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Neue Therapie bei Lungenkrebs erforscht

Bösartige Tumore gelten als zweithäufigste Todesursache in Österreich, besonders häufig ist Lungenkrebs. Im Universitätsklinikum Krems wurde eine neue Therapie bei aggressivem Lungenkrebs erforscht, die die Lebenszeit der Betroffenen verlängern soll.

Veröffentlicht wurde die internationale Studie zu kleinzelligem Lungenkrebs im renommierten New England Journal of Medicine. Mit dabei war als eines von 56 Lungenkrebszentren auch jenes in Krems. Der kleinzellige Lungenkrebs gilt als besonders aggressiv. „Daher sind die meisten Patientinnen und Patienten, die mit diesem Lungenkrebs zu uns kommen, schon in einem sehr fortgeschrittenen Stadium, wo man eigentlich keine heilenden Optionen mehr hat, sondern wo man durch Therapien versucht, die Lebensqualität zu erhalten und die Lebensdauer möglichst zu verlängern“, erklärt Peter Errhalt, Leiter der Pneumologie im Universitätsklinikum Krems.

Die Lage der Betroffenen könnte sich in Zukunft durch ein Medikament namens „Tarlatamab“ verbessern. „Mit diesem neuen Medikament gelingt es einerseits die Tumorzellen an das Medikament zu binden und dann diese Immunzellen an den Tumor heranzuführen. Das heißt, dadurch erkennen die Immunzellen wieder, dass es hier um einen Lungenkrebs geht und sie können diesen Krebs selber bekämpfen, ohne dass wir eine Chemotherapie verabreichen müssen“, so der Lungenkrebsexperte.

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Bei 40 Prozent sprach der Tumor auf die neue Therapie deutlich an, weitere 30 Prozent hatten eine stabile Tumorsituation durch die Medikation

Studienteilnehmer galten als austherapiert

Bei den 220 Patientinnen und Patienten, die weltweit an der Studie teilnahmen, zeigten sich vielversprechende Ergebnisse. Bei 40 Prozent sprach der Tumor deutlich an, weitere 30 Prozent hatten eine stabile Tumorsituation durch die Medikation.

„Das ist durchaus beachtlich, weil alle Patientinnen und Patienten, die eingeschlossen wurden, hatten bereits vorher Therapien – und zwar mindestens drei verschiedene Chemo- oder Immuntherapien. Viele der Patientinnen und Patienten galten tatsächlich als austherapiert. Durch diese Behandlung war es möglich, dass noch einige Monate, teils auch Jahre an Lebenszeit erreicht werden konnten“, so Klaus Hackner, Lungenfacharzt UK Krems.

Neue Therapieform wird weiter erforscht

„Die Studie war für einen Großteil der teilnehmenden Personen die letzte Hoffnung. So sind zwei Patienten extra regelmäßig aus der Schweiz und Tschechien angereist, um die Therapie zu erhalten“, erklärt Studien Co-Autor Sabin Handzhiev, Oberarzt an der klinischen Abteilung für Pneumologie in Krems. Daher wird weiter geforscht. So sollen Betroffene von kleinzelligem Lungenkrebs schon früher mit der neuen Therapie behandelt werden, um die Prognosen weiter zu verbessern.

Man rekrutiere für die Nachfolgestudie gerade Patientinnen und Patienten, erklärt Hackner: „Es gibt natürlich immer Ein- und Ausschlusskriterien, aber jeder, der teilnehmen möchte und auch den den Vorgaben entspricht, wird natürlich möglichst hier bei uns eingebunden und in die Studie eingeschlossen.“ Durch die Fortsetzung der Studie könne noch mehr Betroffenen, bei denen alle bisherigen Therapien erfolglos waren, eine Chance geboten werden – und zwar bevor das Medikament überhaupt auf dem Markt ist.