Soziales

Mit „Zeitpolster“ Zeit schenken und sammeln

Zeit an ältere Personen, Familien mit Kindern oder Menschen mit Behinderung schenken und sie eines Tages zurückbekommen, das ist das Konzept des Vereins Zeitpolster. Seit 2021 ist der Verein nach japanischem Vorbild in Niederösterreich tätig.

Die 87-jährige Hedi Salmer lebt seit einiger Zeit im Landespflegeheim in Mautern an der Donau (Bezirk Krems). Regelmäßig besuchen sie „helfende Hände“ vom Verein Zeitpolster, die ihr bei verschiedenen Tätigkeiten unter die Arme greifen. Das sei eine große Hilfe für sie, „weil meine Kinder nicht dauernd hin- und herfahren können“, so Salmer.

Einkaufen gehen, gemeinsam Zeit verbringen, aber auch pflegende Angehörige entlasten – es sind Tätigkeiten wie diese, die von den ehrenamtlichen Mitgliedern des Vereins erledigt werden. Das Prinzip dahinter ist simpel. „Jeder, der Hilfe leistet, kriegt eine Stunde für jede geleistete Stunde gutgeschrieben, auf ein Zeitguthaben quasi. Und das kann man dann später, wenn man Hilfe benötigt, ausgeben“, erklärt Christian Kronberger vom Zeitpolster-Team in Krems. Für Personen, die kein Zeitguthaben besitzen, kostet eine Stunde neun Euro.

190 Ehrenamtliche im Einsatz

Der Verein Zeitpolster wurde 2018 in Vorarlberg gegründet, „angeregt durch die Berichte eines Zeitgutschriftenmodells für Betreuungsleistungen in Japan“, wie es auf der Webseite heißt. Inzwischen ist der Verein in ganz Österreich tätig, in Niederösterreich seit 2021. „2021 haben wir drei Stunden geleistet, mittlerweile sind wir wahrscheinlich bei 6.000 Stunden“, so Kronberger über das Engagement des Zeitpolster-Teams in Krems.

Verein Zeitpolster
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Herta Berger (l.) besucht Hedi Salmer im Landespflegeheim in Mautern an der Donau

190 Helferinnen und Helfer zählt der Verein in Niederösterreich. Eine davon ist Herta Berger. Sie ist seit der Gründung der Gruppe in Krems ehrenamtliche Helferin. „Ich bin diplomierte Krankenschwester, bin dann in Pension gegangen und habe nach einem sinnvollen Job gesucht, um für mich selbst noch etwas wert zu sein und um jemand anderem Freude bereiten zu können“, erzählt sie.

Auch Angelika Fuchs engagiert sich seit eineinhalb Jahren bei dem Verein. Nach dem Tod ihres Mannes fiel sie in ein tiefes emotionales Loch. Im Internet stieß sie dann auf den Verein Zeitpolster. 20 Stunden ist sie pro Monat im Einsatz. Sie weiß aus eigener Erfahrung, dass anderen zu helfen auch selbst gut tut. „Es gibt einfach wieder einen Sinn in meinem Leben“, betont Fuchs.