Snowboarder vor einer Schneekanone und einer grünen Wiese
ORF.at/Christian Öser
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„Ein Ort am Wort“

Klimawandel: Debatte über Zukunft des Skifahrens

Wegen des Klimawandels kämpfen die Skigebiete in Niederösterreich mit steigenden Temperaturen und immer weniger Schnee. Was bedeutet das für den Skitourismus? Diese Frage wurde beim ORF-NÖ-Format „Ein Ort am Wort“ in Lilienfeld intensiv diskutiert.

Das Skifahren hat in Österreich Tradition. Doch während es früher in vielen kleinen Ortschaften Skilifte gegeben hat, kämpfen heutzutage Liftbetreiber zunehmend mit den Folgen des Klimawandels. So ist es etwa in Lackenhof (Bezirk Scheibbs) im Zeitreihenvergleich von 1897 bis heute im langjährigen Schnitt um 1,1 Grad wärmer geworden. Gleichzeitig nehmen die Tage, an denen es schneebedeckt ist, massiv ab. Auswertungen des Lawinenwarndienstes zeigen, dass es verglichen zu früher alleine in Lackenhof im Schnitt um 12,4 Schneetage weniger gibt. Ohne technische Beschneiung ist ein durchgehender Skibetrieb daher vielerorts nicht mehr möglich.

„Wir haben es in der Hand, ob wir die Auswirkungen, die wir durch die Klimakrise haben, halbwegs begrenzen können. Dann ist ein Wintersport in Niederösterreich auch in Zukunft noch möglich oder ob wir in Richtung drei bzw. vier Grad gehen. Dann wird auch in den höher gelegenen Gebieten im Westen kein regelmäßiger Wintersport mehr möglich sein“, führte Bernhard Steindl von „Fridays for Future“ aus. Auch weitere Diskussionsteilnehmer äußerten die Befürchtung, dass Skifahren mit Hinblick auf die steigenden Temperaturen sowie die zunehmenden Energiekosten künftig nur noch schwer möglich sein werde.

Ein Ort Am Wort Diskussion Skifahren Klimawandel Lilienfeld
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Laut Trainerlegende Gunnar Prokop hat das Skifahren in Österreich langjährige Tradition

Ganzjähriges Erlebnis statt reiner Wintertourismus

„Wir halten dort den Skisport, wo es geht, wo es sinnvoll ist und wo es vor allem eine Perspektive auf ganzjährigen Tourismus, ganzjährige Wertschöpfung und ganzjährige Arbeitsplätze gibt“, so Markus Redl, Geschäftsführer der Ecoplus Alpin, die zahlreiche Bergbahnen und Lifte in Niederösterreich betreibt. In der Debatte verwies er unter anderem auf St. Corona am Wechsel (Bezirk Neunkirchen), wo man 250.000 Ankünfte pro Jahr habe. Das seien nicht nur Skifahrer, sondern auch viele, die den Motorikpark oder den Familienerlebnisweg besuchen würden, so Redl.

Sendungshinweis

Die einstündige Diskussion von „Ein Ort am Wort“ wird am Freitag, den 26.1., ab 20.03 Uhr auf Radio Niederösterreich ausgestrahlt. Ebenso kann sie auf gängigen Podcast-Plattformen nachgehört sowie in der ORF-TVthek nachgesehen werden.

In der Debatte rund um die Energiekosten führte Andreas Buder, Ex-Skirennläufer und ehemaliger Geschäftsführer der Ötscherlifte, aus, dass oft fälschlicherweise von Kunstschnee gesprochen werde. „Es ist eine technische Beschneiung ohne künstliche Hilfsmittel. Das ist kalte Luft und Wasser“, so Buder. Außerdem machte er sich dafür stark, dass man für den alpinen Skisport verstärkt bei den Kleinsten ansetzt. „Der Skisport lebt von sehr viel Breite und von sehr vielen Kindern, die möglichst früh zum Skifahren beginnen – im Idealfall im Kindergarten oder Volksschulalter“, so der frühere Skirennprofi.

Diskussion um Skierlebnis für Kinder

„Alle Lifte in Österreich werden mit unserem Geld gefördert. Das ist super, weil wir sie ja brauchen“, sagte Gunnar Prokop, Trainerlegende und Gründer der Skischule in Annaberg (Bezirk Lilienfeld). Er verstehe aber nicht, warum Kinder bis zu einem Alter von sechs, acht oder zehn Jahren nicht überall in Österreich gratis Skifahren können. „Das ist eine Forderung, die heute an die Politik gemacht werden muss“, so Prokop, der auch darauf verwies, dass es früher ebenfalls Winter gab, in denen kaum Schnee gelegen sei.

„Solange es sich für eine Region rechnet, wird man auch den Wintersport und den Skisport weiter betreiben, weil es einfach ein ganz wichtiger Wirtschaftsfaktor ist“, sagte Christian Maurer, Tourismusexperte von der IMC Fachhochschule in Krems. Laut Maurer geht es auch verstärkt um die Anreisemöglichkeiten. So würden etwa in Wien immer weniger Personen Skifahren. Daher müsse man sich ansehen, aus welchen Regionen die Gäste kommen, um dann entsprechend auch ein Angebot an öffentlichem Verkehr bieten zu können.

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Der Ex-Skirennprofi Andreas Buder sprach sich dafür aus, dass auch Kinder möglichst früh mit dem Skisport in Berührung kommen sollten

Diskussion über An- und Abreise

„Man kann heutzutage öffentlich von Wien-Meidling in eineinhalb Stunden nach Mönichkirchen fahren“, führte Ecoplus-Alpin-Geschäftsführer Redl aus. Ebenso würden sich viele Skigebiete entlang wichtiger Bahnstrecken befinden. Laut Bernhard Steindl von „Fridays for Future“ müsste bei der An- und Abreise ein noch viel besseres Angebot geschaffen werden. Zwischen zwei Drittel und 75 Prozent der Emissionen würden bei der An- und Abreise entstehen. Außerdem sei es ihm unmöglich, von St. Pölten aus öffentlich zum Hochkar zu kommen – jedenfalls nicht ohne mehrmals umsteigen zu müssen.

Generell war man sich bei der Debatte einig, dass das Skifahren in einigen Jahrzehnten wohl anders gedacht werden muss. Unter anderem wurde auch über Matten diskutiert, auf denen man – im Falle zunehmenden Schneemangels – auch bei warmen Temperaturen Skifahren könnte. Darüber hinaus müssen Skigebiete wohl verstärkt auf Diversifizierung setzen. Laut Tourismusexperte Maurer geht dabei es um viel Wertschöpfung. Demnach würden jedes Jahr eine Viertel Million Arbeitsplätze in ganz Österreich am Wintertourismus hängen.