Visualisierung des Umbaus des ehemaligen Essl Museums zur Albertina Klosterneuburg
Albertina
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Kultur

Essl Museum wird im April als Albertina wiedereröffnet

Die Albertina erweckt das ehemalige Essl Museum in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) zu neuem Leben: Am 9. April wird das Haus, das einen großen Teil der Sammlung nach 1945 zeigen wird, als dritter Standort neben den beiden bisherigen in Wien eröffnet.

Ein Schwerpunkt in Klosterneubug wird der Skulptur gewidmet sein. Im dritten Standort – neben Albertina und Albertina modern in Wien – sollen die Arbeiten und Werke gleichsam in einer Art Schaudepot gezeigt werden. Das gab Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder am Dienstag bei seiner letzten Jahrespressekonferenz vor dem Direktionswechsel 2025 bekannt.

Präsentiert werden 100 selten gezeigte Werke

„Es ist nicht nur unsere Aufgabe zu sammeln, sondern die Werke auch zu zeigen“, so Schröder mit Verweis auf die ausgeschöpften räumlichen Erweiterungsmöglichkeiten in der Wiener Innenstadt. Das Haus in Klosterneuburg ermögliche es, Werke zu zeigen, die selten oder – etwa aus Platzgründen – nie der Öffentlichkeit präsentiert werden konnten.

Auch könne man in Klosterneuburg binnen kurzer Zeit Werke, die etwa für die Wissenschaft interessant sind, aus dem Depot holen und herzeigen. Auch für große Skulpturen werde es im Haus Platz geben, so werde etwa erstmals eine monumentale Videoskulptur von Marie-Jo Lafontaine ausgestellt.

Geöffnet sein soll das Haus, in dem etwa 100 großformatige Werke gezeigt werden sollen, künftig immer von etwa Mitte März bis Anfang November (donnerstags bis sonntags, 10.00 bis 18.00 Uhr), die ersten zwei Hängungen wird Schröder mit seinem Team selbst vornehmen. Shuttleservices aus Wien wie zu Essl-Zeiten werde es nicht geben, langfristig soll das Grünareal um das Museum als Skulpturengarten genützt werden, sobald die temporären Schulbauten, die sich derzeit dort befinden, abgesiedelt sind.

Visualisierung des Umbaus des ehemaligen Essl Museums zur Albertina Klosterneuburg
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So sollen die Flächen um das ehemalige Essl Museum genutzt werden

Keine zusätzlichen Subventionen notwendig

Über eine etwaige eigene Leitung für das Haus werde sein Nachfolger Ralph Gleis entscheiden, der sich „sehr über diesen neuen Standort“ freut. Zusätzliche Subventionen werde der Betrieb nicht erfordern, zumal das Haus bereits seit 2017 als Depot angemietet und betrieben wird.

Allerdings wird der Betrieb zusätzlich zu den Eigenmitteln vom neuen Jahrespartner – dem Verbund – unterstützt. Dieser findet sich indirekt auch im Ausstellungsprogramm 2024 wieder, feiert die Sammlung Verbund doch ihr 20-jähriges Jubiläum mit einer Ausstellung mit Neuerwerbungen im Kontext von „Gender, Identity & Diversity“. Einen direkten Zusammenhang zwischen Förderung und Ausstellung stellte Schröder jedoch in Abrede und verwies auf die Sammlungsleistung im Bereich feministischer Avantgarde.

Klosterneuburgs Bürgermeister Christoph Kaufmann (ÖVP) sprach via Aussendung von einem „Meilenstein für die Kulturstadt Klosterneuburg“. Die Albertina Klosterneuburg werde die Stadt „bereichern und für eine noch deutlichere, kulturelle Identität sorgen“.

Essl Museum
APA/Herbert Pfarrhofer
Das Gebäude des früheren Essl Museums wurde von der Albertina bisher als Depot genutzt

Von Roy Lichtenstein über Chagall bis zu Erwin Wurm

Das weitere Jahresprogramm der Albertina reicht von Roy Lichtenstein und Chagall in der Albertina bis zu einer Erwin-Wurm-Retrospektive in der Albertina modern: Anlässlich des 100. Geburtstags des Pop-Art-Künstlers Lichtenstein sind ab 8. März über 90 Gemälde, Skulpturen und Grafiken zu sehen. Diese stammen zu einem Großteil aus jener umfassenden Schenkung, die die Albertina 2023 von der Lichtenstein-Stiftung erhalten hat.

Die zeitgenössische Fotografie würdigt man mit einer Retrospektive des US-Amerikaners Gregory Crewdson ab 29. Mai, im Herbst folgt dann die große Chagall-Schau mit rund 90 Werken des Künstlers. In der Albertina modern stehen u. a. eine Schau zur Diversität der zeitgenössischen Sammlungen der Albertina sowie eben die Wurm-Retrospektive zu dessen 70. Geburtstag auf dem Programm.

1,2 Mio. Menschen besuchten 2023 die Albertina

Weitere Ausstellungen widmet die Albertina, die mit ihrer Vorjahresbesucherzahl von insgesamt über 1,2 Millionen Besuchern „wieder an das Niveau vor Coronazeiten“ anknüpfen konnte, u. a. der 1955 in Budapest geborene Künstlerin Eva Beresin („Thick Air“), dem 2015 verstorbenen österreichischen Maler Franz Grabmayr und dem US-Künstler Robert Longo mit seinen fotorealistischen Bildern.

Klaus Albrecht Schröder vor der Albertina
Vienna Art Week / Christian Wind
Schröder über die Zeit nach seinem Rückzug als Albertina-Generaldirektor: „Gerüchte, dass ich jetzt schon einen Nachruf verdiene, sind verfrüht.“

Eine „revolutionäre Ausstellung“ steht im Herbst mit „Egon Schiele – Adrian Ghenie“ auf dem Plan, wenn der rumänische Künstler „Schieles verlorene Werke“, die nur von Schwarz-Weiß-Fotografien bekannt sind, „zurück ins Sein bringt“. Als letzte Schau wird die Sammlung Othmar Huber ab 8. November gezeigt, der bereits in den 1930er Jahren Arbeiten u. a. von Klee, Kandinsky und Jawlensky erwarb. International freut sich die Albertina, dass mit den Sammlungsbeständen von Werken von Alex Katz ein neues Museum in Incheon (Südkorea) eröffnet wird.

Albertina erhielt Schenkungen im Wert von 50 Mio. Euro

Rückblickend auf das vergangene Jahr freute sich Schröder über Schenkungen im Wert von fast 50 Millionen Euro. Neben über 100 Werken aus der Schenkung der Lichtenstein Foundation wurde die Fotosammlung durch 182 Fotografien von Crewdson und 350 Fotografien von Joel Sternfeld erweitert. Was seine persönliche Zukunft ab 2025 angeht, ließ sich Schröder nicht in die Karten blicken. Derzeit habe er mit der Planung für die Ausstellungen sowie den neuen Standort genug zu tun. „Gerüchte, dass ich jetzt schon einen Nachruf verdiene, sind verfrüht.“