Alfred Komarek
ORF
ORF
Kultur

Polt-Autor Alfred Komarek ist tot

Seine Werkliste umfasst mehr als 80 Bücher, von „Otto, der Weihnachtsrabe“ bis zuletzt zu „Alfred“ und „Weihnachtsgeschichten“. Populär machte Alfred Komarek aber Simon Polt. Am Samstag starb der Wahlweinviertler mit 78 Jahren.

Der Weinviertler Landgendarm Simon Polt, der in Julian Pölslers Verfilmungen von Erwin Steinhauer gespielt wurde, machte Komarek weithin bekannt. Vor neun Jahren war dann aber Schluss mit Polt: „Alt, aber Polt“ war der Titel des sechsten und letzten Krimis über den ungewöhnlichen Ordnungshüter. Polt wurde in Pension geschickt. Am Samstag ist der bekannte Autor in seinem Wiener Zuhause friedlich eingeschlafen, berichtete die „NÖN“.

Polt ist untrennbar mit dem Weinviertel verbunden, wo der Schriftsteller seit etwa vier Jahrzehnten ein altes Presshaus im Pulkautal (Bezirk Hollabrunn) besaß. Der gekündigte Chefredakteur Käfer, im Mittelpunkt einer abgeschlossenen Roman-Tetralogie, bekam viel aus Komareks Heimat mit, dem steirischen Salzkammergut.

Ein Meister des geschliffenen Worts

Alfred Komarek wurde am 5. Oktober 1945 in Bad Aussee (Steiermark) geboren. Er studierte Jus und fing als Student zu schreiben an, weil er „dringend Geld brauchte“: Glossen und Reportagen für Zeitungen entstanden, bald aber auch Texte für das Radio. Hier versuchte Komarek schon in den 60er und 70er Jahren, die Möglichkeiten dieses jungen Mediums auszuschöpfen und auch geschriebenes Wort speziell für die Anforderungen des Hörfunks zu gestalten.

Fotostrecke mit 13 Bildern

Alfred Komarek im Kaisermuseum in Wienings
ORF/Thomas Koppensteiner
Alfred Komarek war von März 2010 bis September 2020 einer der Präsentatoren der „NÖ heute“-Rubrik „Aufgespürt“, hier ist er mit einer Kaisermelange im Kaisermuseum in Wienings bei Groß-Siegharts zu sehen
Alfred Komarek in einem Puppenmuseum in Eichgraben
ORF/Thomas Koppensteiner
Im Puppenmuseum in Eichgraben
Alfred Komarek auf einer alten Postkutsche in Purkersdorf
ORF/Thomas Koppensteiner
Auf einer alten Postkutsche in Purkersdorf
Alfred Komarek und Karl Teufel
ORF/Thomas Koppensteiner
Bei Karl Teufel in dessen Handwerksmuseum in Lackenhof am Ötscher
Alfred Komarek füttert einen Waldrapp in Waidhofen an der Thaya
ORF/Koppensteiner
Alfred Komarek füttert einen Waldrapp in Waidhofen an der Thaya
Tourismusobmann Gerald Fröstl und Alfred Komarek auf der Aussichtsplattform am Nebelstein
ORF/Thomas Koppensteiner
Mit dem Tourismusobmann Gerald Fröstl auf der Aussichtsplattform am Nebelstein im nördlichen Waldviertel
Alfred Komarek, Herbert Adam und Monika Adam vor dem Wurzelgarten
ORF/Thomas Koppensteiner
Alfred Komarek mit Herbert und Monika Adam (v.l.) vor dem Wurzelgarten in Lunz am See
Gertrude Kaiblinger, Alfred Komarek und Alfred Kaiblinger vor dem Fleischereimuseum
ORF/Thomas Koppensteiner
Mit Gertrude und Alfred Kaiblinger vor dem Fleischereimuseum in Oberwölbling
Alfred Komarek und Helmut Plach in einem Schlauchboot im Haidlkeller
ORF/Koppensteiner
Mit Helmut Plach in einem Schlauchboot im Haidlkeller in Thaya
Alfred_Komarek und Margit Lang im Rasthaus Brettlbar in Mönichkirchen/Wechselpass
ORF/Koppensteiner
Mit Margit Fuchs-Lang in der Brettlbar in Mönichkirchen
Familie Hahn und Alfred Komarek
ORF/Thomas Koppensteiner
Alfed Komarek im Hahn-Buam-Hof in Bad Großpertholz
Herbert Tirok, Patrizia Tirok und Alfred Komarek vor dem Weihnachtshaus
ORF/Thomas Koppensteiner
Komarek besucht Patrizia und Herbert Tirok und staunt über deren weihnachtlich geschmücktes Haus in Wagram am Wagram
Alfred Komarek
Kurt-Michael Westermann
Schön war es!

Für den ORF, aber auch für den Bayerischen und Hessischen Rundfunk schrieb er Features, Hörspiele, Essays, Feuilletons, Erzählungen und TV-Drehbücher, so arbeitete er etwa an Dokumentationen für die ORF-Reihe „Universum“ mit. Viele Komarek-Fans erinnern sich auch noch an die Radiosendung „Melodie exklusiv“, die von 1971 bis 1980 von Ö3 gesendet wurde, mit Texten des Autors. Von März 2010 bis September 2020 war Komarek einer der Präsentatoren der „NÖ heute“-Rubrik „Aufgespürt“.

