EVN-Generaldirektor Rudolf Gruber während einer PK zum Thema „Jahresabschluss 2003/04“ im Dezember 2004
APA/ROBERT JÄGER
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Wirtschaft

Trauer um Ex-EVN-General Rudolf Gruber

Langzeit-EVN-Generaldirektor Rudolf Gruber ist am Samstag gestorben. 37 Jahre lang stand Gruber an der Spitze des Energieversorgers und prägte den Konzern. Sein Aufstieg Ende der 1960er ist mit dem bisherigen Tiefpunkt der Firmengeschichte verbunden.

Nach einem Finanzskandal 1966 stand das Erdgasunternehmen NIOGAS, einer der beiden EVN-Vorgänger, vor dem Bankrott und drohte auch die Elektrizitätsgesellschaft NEWAG mitzureißen. Als Mitglied eines Sanierungsteams stieß Gruber damals zum Landesenergieversorger und wurde nur zwei Jahre später – mit 33 Jahren – zum Generaldirektor bestellt. Mit finanzieller Unterstützung und politischer Rückendeckung des Landes gelang ihm die Sanierung.

In den folgenden Jahren wurde immer wieder über eine Fusion der beiden Unternehmen diskutiert, was 1986 auch erfolgreich vollzogen wurde. Drei Jahre später führte Gruber die nunmehrige EVN als ersten Landesenergieversorger an die Börse und verwandelte das Unternehmen vom reinen Energieversorger zu einem breiten Versorgungsdienstleister.

Mehrere Karrierehighlights

Die NIOGAS hatte bei Grubers Amtsantritt etwa 37.000 Kunden, bei seinem Abgang waren es 260.000. Ähnlich war auch die Entwicklung im Stromgeschäft. Im Jahr 2000 übernahm die EVN den niederösterreichischen Wasserversorger Nösiwag. Mit dem Kauf des deutschen Wasserver- und Abwasserentsorgungsspezialisten WTE im Jahr 2003 wurde der Grundstein für die Internationalisierung gelegt. 2004 wechselt Gruber vom Chefsesel an die Spitze des Aufsichtsrates.

Als Highlights seiner Karriere bezeichnete Gruber damals die Bestellung zum Vorstandsvorsitzenden von NEWAG und NIOGAS, die Fusion der beiden Unternehmen, den Börsegang und die Diversifikation der EVN vom Energieversorger hin zum Multi-Utility-Unternehmen in Österreich und im Ausland. Zugleich gestaltete Gruber, der am 28. Dezember 1933 geboren wurde, während seiner langen Amtszeit auch Österreichs Energiepolitik wesentlich mit.

„EVN maßgeblich geprägt“

Die EVN würdigt Gruber am Montag in einer Aussendung als „Visionär, der die Verantwortung der EVN für Eigentümer, Kundinnen und Kunden und Mitarbeitende immer betont hat.“ Gruber habe vier Jahrzehnte lang die Unternehmensentwicklung der EVN maßgeblich geprägt, heißt es in einer Aussendung.

Ähnlich reagierte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Gruber habe den Wirtschaftsstandort und das Bundesland Niederösterreich „wie kaum ein anderer geprägt“, indem er nicht nur „Langzeitgeneral“ des Landesenergieversorgers gewesen sei, sondern "auch ein Impulsgeber und Umsetzer mit unglaublich viel Tatkraft, Konsequenz und Ausdauer“.