Prandtauer Preis der Stadt Sankt Pölten
Arman Kalteis/Stadt St. Pölten
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Kultur

Fünf Prandtauer-Preise für Herausragendes

Die Stadt St. Pölten hat die Jakob-Prandtauer-Preise 2024 an Personen verliehen, die im Bereich Wissenschaft und Kunst herausragende Leistungen erbracht haben. Überreicht wurden die Preise an Lothar Fiedler, Martha Keil, Leopold Kogler, Robert Lehrbaumer und Marie Rötzer.

Der Jakob Prandtauer-Preis für Wissenschaft und Kunst ist ein von der Stadt St. Pölten vergebener Ehrenpreis. Der nach dem in der Stadt wirkenden Barockbaumeister Jakob Prandtauer (1660-1726) benannte Preis wurde seit 1968 in unregelmäßigen Abständen bisher 52 Mal verliehen.

Zuletzt wurden mit dem Jakob-Prandtauer-Preis der ehemalige Leiter der Kulturabteilung der Stadt, Thomas Karl, der Galerist und Kunstsammler Karl-Heinz Maringer und Brigitte Fürle, bis 2022 Intendantin des Festspielhauses St. Pölten, geehrt. Frühere Preisträger waren u.a. Norbert Steiner, Zdenka Becker, Mimi Wunderer, Hans Bankl, Gerhard Klingenberg, Renato Zanella, Alexander Bisenz, Ioan Holender, Hugo Portisch, Bernhard Wicki, Peter Minich und Jörg Demus.

Lothar Fiedler: Der Internist als Kulturvermittler

Seit 1982 ist Lothar Fiedler als niedergelassener Facharzt für innere Medizin in St. Pölten tätig. Er war Gründungsmitglied der Medizinischen Gesellschaft Niederösterreich, war u.a. Spitalsärztevertreter im Krankenhaus St. Pölten, Mitglied der Vollversammlung und Vorstandsmitglied der Ärztekammer Niederösterreich.

„Er hat sich aber nicht nur für die Gesundheitsversorgung seiner Mitmenschen engagiert, sondern für den Zugang zu kulturellem Angebot“, heißt es auf der Website der Stadt St. Pölten. Als Präsident der Freunde der Kultur St. Pölten sei er jahrelang nahe am künstlerischen Geschehen der Stadt gewesen, „eine Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, ganzjährig das vielfältige und abwechslungsreiche kulturelle Leben St. Pöltens einem interessierten Publikum zugänglich zu machen“.

Verleihung der Prandtauerpreise 2024: Matthias Stadler, Martha Keil, Lothar Fiedler, Marie Rötzer, Leopold Kogler, Robert Lehrbaumer, Susanne Binder-Novak und Harald Ludwig (von rechts)
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Verleihung der Jakob-Prandtauer-Preise 2024 (v.r.): Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ), Martha Keil, Lothar Fiedler, Marie Rötzer, Leopold Kogler, Robert Lehrbaumer, Gemeinderätin Susanne Binder-Novak (ÖVP) und Vizebürgermeister Harald Ludwig (SPÖ)

Martha Keil: Gegen das Vergessen

Sie ist wissenschaftliche Leiterin des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs, und seit 2023 auch wissenschaftliche Leiterin der Ehemaligen Synagoge St. Pölten: Martha Keil. Die Doktorin der Philosophie habilitierte sich 2007 für österreichische Geschichte an der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind jüdische Alltags- und Kulturgeschichte im mittelalterlichen Aschkenas, Frauengeschichte und Gender Studies in der Vormoderne sowie die jüdische Geschichte Österreichs.

Sie ist in zahlreichen Beiräten tätig, etwa in der Gesellschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden, im Beirat des Hauses der Geschichte in Niederösterreich oder im Beirat des Jüdischen Museums Hohenems. Unter anderem ist sie auch Mitglied des Kultursenats des Landes Niederösterreich sowie der historischen Kommission Krems.

Leopold Kogler: Maler und Kunstpädagoge

Als Maler, Grafiker und Kunstpädagoge blickt Leopold Kogler auf eine beeindruckende Karriere zurück. Er studierte nach einer Tischlerlehre an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien zunächst Innenarchitektur, bevor er das Studium der bildnerischen Erziehung und Werkerziehung abschloss. Die Studien der Kunstgeschichte, Publizistik und Sozialgeschichte beendete er mit dem Doktorat, ebenso das Soziologiestudium.

Seit 1976 erlangte Leopold Kogler mit seinen Bildern bei Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen im In- und Ausland große Bekanntheit. Er ist seit 2010 an der Spitze des Landesverbandes der niederösterreichischen Kunstvereine, und er leitet das Niederösterreichische Dokumentationszentrum für moderne Kunst in St. Pölten. Kogler war Fachinspektor für Bildnerische Erziehung beim Landesschulrat und leitet die Malakademie Niederösterreich.

Robert Lehrbaumer: Mit Musik rund um die Welt

Er war Mitglied der Mozart-Sängerknaben, und bereits als Neunjähriger absolvierte Robert Lehrbaumer Klavierauftritte auf Tourneen durch Österreich, Deutschland und der Schweiz. Es folgen Konzerttätigkeiten als Pianist, Organist und als Dirigent in nahezu allen Ländern und Hauptstädten Europas, in Nord-, Mittel- und Südamerika, Afrika sowie im Nahen und Fernen Osten. An der Wiener Musikhochschule studierte er Klavier, Orgel, Dirigieren und Tonsatz.

Als Musiker und Dirigent arbeitet er unter anderem mit den Wiener Philharmonikern, den Wiener Symphonikern und den Tonkünstlern Niederösterreich. Als künstlerischer Leiter der Meisterkonzerte St. Pölten bringt er auch jährlich „ein exzellentes Programm auf die Bühne“.

Marie Rötzer: Ensemblegeist steht an erster Stelle

„Goethe, Schiller und vor allem Nestroy als Schullektüre fand ich faszinierend“, verriet Marie Rötzer einmal in einem Interview. Seit der Spielzeit 2016/17 ist sie künstlerische Leiterin des Landestheaters Niederösterreich in St. Pölten. Unter Rötzers Leitung machte sich das Haus „mit seinem ausgezeichneten Ensemble, prominenten Gästen und internationalen Leading-Teams europaweit einen Namen“.

Hervorgehoben wurden auch zahlreiche partizipative Formate wie das Erinnerungsbüro oder das Bürger:innentheater. Marie Rötzers Tätigkeit findet auch breite und positive Resonanz. So wurde das Landestheater Niederösterreich in der „New York Times“ mit der österreichischen Erstaufführung von Elfriede Jelineks „Am Königsweg“ als eines der fünf besten Theater im deutschsprachigen Raum gelistet.