Kinder im Kindergarten, Zweijährige spielen mit Holzeisenbahn
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BILDUNG

Kindergarten: Flexibler Alltag für Zweijährige

Ab Herbst sollen in Niederösterreich auch Zweijährige die Kindergärten besuchen dürfen. Dieser Plan ist Teil eines Kinderbetreuungspakets des Landes. In den 15 Pilotkindergärten, wo Zweijährige schon betreut werden, zeigt sich, die ganz Kleinen brauchen einen flexiblen Alltag.

In Texing (Bezirk Melk) wurden zwei Kleinkindgruppen geschaffen, in denen nur die Zwei- und Dreijährigen betreut werden. Die größeren Kinder lernen und spielen Tür an Tür. So konnte die Einrichtung der Gruppen an die Größe der Kinder angepasst werden: die Waschbecken hängen noch niedriger, Tischbeine wurden verkürzt, kleinere Sesseln angeschafft und mehr Schlafmöglichkeiten geschaffen. Die Kleinen können sich so selbstständig durch den Kindergartenalltag bewegen. Die größeren Kinder treffen sie zwischendurch oder im Garten, die eigene Gruppe ist ihr „sicherer Hafen“, so die Kindergartenleiterin Kerstin Steinmetz beim Besuch von noe.ORF.at.

Alle Eltern, deren Kinder ursprünglich mit zweieinhalb Jahren in den Kindergarten beginnen sollten, haben in Texing die Möglichkeit genützt, und früher begonnen. Inzwischen kommen alle jeden Vormittag, was einen regelmäßigen Ablauf im Kindergarten ermöglicht, so Steinmetz. Der wurde für die Kleinen angepasst. Die Übergänge vom Spielen zur Jause oder von der Gruppe in den Garten oder Turnsaal nehmen etwa mehr Zeit in Anspruch. Die Kinder werden darauf vorbereitet und dann von den Pädagoginnen und Betreuerinnen Schritt für Schritt begleitet. Auch mehr und frühere Schlafmöglichkeiten wurden eingeplant. Auch der Austausch mit den Eltern sei intensiver. In Texing gehen heuer 70 Prozent der aktuell Zweijährigen bereits in den Kindergarten.

205 Kindergartengruppen in Bau oder Planung

Eine Quote, die klar über dem Durchschnitt liegt. Landesweit gesehen sind 30 Prozent der Unter-Dreijährigen in Betreuung. Das Ziel des Landes ist, dass die Quote durch den Ausbau der Kinderbetreuung auf 40 Prozent steigt.

Ausbauplan Kinderbetreuung

Aktuell gibt es in den Landeskindergärten rd. 3.230 Gruppen. Bis Ende 2027 sollen 600 zusätzliche Gruppen errichtet werden.

In den Tagesbetreuungseinrichtungen, die von den Gemeinden oder privaten Trägern betrieben werden, gibt es rd. 550 Gruppen. Hier sollen bis Ende 2027 zusätzlich 250 Gruppen entstehen.

Bis Ende 2027 werden zusätzlich etwa 600 Pädagoginnen und 1.750 Betreuerinnen benötigt.

Laut Berechnungen braucht es dafür bis Ende 2027 rund 600 Kindergartengruppen mehr. 205, also etwa ein Drittel davon, ist oder wird derzeit gebaut. Allein dafür kalkulieren Gemeinden und Land fast 150 Millionen Euro. Außerdem sollen bis 2027 die Kleinkindbetreuungen um etwa 250 Gruppen aufgestockt werden.

Eine Herausforderung sei es, die dafür notwendigen Pädagoginnen und Betreuerinnen zu finden, wie Land und Gemeinden einräumen, man sei aber mit den Ergebnissen zufrieden. Laut Personalvertreter Johann Zöhling wurden im Kindergartenjahr 2022/23 um fast 75 Prozent mehr Pädagoginnen aufgenommen als noch 2017/18 und mit Stand Februar werden wieder mehr aufgenommen worden sein als im gesamten vorigen Kindergartenjahr. Sowohl frisch ausgebildete Kindergartenpädagoginnen als auch berufserfahrene würden sich in Niederösterreich bewerben, so Zöhling. Er sieht den Grund dafür in den verbesserten Arbeitsbedingungen – kleinere Gruppengrößen und ein besserer Betreuungsschlüssel. Erst am Montag forderte eine Gruppe von Kindergarteninitiativen mehr Budget, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal von der Regierung – mehr dazu in Petition soll Politik aufrütteln(news.orf.at; 22.01.24)

Die zuständige Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) sieht das Land gut aufgestellt: „Wir haben vorgesorgt, das heißt mehr Pädagoginnen aufgenommen, als aktuell notwendig war. Damit es im September, wenn das neue Kindergartenjahr beginnt, keine Probleme gibt.“ Die Gemeinden, die für die Betreuerinnen zuständig sind, versuche man zu unterstützen, etwa durch AMS-Umschulungsprojekte, die Interessierten offenstehen, so Teschl-Hofmeister.

Kinder malen
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Garantie für Kindergartenplatz ab 2027

Einen garantierten Platz für jedes zweijährige Kind ab kommenden Herbst gibt es trotz des intensiven Ausbaus von Land und Gemeinden aber nicht, auch wenn man „gut unterwegs“ sei. „Aber wir haben nie versprochen, dass das ab 2024 schon für jeden gelten kann. Das können wir auch nicht versprechen. Bis Ende 2027, das ist unser Versprechen“, so die zuständige Bildungslandesrätin.

Alternativ versuche man Plätze etwa in Kleinkindbetreuungen anzubieten oder bei Tageseltern. In den Kleinkindbetreuungen sind die Vormittage kostenlos, die Förderungen für Tageseltern seien zuletzt erhöht worden, um das Angebot dem Kindergarten gleich oder annähernd gleich zu stellen, so Teschl-Hofmeister.