nicht rechne. 57 Prozent gaben an, schon einmal daran gedacht zu haben, den Bereitschaftsdienst niederzulegen.

Freiwilligkeit seit 2019 in Kraft

Bis vor vier Jahren war die Verpflichtung zum Bereitschaftsdienst im Rahmen der entsprechenden Gesamtverträge mit der Gebietskrankenkasse verpflichtend. 2019 kippte der Verwaltungsgerichtshof die Regelung, seither können Ärztinnen und Ärzte nicht mehr verpflichtend zum Bereitschaftsdienst herangezogen werden.

Seit drei Jahren können allerdings nun auch Wahlärztinnen und -ärzte an den Bereitschaftsdiensten teilnehmen. Das habe dazu geführt, dass ein Großteil der Sprengel in Niederösterreich besetzt werden könne, argumentiert die Ärztekammer. Zahlen der Ärztekammer zeigen, dass von den 134 Sprengeln an 14 Wochenendtagen seit Anfang November im Schnitt 99 besetzt waren – das entspricht einem Anteil von 74 Prozent.

Hilfe im Nachbarsprengel oder über 1450

„Selbstverständlich wäre es wünschenswert, alle Wochenenden immer besetzen zu können, allerdings ist der Dienst freiwillig und damit ist diese Bereitschaft den teilnehmenden Kolleg:innen hochanzurechnen“, betont Schlögel gegenüber noe.ORF.at. Wenn ein Sprengel nicht besetzt ist, könne ärztliche Hilfe im Nachbarsprengel oder über die Gesundheitshotline 1450 eingeholt werden, heißt es.

Ein Vorteil sei, dass Niederösterreich mit 134 Sprengeln sehr engmaschig eingeteilt ist. Die Steiermark etwa habe insgesamt nur 24 Sprengel, so Schlögel: „Es ist in Niederösterreich für die Bevölkerung daher wesentlich einfacher, in einen Nachbarsprengel zu fahren, falls es im eigenen Sprengel an einem Wochenende keine allgemeinmedizinische Betreuung gibt.“