Kraftwerk Rosenburg EVN Absage Umwelt
EVN/Daniela Matejschek
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Umwelt & Klima

Rosenburg: EVN zieht Kraftwerkspläne zurück

Die EVN zieht die Pläne für den Ausbau des Kraftwerks Rosenburg (Bezirk Horn) zurück. Das Projekt, das seit 2017 von der Behörde geprüft wird, stieß in der Bevölkerung auf Widerstand. Statt des geplanten Ausbaus soll das Kraftwerk nun in kleinerem Ausmaß saniert werden.

„Wir wissen, dass wir Handlungsbedarf haben“, sagt EVN-Sprecher Stefan Zach. Denn beim Hochwasser 2002 wurden Teile der Wehranlage weggerissen und in den folgenden Jahren nur provisorisch saniert. Der Plan des Energieversorgers EVN umfasst neue Turbinen, Generatoren und Anlagenteile, aber auch große Eingriffe in die Natur.

Durch den Umbau der Wehranlage sollte das Stauziel, also die Höhe der Staumauer, von bisher vier auf künftig 5,6 Meter erhöht werden. Dadurch hätte sich das aufgestaute Wasser laut Berechnungen um 300 auf künftig 1.031 Meter verlängert. Unterhalb der Staumauer sollte das Flussbett laut EVN-Plänen auf einer Länge von eineinhalb Kilometern bis zu 1,5 Meter tief abgegraben werden.

„Mutwillige Naturzerstörung“

Nachdem die Pläne im Dezember 2015 vorgestellt wurden, formierte sich Widerstand. Die Gegner werfen der EVN eine „mutwillige Naturzerstörung in Schutzgebieten“ vor und erwarten „schwere Schäden für das wild-romantische Kamptal“ bei einer „bescheidenen Stromausbeute“. Vielmehr sollte die alte Anlage ersatzlos abgerissen werden, um den ursprünglichen Flusslauf wiederherzustellen.

Kraftwerk Rosenburg EVN Absage Umwelt
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Die Staumauer soll nach den aktuellen EVN-Plänen saniert, aber nicht erhöht werden

Trotz des Widerstands rechnet die EVN, dass der positive UVP-Bescheid unmittelbar bevorgestanden wäre, weil die Anlage in öffentlichem Interesse sei. Mit Blick auf den Klimaschutz bzw. die Klimaziele hätte es dafür wohl eine Ausnahme gegeben, heißt es.

Ungewisse Gerichtsverfahren

Trotzdem zog die EVN das Projekt nun überraschend zurück. Der Grund dafür sei, dass ein positiver UVP-Bescheid vermutlich beeinsprucht und das Projekt noch viele Jahre vor Gericht, möglicherweise bis zum Europäischen Gerichtshof, bekämpft worden wäre. Zach verweist auf ein geplantes Kraftwerk in Ferschnitz (Bezirk Amstetten), das seit 13 Jahren bei Gericht liegt.

Mit einer ähnlichen Verfahrenslänge rechnet man auch beim Projekt in Rosenburg. „Das dauert sehr lange und wir wissen nicht, wie es ausgeht.“ Irgendwann würde sich das Projekt auch wirtschaftlich nicht mehr rechnen. Doch auch die EVN hat Handlungsbedarf, denn die wasserrechtliche Bewilligung der Anlage läuft 2027 aus. Bis dahin muss das Kraftwerk auf dem Stand der Technik sein. Und die Anlage sei teilweise an der Grenze ihrer Lebensdauer.

Neue Pläne zur Sanierung

Deshalb will die EVN den Bestand nun sanieren, der Umfang sei in diesem Fall viel kleiner, sagt Zach. Die Staumauer wird nicht erhöht, und es wird auch keine Unterwassereintiefung geben. Die Wehranlage soll nur saniert, die Bauzeit verkürzt und zwei Kaplan-Turbinen sollen eingebaut werden. Die Stromerzeugung soll damit um 25 Prozent steigen, anstatt sich wie bisher geplant verdoppeln. „Das ist wirtschaftlich darstellbar“, sagt Zach, der mit einer raschen Genehmigung rechnet.

Kraftwerk Rosenburg EVN Absage Umwelt
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Seit mehr als 100 Jahren erzeugt das Kraftwerk Rosenburg für Haushalte in der Region Strom

Für die Klimawende brauche es alle Formen der erneuerbaren Energieformen, ist Zach überzeugt, der in den neuen Plänen einen „guten Kompromiss zwischen Klimaschutz und Naturschutz“ sieht. Bis 2027 soll die Sanierung des Kraftwerks laut den neuen Plänen abgeschlossen sein. Damit sei sichergestellt, dass die Anlage „noch weitere 100 Jahre läuft“.

Das Kraftwerk wurde 1907 errichtet, Eigentümer war ursprünglich die Stadt Horn. Von dieser Anlage aus begann die Elektrifizierung von etwa 100 Gemeinden im Kamptal. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kraftwerk von der Newag, der Vorläuferorganisation der EVN, übernommen. In den 1980er-Jahren sollte dort eine vierte, 22 Meter hohe Staumauer errichtet werden. Nach heftigen Protesten wurde das Projekt jedoch abgesagt.

„Sinnvoller Kompromiss“

Als einen „sinnvollen Kompromiss zwischen Naturschutz und dem dringend notwendigen Klimaschutz bzw. Erneuerbaren Energien“ bezeichnet auch der Ehrenpräsident des Umweltdachverbandes, Gerhard Heilingbrunner, die Entscheidung der EVN, die „von uns Naturschützern sehr begrüßt wird“.

Die Sanierung bestehender Wasserkraftwerke sei vernünftig, führe zu einer größeren erneuerbaren Stromerzeugung und trage so zum Klimaschutz bei. Gleichzeitig werden die Eingriffe in die Natur des Kamptals „in einem vertretbaren Ausmaß“ erfolgen, sagt Heilingbrunner: „Natur- und Artenschutz kann man nicht losgelöst von der Klimaerwärmung auf unserem Planten sehen.“