Zivildiener beim österreichischen Roten Kreuz
APA/HANS KLAUS TECHT
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Soziales

Rettung sucht dringend Zivildiener

In Niederösterreich sind im nächsten halben Jahr noch Hunderte Zivildienststellen unbesetzt. Für den nächsten Einrücktermin im April, aber auch für Juli werden noch fieberhaft Bewerber gesucht. Betroffen sind vor allem die Rettungsorganisationen.

Im Rettungsdienst werden in Niederösterreich jedes Jahr die meisten Zivildiener gesucht – etwa 1.600 Jugendliche. 2022 waren das etwa 60 Prozent der 2.657 gemeldeten Stellen. Sie kümmern sich vor allem um Krankentransporte, also etwa dass Patientinnen und ältere Menschen in Spitäler, zu Ärzten und wieder nach Hause gebracht werden.

Die meisten würden sich ganz bewusst dafür entscheiden, so wie Patrick Bierbaum, der derzeit beim Roten Kreuz in Baden seinen Zivildienst leistet. Dieser Schritt war für ihn schon längere Zeit geplant, „weil ich auch schon mit meiner Ausbildung in die soziale Richtung gegangen bin“. Das Soziale steht auch jetzt im Vordergrund: „Ich lerne neue soziale Kompetenzen, ich lerne neue Leute kennen und kann anderen Menschen helfen, das gibt mir sehr viel zurück.“

Wunschtermin Oktober

Bierbaum begann wie sein Kollege Jon Bardhi im Oktober – und das ist kein Zufall: „Ich habe Anfang Juni maturiert, und deswegen wollte ich es möglichst zeitig nach der Matura machen“, erzählt Bardhi, „da bietet sich der Oktober relativ gut an, weil man noch etwas vom Sommer hat“. Ganz ähnlich argumentiert auch Bierbaum.

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ORF/Koller
Patrick Bierbaum und Jon Bardhi haben sich vor allem wegen der sozialen Tätigkeit für den Zivildienst entschieden

Das erklärt aber auch, warum die April-Termine jedes Jahr besonders schwer zu besetzen sind: Das Schuljahr läuft noch, ältere Schüler müssen neun Monate darauf warten. Beim Roten Kreuz fehlen im April heuer noch etwa 130 Zivildiener, die Hälfte der gewünschten Stellen. Das gilt auch für den Arbeitersamariterbund, dort sind aktuell noch 27 Stellen offen. Viele Plätze gibt es auch in den Kliniken und Pflegeheimen der Landesgesundheitsagentur oder bei der Lebenshilfe.

250 offene Zivildienstplätze

In ganz Niederösterreich gibt es im April derzeit noch mehr als 250 offene Zivildienststellen, im Juli sind es mehr als 330. Doch für die Einrückungstermine im Juli sind die Organisationen zuversichtlich, weil bis dahin das Schuljahr bzw. die Matura abgeschlossen ist. Aktuell bieten 122 Einrichtungen bzw. Organisationen im Land Plätze für den Zivildienst.

Die Suche nach Bewerbern ist in den vergangenen Jahren aber deutlich schwieriger geworden, heißt es fast überall. Die Gründe dafür seien unterschiedlich: Zum einen geburtenschwache Jahrgänge, andererseits würden die Organisationen Jahr für Jahr ihr gewünschtes Kontingent an Zivildienern aufstocken. Außerdem seien nicht alle Einrichtungen gleich betroffen, hört man. Jene, die sich gut um Zivildiener kümmern, würden von der Mundpropaganda der Jugendlichen profitieren, heißt es.

Bei der Zivildienstagentur heißt es, dass die Zuweisungen für die April-Termine erst beginnen und viele offene Stellen noch besetzt werden dürften. Doch die Lücke komplett zu füllen, wird sich wohl auch heuer nicht ganz ausgehen, und der eine oder andere Platz wird leer bleiben.