Psychologin Ulrike Urtz aus Zwettl mit Klientinnen
Claudia Schubert/ORF
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Gesundheit

Psychische Gesundheit: Rasche Hilfe für Junge

Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist laut Experten nach wie vor „besorgniserregend“. Das Programm „Gesund aus der Krise“ bietet deshalb kostenlose Behandlungen an. noe.ORF.at hat mit Jugendlichen gesprochen. Plätze sind noch vorhanden.

Im Dezember 2021 sorgte eine Studie der Donauuniversität Krems für Aufsehen. Von einer besorgniserregend hohen psychischen Belastung von Jugendlichen war damals die Rede. 62 Prozent der befragten Mädchen und 38 Prozent der Burschen zeigten eine mittelgradige depressive Symptomatik, machte Studienautor Christoph Pieh aufmerksam. Nicht erst seit Ausbruch der CoV-Pandemie und den danach folgenden Krisen klagten Fachleute über eine mangelhafte psychische Gesundheitsversorgung.

Im April 2022 startet deshalb das Programm „Gesund aus der Krise“. Aufgeteilt auf drei Jahre stehen dafür etwa 50 Millionen Euro zur Verfügung. Im Frühjahr beginnt die dritte Phase. Finanziert werden bis zu 15 Einheiten bei einer Psychologin oder einem Psychotherapeuten vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Das Programm richtet sich an alle Kinder und Jugendliche von null bis 21 Jahre.

Von Zukunftsängsten bis Suizidgedanken

Ulrike Urtz aus Zwettl ist eine von etwa 200 Behandlerinnen und Behandlern in Niederösterreich, die im Zuge von „Gesund aus der Krise“ junge Menschen ein Stück auf ihrem Weg begleiten. Laut ihrer Erfahrung berichten sehr viele von Zukunftsängsten, Depressionen bis zu Suizidgedanken: „Das hat sich schon sehr verdichtet, auch im Sinne der Nachwirkungen der Pandemie, den aktuellen Kriegen, Krisen und der Teuerung. Die Generation hat es wirklich nicht leicht. Was mich aber extrem beeindruckt, ist, dass sie darüber reden möchten, dass das Bewusstsein da ist, dass Hilfe möglich ist.“

Sahra, Anika und Caro sind bei Ulrike Urtz in Behandlung. Die 16-Jährigen aus dem Waldviertel haben unterschiedliche Beweggründe. Die Themen, die Jugendliche beschäftigen, seien vielfältig, erzählt Caro, „von Klimawandel bis Politik oder auch soziale Medien. Dieses Ganze ‚So musst du sein und so ist es falsch.‘ Uns beschäftigt auch, was die Erwachsenen denken und dass wir als faul bezeichnet werden. Da ist viel Unwissenheit der Erwachsenen dabei.“

„Es ist keine Schande, dass man Hilfe braucht“

Alle drei Jugendlichen berichten, dass ihnen die Behandlung bei Ulrike Urtz geholfen habe. Sahra findet, dass manche Menschen zu viel Scheu hätten, sich Hilfe zu suchen. „Weil sie vielleicht gesagt bekommen haben: ‚Du brauchst keine Hilfe, du schaffst das auch alleine.‘ Das finde ich wirklich schade. Es ist keine Schande, dass man Hilfe braucht, denn jeder braucht mal Hilfe.“

Im April 2022 startete das Programm „Gesund aus der Krise“. Seither nahmen etwa 9.000 Kinder und Jugendliche kostenlose psychologische oder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch. Das Budget wird bisher nicht ausgeschöpft und so gibt es nach wie vor genügend Kapazitäten. Auf einen Ersttermin wartet man derzeit zwei bis drei Wochen.