Villa in Küb
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Kultur

Küb: Sommerfrische als Buch aufgefrischt

Der Semmering und Reichenau sind bekannt für prachtvolle Villen und Hotels der Kaiserzeit. Aber Küb? Wer kennt den kleinen Ort als Teil Payerbachs, an der Südbahn gelegen? Ein neues Buch hat die Geschichte rund um den einst bedeutenden Sommerfrische-Ort aufgefrischt.

Küb (Bezirk Neunkirchen) liegt am Ausläufer des Kreuzberges, auf der anderen Seite des Berges liegt die Gemeinde Breitenstein. Beide Orte verbindet nicht nur der gemeinsame Berg, sondern auch die gemeinsame Geschichte als Kurorte und Refugium für betuchte Sommerfrischler der Habsburger-Monarchie. Bloß, dass auf der Breitensteiner Seite die Betuchteren ihre Villen besaßen oder die noch größeren Hotels errichtet wurden.

Die ganz Reichen haben sich am Semmering getroffen und dort ihre Sommersitze errichtet. Die gutsituierte höhere Klientel hat sich in Küb angesiedelt. Dort war es ein bisschen ruhiger, aber auch schön gelegen. „Man konnte vom Kreuzberg mit der Rodel herunterrutschen oder Skilaufen und hatte mit der Südbahn dennoch eine sehr gute Verbindung nach Wien, man war aber dem Trubel des Semmerings ein wenig entkommen“, erklärt Autor Manfred Matzka die Vorzüge des kleinen Ortes Küb.

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Die Villa Fuchs wurde von den Architekten des Südbahnhotels gebaut. Dem Einfluss des Herrn Fuchs ist es zu verdanken, dass der kleine Ort eine eigene Haltestelle der Südbahn besitzt – natürlich direkt vor der Villa.
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Hier wohnten erfolgreiche Eislaufkunstläufer
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Das „Haus an der Sonne“
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Die „Dependance“ ist einer der Hotelbauten, an denen man die einstige Bedeutung des Ortes heute noch ablesen kann
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Der junge Erwin Schrödinger soll in Küb zu Gast gewesen sein und sich in die Tochter des Hoteliers verliebt haben

Neuer Bewohner schreibt die Chronik des Ortes

Manfred Matzka, der umtriebige Publizist, der bereits viele Bücher zu historischen Themen verfasst hat, bewohnt selbst seit wenigen Jahren eine Villa im kleinen Ort Küb. Ausgehend von der Geschichte seines Hauses hat er die Nachbarn zur Geschichte deren Villen befragt. Daraus ist das aktuelle Buch entstanden, das nun quasi als Ortschronik gelten kann. So kennt Matzka als „junger“ Bürger Kübs den Ort besser als sehr viele andere Bewohner.

Die Villa Fuchs, in der Matzka mit seiner Familie wohnt, weist eine interessante, typisch „kakanisch“-österreichische Geschichte auf: Der einflussreiche Herr Fuchs war ein wichtiger Ingenieur der Südbahngesellschaft. Seinem Einfluss ist es zu verdanken, dass der kleine Ort eine eigene Haltestelle der Südbahn besitzt – und selbstredend befindet sich diese in unmittelbarer Nähe der Fuchs-Villa, wie Manfred Matzka anmerkt.

Villen mit bedeutenden Bewohnern von einst

Küb hat eine Bergseite, an der 17 historische Villen versammelt sind, alle mit interessanten Geschichten zu deren einstigen Besitzern oder Bewohnern. Das „Haus an der Sonne“ ließ einst eine wichtige Reform-Pädagogin aus Wien errichten, Eugenie „Genia“ Schwarzwald. Sie war eine österreichische Sozialreformerin und Frauenrechtsaktivistin, die insbesondere als Pionierin der Mädchenbildung bekannt ist. Auch ihre Villa in Küb diente einst als Mädchenschule.

Daneben ließen sich Ilse und Erik Pausin nieder. Das Geschwisterpaar war in den 1930er-Jahren mehrmals Vizeweltmeister und Vize-Europameister im Eiskunstlauf. Bei den Olympischen Spielen 1936 errangen sie die Silbermedaille. Im Hotel Küber Hof, einst das erste Haus, verliebte sich einst der junge Physiker Erwin Schrödinger unsterblich in die Tochter des Hotelbesitzers.

Kaiserin Elisabeth mietete sich einen Sommer lang die Villa Warrens, um der Nähe ihres Mannes auszuweichen. Und selbst die reichste Dame der Monarchie Helene Freifrau von Vetsera, Mutter von Mary Vetsera, besaß einst eine Villa in Küb. Ihr Haus steht, nach wie vor langsam verfallend, auf einem großen verwachsenen Grundstück gegenüber von Sisis Sommersitz.

Südbahn verlieh dem kleinen Ort Bedeutung

Das größte Bauwerk der 150-Einwohnergemeinde ist das Bahnviadukt der Semmeringbahn. Der Südbahn verdankt der Ort auch seinen Aufstieg und seine Bedeutung. In dieses architektonisch interessante Viadukt wurden mehr Steine verbaut als in alle Villen und Bauernhöfe des gesamten Ortes, erläutert Manfred Matzka.

An der steilsten Stelle der Südbahn ließ Carl Ritter von Ghega auch die Lokomotiven für die Südbahnstrecke in einem internationalen Wettbewerb testen. Es war ein aufsehenerregendes Ereignis für den kleinen Ort. Neben vielen hochrangigen Persönlichkeiten der Donaumonarchie war sogar der deutsche Kaiser angereist, um dieses Spektakel mitzuerleben.