Der Weinviertler Landgendarm Simon Polt, der in Julian Pölslers Verfilmungen von Erwin Steinhauer gespielt wurde, machte Komarek weithin bekannt. Vor neun Jahren war dann aber Schluss mit Polt: „Alt, aber Polt“ war der Titel des sechsten und letzten Krimis über den ungewöhnlichen Ordnungshüter. Polt wurde in Pension geschickt. Am Samstag ist der bekannte Autor in seinem Wiener Zuhause friedlich eingeschlafen, berichtete die „NÖN“.
Polt ist untrennbar mit dem Weinviertel verbunden, wo der Schriftsteller seit etwa vier Jahrzehnten ein altes Presshaus im Pulkautal (Bezirk Hollabrunn) besaß. Der gekündigte Chefredakteur Käfer, im Mittelpunkt einer abgeschlossenen Roman-Tetralogie, bekam viel aus Komareks Heimat mit, dem steirischen Salzkammergut.
Ein Meister des geschliffenen Worts
Alfred Komarek wurde am 5. Oktober 1945 in Bad Aussee (Steiermark) geboren. Er studierte Jus und fing als Student zu schreiben an, weil er „dringend Geld brauchte“: Glossen und Reportagen für Zeitungen entstanden, bald aber auch Texte für das Radio. Hier versuchte Komarek schon in den 60er und 70er Jahren, die Möglichkeiten dieses jungen Mediums auszuschöpfen und auch geschriebenes Wort speziell für die Anforderungen des Hörfunks zu gestalten.
Für den ORF, aber auch für den Bayerischen und Hessischen Rundfunk schrieb er Features, Hörspiele, Essays, Feuilletons, Erzählungen und TV-Drehbücher, so arbeitete er etwa an Dokumentationen für die ORF-Reihe „Universum“ mit. Viele Komarek-Fans erinnern sich auch noch an die Radiosendung „Melodie exklusiv“, die von 1971 bis 1980 von Ö3 gesendet wurde, mit Texten des Autors. Von März 2010 bis September 2020 war Komarek einer der Präsentatoren der „NÖ heute“-Rubrik „Aufgespürt“.
Blumen, Preise und eine Romy für Polt
Komareks erste Erzählbände hießen „Der gefallene Weihnachtsengel“, „Der verliebte Osterhase Eberhard“ oder „Otto, der Weihnachtsrabe“. Für zahlreiche Sachbücher – etwa über Landschaften vom Ausseerland bis Ungarn – lieferte er Textbeiträge.
TV-Hinweis:
Der ORF ändert in memoriam Alfred Komarek sein Programm und zeigt am Montag im „kulturMontag“ um 23.30 Uhr in ORF2 das Porträt „Alfred Komarek – Der Geschichtenerzähler“. Um 0.05 Uhr folgt die Krimiverfilmung „Polt“.
Mit „Polt muss weinen“ versuchte sich Komarek 1998 erstmals im Genre Kriminalroman. Das Buch wurde mit dem Glauser als bester deutschsprachiger Krimi des Jahres ausgezeichnet. Es folgten „Blumen für Polt“, „Himmel, Polt und Hölle“, „Polterabend“, „Polt.“ und zum Abschluss vor fünf Jahren „Alt, aber Polt“. Gemeinsam mit Regisseur Julian Pölsler erhielt Komarek 2002 die Romy für das beste Drehbuch.
Wie die Polt-Romane wurden auch die Bücher um Daniel Käfer („Die Villen der Frau Hürsch“, „Die Schattenuhr“, „Narrenwinter“ und „Doppelblick“), einen frisch entlassenen Chefredakteur auf den Spuren seiner Kindheit, verfilmt – mit Peter Simonischek in der Hauptrolle.
Ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller
2011 wurde Komarek, der in Bad Aussee, Wien und im Weinviertel Wohnsitze hatte, mit dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln ausgezeichnet. „Tolerant zu sein ist für Polt wie für mich eine Möglichkeit, einigermaßen mit der Welt und den Menschen zurechtzukommen“, sagte der Essayist und Erzähler in seiner Dankesrede.
Auch vom Land Niederösterreich wurde Komarek geehrt: 2011 erhielt er das Große Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich, sechs Jahre später wurde er mit dem Würdigungspreis in der Kategorie Literatur des Niederösterreichischen Kulturpreises ausgezeichnet.
Botschafter Niederösterreichs
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) betonte, Komarek sei nicht nur ein großartiger Schriftsteller und wunderbarer Mensch, sondern auch ein Botschafter Niederösterreichs gewesen. „Mit seinen ‚Polt‘-Romanen und den Verfilmungen seiner Werke hat er die Schönheit des Weinviertels weit über die Grenzen Niederösterreichs hinausgetragen. Vielmehr hat er mit seinen ‚Polt‘-Romanen dem Weinviertel sogar ein unverwechselbares Denkmal gesetzt und war seiner Wahlheimat Niederösterreich eng verbunden.“
Alfred Komarek verstorben
Er war der Erfinder des Kult-Gendarmen Simon Polt, hat lange Zeit die Reihe „Aufgespürt“ präsentiert und das Weinviertel aus ganzem Herzen geliebt. Der Schriftsteller Alfred Komarek ist tot. Er ist im 79. Lebensjahr in Wien gestorben.
Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) erklärte in einer Aussendung: „Alfred Komarek war ein Schriftsteller durch und durch. Er begann als junger Mann für die Zeitung zu schreiben und fürs Radio zu arbeiten, hat eine Fülle von populären Sachbüchern zu seinen Lieblingsregionen in Österreich, das Weinviertel, das Waldviertel, die Wachau, geschrieben und Kinderbücher, Features, Feuilletons, Essays und Drehbücher verfasst.“ Zudem sei er sei ein begnadeter Menschenkenner gewesen, würdigte Mayer den Verstorbenen.
Begeisternde Fernsehgeschichte
„Alfred Komarek war nicht nur ein Ö3-Pionier der ersten Stunden, sondern vor allem einer der herausragendsten zeitgenössischen Schriftsteller, der Österreichs Menschen, Regionen und Landschaften vermessen hat wie kaum ein anderer", würdigte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann. Mit den vom ORF verfilmten „Polt“-Romanen oder den Krimis um Daniel Käfer habe Komarek Fernsehgeschichte geschrieben und das Publikum in großer Schar begeistert.
In memoriam Alfred Komarek ändert der ORF sein Programm. Am Sonntag bringt Ö1 eine Ausgabe der Porträtreihe „Menschenbilder“ (14.10 Uhr) mit dem Titel „Anstiftung zum Innehalten“. ORF 2 zeigt am Montag im „kulturMontag“ um 23.30 Uhr das Porträt „Alfred Komarek – Der Geschichtenerzähler“. Um 0.05 Uhr folgt die Krimiverfilmung „Polt“. ORF III würdigt Komarek ebenfalls mit einem Nachruf in „Kultur Heute“ am Montag.