In Niederösterreich wurden am Samstag mehrere hundert entwurzelte und umgestürzte Bäume von Straßen sowie aus Telefon- und Stromleitungen beseitigt, berichtete Franz Resperger, Sprecher des Landesfeuerwehrverbrandes Niederösterreich. Aufgrund nasser und glitschiger Fahrbahnen gab es zudem mehr als 70 Verkehrsunfälle. Ein Pkw stürzte etwa auf der L89 nahe Texing (Bezirk Melk) in einen Bach. Der Lenker konnte sich ersten Informationen zufolge selbst befreien und blieb unverletzt.
Ab Samstagvormittag waren die Helfer abseits des Sturms zunehmend mit Hochwasser, Vermurungen und Überflutungen konfrontiert. „Vor allem in den Bezirken Krems, Melk, Neunkirchen, St. Pölten und Wiener Neustadt haben bereits einige Bäche die Hochwassergrenzen erreicht. Zudem stehen mehrere Keller und Straßenunterführungen unter Wasser“, hielt Resperger fest.
Hochwasserschutz errichtet
Allgemein blieb die Lage im Bundesland angespannt. „Entwarnung kann auch am heutigen Tag noch nicht gegeben werden“, betonte der Feuerwehrsprecher. Nervosität herrschte entlang der Donau. Laut Resperger war die Lage hier aber lediglich in Kritzendorf, einer Katastralgemeinde von Klosterneuburg (Bezirk Tulln), „ein wenig angespannt“.
In den Nachmittagsstunden wurde dort sicherheitshalber der Hochwasserschutz errichtet. „Weil unklar ist, wie viele Wassermengen durch die Schneeschmelze – höhere Temperaturen werden prognostiziert – noch in die Donau fließen werden“, sagte der Sprecher. In Schönbühel-Aggsbach (Bezirk Melk) entschied man sich, Phase 1 des Hochwasserschutzes aufzubauen. Auch in Emmersdorf (Bezirk Melk) kam es zu kleinräumigen Überflutungen.
Entwarnung kann auch am heutigen Tag noch nicht gegeben werden. „Das prophezeien uns die Meteorologen“, so Resperger. „Wir müssen mit weiterem Sturm und daher auch mit weiteren Feuerwehreinsätzen rechnen.“
130 Einsätze in der vergangenen Nacht
Schon in der Nacht auf Samstag mussten die Feuerwehren 130 Mal ausrücken, wie eine Statistik der Feuerwehr zeigte. Hotspot war der Südwesten Niederösterreichs, so Resperger gegenüber noe.ORF.at. „Das Problem wurde dadurch verschärft, dass der Sturm von heftigem Regen begleitet wurde“, so der Sprecher. Immer wieder mussten die Einsatzkräfte entwurzelte oder auf Strom- und Telefonleitungen gestürzte Bäume beseitigen, wichtige Straßenverbindungen seien kurzfristig blockiert worden. Auch überflutete Keller mussten ausgepumpt werden.
„Die Arbeiten waren für die Einsatzkräfte teilweise nicht ungefährlich, da in manchen Fällen während der Schneidearbeiten auch Bäume in unmittelbarer Nähe der Einsatzstelle zu Boden krachten“, so Resperger. Zu einer besonders gefährlichen Situation kam es in Waidhofen an der Thaya. Auf der B36 krachte ein mächtiger Baum auf die Straße, zwei Lenker konnten ihre Fahrzeuge nicht mehr rechtzeitig abbremsen und fuhren unter dem umstürzenden Baum durch. Die Autos wurden erwischt und beschädigt, beide Lenker blieben aber unverletzt.
In Waidhofen an der Ybbs fuhr ein Zug am Samstag in der Früh gegen einen umgestürzten Baum und konnte nicht weiterfahren. Die Feuerwehrleute mussten unter den Zug klettern und den Baum zerschneiden. Die Gleise waren beschädigt, die Strecke musste gesperrt werden. In Bira in der Gemeinde Aschbach (Bezirk Amstetten) stürzte ein Baum auf ein Haus. Verletzt wurde dabei niemand.
Große Lawinengefahr in den Bergen
Ein Thema blieb auch die Lawinengefahr. In den Türnitzer und den Ybbstaler Alpen, im Gippel-Göllergebiet sowie in der Rax-Schneeberggruppe wurde das Risiko oberhalb der Waldgrenze als groß (Stufe 4 von 5) eingestuft. Darunter galt – ebenso wie im Semmering-Wechselgebiet über der Waldgrenze – Stufe 3, also erhebliche Lawinengefahr.
„Durch den vielen Neuschnee sind weiterhin spontane Lockerschneelawinen aus steilem Fels- und Schrofengelände wahrscheinlich“, teilte der Warndienst mit. Am Sonntag dürfte es rasch wärmer werden, wodurch es in Hochlagen zur spontanen Entladung von Schneebrettern kommen könnte.