Blumen, Preise und eine Romy für Polt

Komareks erste Erzählbände hießen „Der gefallene Weihnachtsengel“, „Der verliebte Osterhase Eberhard“ oder „Otto, der Weihnachtsrabe“. Für zahlreiche Sachbücher – etwa über Landschaften vom Ausseerland bis Ungarn – lieferte er Textbeiträge.

TV-Hinweis:
Der ORF ändert in memoriam Alfred Komarek sein Programm und zeigt am Montag im „kulturMontag“ um 23.30 Uhr in ORF2 das Porträt „Alfred Komarek – Der Geschichtenerzähler“. Um 0.05 Uhr folgt die Krimiverfilmung „Polt“.

Mit „Polt muss weinen“ versuchte sich Komarek 1998 erstmals im Genre Kriminalroman. Das Buch wurde mit dem Glauser als bester deutschsprachiger Krimi des Jahres ausgezeichnet. Es folgten „Blumen für Polt“, „Himmel, Polt und Hölle“, „Polterabend“, „Polt.“ und zum Abschluss vor fünf Jahren „Alt, aber Polt“. Gemeinsam mit Regisseur Julian Pölsler erhielt Komarek 2002 die Romy für das beste Drehbuch.

Wie die Polt-Romane wurden auch die Bücher um Daniel Käfer („Die Villen der Frau Hürsch“, „Die Schattenuhr“, „Narrenwinter“ und „Doppelblick“), einen frisch entlassenen Chefredakteur auf den Spuren seiner Kindheit, verfilmt – mit Peter Simonischek in der Hauptrolle.

Alfred Komarek 2015
APA/Herbert Pfarrhofer
Alfred Komarek hatte drei „Höhlen“, in die er sich regelmäßig zurückzog: in Wien, im Weinviertel und in Bad Aussee

Ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller

2011 wurde Komarek, der in Bad Aussee, Wien und im Weinviertel Wohnsitze hatte, mit dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln ausgezeichnet. „Tolerant zu sein ist für Polt wie für mich eine Möglichkeit, einigermaßen mit der Welt und den Menschen zurechtzukommen“, sagte der Essayist und Erzähler in seiner Dankesrede.

Auch vom Land Niederösterreich wurde Komarek geehrt: 2011 erhielt er das Große Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich, sechs Jahre später wurde er mit dem Würdigungspreis in der Kategorie Literatur des Niederösterreichischen Kulturpreises ausgezeichnet.

Botschafter Niederösterreichs

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) betonte, Komarek sei nicht nur ein großartiger Schriftsteller und wunderbarer Mensch, sondern auch ein Botschafter Niederösterreichs gewesen. „Mit seinen ‚Polt‘-Romanen und den Verfilmungen seiner Werke hat er die Schönheit des Weinviertels weit über die Grenzen Niederösterreichs hinausgetragen. Vielmehr hat er mit seinen ‚Polt‘-Romanen dem Weinviertel sogar ein unverwechselbares Denkmal gesetzt und war seiner Wahlheimat Niederösterreich eng verbunden.“

Alfred Komarek verstorben

Er war der Erfinder des Kult-Gendarmen Simon Polt, hat lange Zeit die Reihe „Aufgespürt“ präsentiert und das Weinviertel aus ganzem Herzen geliebt. Der Schriftsteller Alfred Komarek ist tot. Er ist im 79. Lebensjahr in Wien gestorben.

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) erklärte in einer Aussendung: „Alfred Komarek war ein Schriftsteller durch und durch. Er begann als junger Mann für die Zeitung zu schreiben und fürs Radio zu arbeiten, hat eine Fülle von populären Sachbüchern zu seinen Lieblingsregionen in Österreich, das Weinviertel, das Waldviertel, die Wachau, geschrieben und Kinderbücher, Features, Feuilletons, Essays und Drehbücher verfasst.“ Zudem sei er sei ein begnadeter Menschenkenner gewesen, würdigte Mayer den Verstorbenen.

Begeisternde Fernsehgeschichte

„Alfred Komarek war nicht nur ein Ö3-Pionier der ersten Stunden, sondern vor allem einer der herausragendsten zeitgenössischen Schriftsteller, der Österreichs Menschen, Regionen und Landschaften vermessen hat wie kaum ein anderer", würdigte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann. Mit den vom ORF verfilmten „Polt“-Romanen oder den Krimis um Daniel Käfer habe Komarek Fernsehgeschichte geschrieben und das Publikum in großer Schar begeistert.

In memoriam Alfred Komarek ändert der ORF sein Programm. Am Sonntag bringt Ö1 eine Ausgabe der Porträtreihe „Menschenbilder“ (14.10 Uhr) mit dem Titel „Anstiftung zum Innehalten“. ORF 2 zeigt am Montag im „kulturMontag“ um 23.30 Uhr das Porträt „Alfred Komarek – Der Geschichtenerzähler“. Um 0.05 Uhr folgt die Krimiverfilmung „Polt“. ORF III würdigt Komarek ebenfalls mit einem Nachruf in „Kultur Heute“ am Montag.