Portrait
ORF NÖ
ORF NÖ
„Menschen im Blickpunkt“

Der Radiomacher und „sein“ Semmering

Wolfgang Kos ist preisgekrönter Radiomacher, kuratierte eine Landesausstellung und leitete ein Museum. Seine große Liebe aber gilt der Semmeringbahn, über die er zuletzt eine Studie verfasste. Sein Fazit: „So viel Zukunft war schon lange nicht am Semmering.“

Der knapp 75-jährige gebürtige Mödlinger denkt nicht an einen wirklichen Ruhestand. Den hätte er eigentlich verdient, denn schon Ende der 60er-Jahre war er Miterfinder der „Musicbox“ auf Ö3, später der Sendereihe „Diagonal“ auf Ö1, wofür er mehrere Preise erhielt. Unter anderem war er im Jahr 2012 „Österreicher des Jahres“ im Bereich Kultur, zu dieser Zeit war er Direktor des Wien-Museums.

Sein Studium als Historiker auf der einen und sein Vater auf der anderen Seite führten ihn früh zur Semmeringbahn: „Ich bin an der Südbahn in Mödling aufgewachsen und mein Vater war ein Eisenbahn-Fanatiker. Ich musste als Kind schon die Semmeringbahn lernen, welcher Tunnel und welches Viadukt wo zu finden ist. Es war einfach eine sensationelle Bahn seit sie gebaut wurde vor 170 Jahren. Das war eine Faszination, die mich mein Leben lang begleitete.“ So kuratierte er im Jahr 1992 die Landesausstellung im Schloss Gloggnitz über die Semmering-Region. Kos: „Am Beispiel der Semmeringregion kann man die große Geschichte des Tourismus in den Alpen erzählen.“

Studie zum Thema „Semmering ab 2030“

Und das tut er – in mehreren Büchern und zuletzt in einer Studie, die er im Auftrag des Kunsthauses Mürz erstellte. Darin geht es vor allem um die Zukunft der historischen Semmeringbahn nach 2030, wenn der Bahnverkehr schwerpunktmäßig durch den Semmering-Basistunnel geführt wird.

Wolfgang Kos sieht große Möglichkeiten: „Lange Zeit war nicht klar, was mit der Semmeringbahn nach 2030 passieren wird. Bis hin zu Stilllegung und Verfall gingen die Spekulationen. Heute ist aber klar, sie wird erhalten bleiben, weil man eine Ausweichstrecke braucht, wenn im Tunnel etwas passiert. Aber die Rolle wird eine andere, und die muss jetzt gefunden werden. Dann ist erstmals die Möglichkeit da, Tourismusfahrten anzubieten, Hop on hop off, mit Panoramawaggons. Im Fahren ist diese einzigartige Landschaft erlebbar, im langsamen Fahren, im Schauen.“

Südbahnhotel
ORF NÖ
Das Südbahnhotel – zurzeit eine Baustelle. Der große Hoffnungsträger für die Zukunft des Semmering im Tourismus.

Große Chancen, aber auch Aufholbedarf

Allerdings bestehe noch viel Aufholbedarf, vor allem bei der begleitenden Infrastruktur: „Da gibt es einen Bahnwanderweg, der einer der meist frequentierten derartigen Wege überhaupt ist, aber es gibt kaum Gastronomie, kaum Einkehrmöglichkeiten. Kein Cafe, kein Restaurant, mit Mühe Nächtigungsmöglichkeiten. Gerade das aber wäre wichtig für eine Neupositionierung.“

Das Um und Auf aber seien die historischen Hotels am Semmering: „Die große Hoffnung ist, dass vielleicht das bedeutendste Grand Hotel der Ostalpen, das Südbahnhotel, wieder aufsperrt. Es ist ebenso von einem Unternehmer gekauft worden und soll ebenso revitalisiert werden wie das Kurhaus. Beide neuen Besitzer, Zeller und Weitzer, haben viel Risiko genommen. Das sind die Leitbetriebe des künftigen Semmering, falls alles so wird wie erhofft.“

Sein Fazit einer jahrelangen Beschäftigung mit dieser Region: „So viel Zukunft war schon lange nicht am Semmering. Ich bin absolut überzeugt davon, dass er nicht mehr ‚absandeln‘ wird, dafür ist die Substanz zu gut erhalten, es ist zu viel Schönheit hier, zu viel Ungewöhnliches, Einzigartiges. Gute Storys.“ Und die will Wolfgang Kos weiter erzählen über die Region, die zu einer Passion für ihn geworden ist.