Chronik

Erster österreichischer Tourist fliegt ins All

Als „Astronaut 025“ fliegt der gebürtige Waldviertler Franz Haider am Freitag ins All und ist damit der erste österreichische Weltraumtourist. Die Vorfreude auf das Erlebnis währt schon lange, vor 17 Jahren kaufte der Unternehmer das Ticket.

Vorfreude ist sprichwörtlich die schönste Freude. So lange wie Haider hat sie aber wohl noch kaum jemand verspürt: 17 Jahre wartete er auf seine Möglichkeit, ins All zu fliegen. 2007 kaufte Haider sein Ticket beim Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic, jetzt kann der Flug mit dem Namen „Galactic 06“ endlich stattfinden. Seit 2023 fliegt die Firma mit Touristinnen und Touristen ins All. Gemeinsam mit drei anderen privaten Astronauten aus der Ukraine, Texas und Kalifornien sowie der Crew hebt der 61-Jährige am Freitag ab.

„Damals habe ich damit gerechnet, dass es vielleicht drei, vier oder fünf Jahre dauern wird, weil ich gewusst habe, das Ganze muss erst entwickelt, gebaut und erprobt werden“, sagt der gebürtige Sallingberger (Bezirk Zwettl) im Interview. „Ich war aber ständig involviert, war auch mehrmals in Amerika und habe alle Entwicklungsschritte mitverfolgen dürfen, somit ist die Zeit für mich in dieser Hinsicht eigentlich schnell vergangen. Aber es ist doch ein langer Lebensabschnitt, fast zwei Jahrzehnte, die ich darauf gewartet habe.“

Die Reiselust treibt Haider ins Weltall

Was einen dazu bringt, ins All zu fliegen? Ganz einfach: Die Reiselust, meint der 61-Jährige. „Ich bin schon immer gerne gereist. Ich war mit 24 in Neuseeland und habe mir gedacht, wenn ich weiter reise, komme ich schon wieder näher nach Hause. Eigentlich habe ich schon das Ende der Welt erreicht – und da war der erste Gedanke: Was kann ich noch machen, um in meinem zukünftigen Leben noch etwas Neues zu erleben? Und da war der erste Gedanke an diese private Raumfahrt. 2007 habe ich gesehen, es ist für mich auch leistbar, und somit habe ich mich entschlossen, diesen Weltraumflug zu buchen.“

Damals zahlte der heute 61-Jährige 200.000 Dollar für seine besondere Reise, mittlerweile kostet der Flug mehr als das Doppelte. Knapp 100 Kilometer geht es in die Luft, vom Spaceport America in New Mexiko aus. Mitten in der Wüste ist das Wetter stabil, es dürfte also nichts gegen den Flug sprechen. Die gesamte Reise ins All dauert etwa zwei Stunden – in Amerika ist Haider aber schon seit mehreren Tagen. Er absolvierte unterschiedliche Trainings an Ort und Stelle. Zuletzt berichtete Virgin Galactic etwa von Übungen in einem Simulator und im Flugzeug.

Um 18.00 Uhr unserer Zeit soll der Flug in New Mexiko starten. Zuerst geht es mit einem Trägerflugzeug in eine Höhe von rund 15 Kilometer. Dort klinkt sich das wie ein Privatjet aussehende Raumschiff aus und fliegt mit bis zu 3.600 km/h Geschwindigkeit alleine weiter ins All.

Fünf Minuten Schwerelosigkeit

„Ich habe ein sehr gutes Gefühl, weil ich mich sehr, sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt habe und das Gefühl habe, alles zu wissen, wie es funktioniert“, sagte Haider und zeigte sich ein paar Tage vor seinem Abflug entspannt. „Somit habe ich momentan das Gefühl, dass ich noch gar nicht aufgeregt bin. Wobei: Aufgeregt ist man bei so etwas immer – überhaupt, wenn es so etwas ist, das noch wenige Menschen gemacht haben.“

Der 61-Jährige hat aber Vertrauen und freut sich auf die neuen Eindrücke: „Ich denke, dass das alles gut funktionieren wird und ich sehr beeindruckt sein werde – überhaupt vom Blick auf die Erde und vielleicht auch von der längeren Zeit der Schwerelosigkeit, circa fünf Minuten werde ich schwerelos sein. Das wird sicher auch ein beeindruckendes Erlebnis.“

Raumschiff
Virgin Galactic
Foto vom letzten Flug des Unternehmens, dem Flug „Galactic 05“: In diesem Raumschiff wird Franz Haider die Schwerelosigkeit im All erleben

Kritik an touristischen Weltraumflügen

So aufregend und spannend so ein Flug ins Weltall auch sein mag, es gibt ebenso enorme Kritik an diesen touristischen Flügen ins All. Der Grund: Ein Touristenflug ins Weltall verursacht etwa 350 Tonnen CO2. Das ist – pro Passagier gerechnet – etwa 150-mal so viel wie ein Langstreckenflug. Umgerechnet in Tankfüllungen für das Auto sind es mehr als 2.000 Tankfüllungen.

Dazu kommt, dass die Abgase weit oben in der Stratosphäre in die Luft geblasen werden, das ist besonders schädlich für das Klima, weil es dort keine Pflanzen gibt, die das CO2 abbauen können. Die Rußpartikel erwärmen in dieser Höhe etwa 500-mal so stark wie nahe am Erdboden. Natürlich verursacht jeder Raketenstart ins All diese Schäden für das Klima – Wissenschaftler bleiben aber meist für mehrere Monate und forschen, während das Vergnügen für touristische Zwecke nur ein paar Stunden dauert. Virgin Galactic plant künftig bis zu 400 solcher Tourismusflüge im Jahr.