Energiegeladen, gesund und munter mit Hilfe eines Armbands, eines Pflasters oder eines Chips – das klingt reizvoll, aber kann das wirklich funktionieren? Die Herstellerfirmen sagen natürlich „Ja“, die wissenschaftlichen Betrachtungen der Donauuniversität Krems zeigen aber oft ein anderes Bild und kritisieren diese alternativen Gesundheitsprodukte. noe.ORF.at ging drei Produkten auf die Spur und hörte jeweils beide Seiten an.
Das erste Produkt auf dem Prüfstand ist ein sogenanntes Powerarmband. Das Versprechen: Es soll dem Träger oder der Trägerin konstant Energie liefern. Kernstück des Armbands ist ein Siliziumchip, der laut Hersteller beim Tragen Energie über den Herzmeridian abgibt. „Wir haben das mit Herzratenvariabilitätsmessungen getestet, bei über 20 Personen als eine Art Vorstudie. Das Armband hat bei jeder Person dieselbe Wirkung – also mehr Energie und weniger Stress“, so Günter Turtenwald, Geschäftsführer von Zisano, der Firma, die die Armbänder herstellt.
Silizium ist zweithäufigstes Element in der Erdkruste
Etwas anders sieht das die Wissenschaft. Jana Meixner, Medizinerin an der Donau-Universität Krems erklärt: „Dass Silizium eine Wirkung auf den Körper hat, kann man wissenschaftlich überhaupt nicht erklären, weil Silizium in der Erdkruste das zweithäufigste Element ist. Unser Körper ist voll mit Silizium. Warum das Siliziumchip am Körper getragen irgendwelche Wirkungen haben sollte, wenn eh rund um uns so viel Silizium ist, ist für mich absolut unschlüssig.“
Die Thematik wurde bereits vor Gericht behandelt, dort verpflichtete sich die Firma, nicht mit einer heilsamen Wirkung zu werben. Das Armband hat jedenfalls auch prominente Fürsprecher, unentgeltlich, wie betont wird. „Thomas Muster war sehr skeptisch gegenüber unserem Produkt, wir haben es ihm geschickt, er hat es getestet und hat gesagt, er versteht es zwar nicht, aber es wirkt“, so Geschäftsführer Turtenwald.
Eine wissenschaftliche Studie könne durch solche Empfehlungen und Erfahrungen aber nicht ersetzt werden, kritisiert wiederum die Medizinerin: „Das ist ganz nett, wenn das ein Spitzensportler empfiehlt. Manchmal bekommen sie Geld dafür. In anderen Fällen auch nicht, da sind sie davon überzeugt. Aber das kann nie eine wissenschaftliche Studie ersetzen.“
Schmerzen lindern durch Rillen-Pflaster
Ebenfalls am Markt sind die sogenannten Super Patches. Dabei handelt es sich um Pflaster zum Aufkleben auf die Haut. Die Wirkung soll auf einem Rillenmuster beruhen. Sie sollen Schmerzen lindern, gegen Schlafstörungen wirken, das Immunsystem stärken, Leistung und Konzentration steigern, beim Abnehmen helfen und noch vieles mehr.
Auch hier fehlen wieder wissenschaftliche Belege, sagt Meixner: „Wenn das funktionieren sollte, dann müsste jeder Stein im Schuh mir irgendwelche Informationen an meinen Körper senden. Tut er aber nicht. Wir sind ständig mit Informationen konfrontiert, die wir über die Haut bekommen. Warum sollte ein Pflaster mit Rillen mir da jetzt zusätzliche gesundheitliche Vorteile bieten?“
Kritik an Studien: Vergleichsgruppen fehlen
Die Herstellerfirma führt zwei Studien zum Beweis der Wirkung an – zum Schlafen und zu Schmerzen. Auch diese sieht die Medizinerin aber kritisch. „Die zwei Studien haben das ganz große Problem, dass sie keine Vergleichsgruppe haben. Es gibt keine Gruppe, die diese Patches nicht verwendet hat. Wir wissen nicht, wie es ohne diese Pflaster verlaufen wäre. Wir können den Placeboeffekt nicht ausschließen“, so Meixner. Auf die Anfrage von noe.ORF.at zu einer Stellungnahme reagierte die Firma von Super Patches nicht.
Das nächste Produkt auf der Liste von noe.ORF.at: Der eChi-Chip, ein Chip, der auf den Körper geklebt wird. Er wirbt mit einer langen Liste an Spitälern, Therapeuten und Prominenten. Bestimmte Frequenzen würden das Energiefeld der Zellen stimulieren. Dazu wurden Studien, unter anderem mit Zellen im Labor durchgeführt.
„Das ist für uns jetzt grundsätzlich schon mal nicht aussagekräftig, denn das sind eben einzelne Zellen und die können keine Wirkung am Menschen belegen. Dann gibt es noch andere Studien. Da war eine am Laufen, die ist weit weg von der Fertigstellung, so wie ich es interpretieren kann. Und die andere ist eine Beobachtungsstudie. Beide Studien haben aber wieder das ganz grundlegende Problem, dass sie keine Vergleichsgruppe haben. Es gibt keine Gruppe, die diesen Chip nicht getragen hat“, so Meixner.
Die Herstellerfirma des eChi-Chip lehnte auf Anfrage von noe.ORF.at eine Stellungnahme ab – man wolle nicht gemeinsam mit anderen Produkten genannt werden, hieß es.