„Puccinis Oper erzählt die Liebesgeschichte zwischen der einfachen Näherin Mimi und dem bettelarmen Dichter Rudolf vor dem Hintergrund des Milieus der Pariser Künstler:innen und Student:innen“, kann man auf der Website der Bühne Baden über Puccinis Oper lesen. Für Rudolf und seine Freunde, die Bohemiens Marcel (ein Maler), Schaunard (ein Musiker) und Collin (ein Philosoph) sei das Leben ein Spiel.
„Mit Selbstironie und Humor verstehen sie es trotz ihres beschränkten Etats in bescheidenen Verhältnissen ein unbeschwertes Leben zu führen. Als die an Tuberkulose erkrankte Mimi in Rudolfs Leben tritt, wird das Leben der vier total auf den Kopf gestellt. Auch Marcels flatterhafter Geliebten Musette wird plötzlich die Endlichkeit des Lebens bewusst.“
In Baden ist Ivana Zdravkova als Mimi zu hören, als Rudolf steht Alexandru Badea auf der Bühne (im Bild ganz oben). Die drei Freunde Rudolfs sind Gezim Berisha (Marcel), Thomas Zisterer (Schaunard) und Krzysztof Borysiewicz (Colline). In weiteren Rollen: Musette Cornelia Horak (Musette), Beppo Binder (Parpignol, Bernard) sowie Franz Födinger (Alcindor).
Lakner: „Eine Geschichte, die jederzeit spielen kann“
Die Geschichte rund um die Clique aus armen Künstlern, die sich mehr schlecht als recht im Quartier Latin in Paris durchschlägt, war als Fortsetzungsroman so erfolgreich, dass Giacomo Puccini beschlossen hat, eine Oper über den Stoff zu schreiben, kann man im Programmheft unter dem Titel „Gedanken zur Inszenierung“ lesen. Regisseur Michael Lakner schreibt: „Damals war das bahnbrechend: Eine Oper, die nicht von der Aristokratie, nicht von ‚denen da oben‘ handelte, sondern von den ganz einfachen Menschen, der ‚Welt der kleinen Dinge‘ eben.“
Die Oper und ihr Inhalt seien auch heute noch aktuell: „Es ist eine Geschichte, die jederzeit spielen kann, deshalb habe ich unsere ‚Boheme‘ in deutscher Sprache bewusst im heutigen Paris angesiedelt. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander, Künstlerinnen und Künstler haben es immer noch schwer, ihre Rechnungen zu bezahlen, viele von ihnen leben auch im 21. Jahrhundert in einer Wohngemeinschaft, wie das in der ‚Boheme‘ der Fall ist.“
Wie können wir zufriedener sein?
Der Regisseur setzt auf moderne Requisiten: „Rudolf tippt seine literarischen Werke in einen Laptop, Marcel wiederum malt abstrakte Bilder. Armut gab es damals wie heute. Besonders im Künstlermilieu ist das Prekariat auch heute noch ein großes Thema.“
Besonderen Wert lege er auf die einzelnen Figuren. „Ihnen allen wird nach und nach die allgegenwärtige Endlichkeit bewusst, sogar der flatterhaften Musette. Und das ist eine Botschaft, die wir alle mit nach Hause nehmen können, auch und gerade in Zeiten des Turbokapitalismus. Wie können wir zufriedener sein mit dem, was wir haben, anstatt immer mehr und mehr zu wollen?“
2024 ist ein weltweites Puccini-Jahr
Zahlreiche Opernhäuser weltweit begehen heuer den 100. Todestag von Giacomo Puccini, der am 29. November ansteht. Das traditionelle Puccini-Festival in der einstigen Wohnstatt des Komponisten in Torre del Lago findet 2024 von 12. Juli bis 24. August statt und steht selbstredend ganz im Zeichen des Jahresjubilars. Epizentrum ist dabei das 2008 zum 150. Geburtstag eingeweihte Freilufttheater.
Neben Opern- und Konzerthäusern in aller Welt ließ sich besonders die Heimatregion Puccinis rund um das toskanische Lucca einiges an Festivitäten einfallen – inklusive der ersten „Ciclo Classica Puccini“, bei der am 6. und 7. April die Lebens- und Wirkungsstätten des Schöpfers von Opernwelthits wie „La Bohème“, „Tosca“ oder „Madama Butterfly“ per Fahrrad erkundet werden können – natürlich mit Musikbegleitung.
Die Scala in Mailand programmierte mit „La Rondine“ und dem Kassenschlager „Turandot“ mit Anna Netrebko gleich zwei Puccini-Inszenierungen in der laufenden Saison, wobei hier viele Opernhäuser weltweit nicht hintanstehen wollen, auch in Österreich nicht.