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Pipeline Schwechat – Bratislava kommt nicht

Fast 20 Jahre lang hat die OMV versucht, mit der slowakischen Firma Transpetrol eine Pipeline von Schwechat über die Slowakei direkt an das russische Netz anzuschließen. Nun ist das Projekt endgültig vom Tisch. Als Grund nennt man vor allem die Energiewende.

Sämtliches nach Österreich befördertes Rohöl landet derzeit in der Raffinerie Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha), die von der OMV betrieben wird. Dorthin gelangt das Öl über die Adria-Wien-Pipeline und die Transalpin-Pipeline. Eine neue Umleitung direkt über die Slowakei sei bereits 2003 von der OMV in die Wege geleitet worden, wie vom Wirtschaftspressedienst NÖ berichtet wird.

Die gemeinsame Betreibergesellschaft Bratislava-Schwechat Pipeline GmbH wurde mittlerweile allerdings aufgelöst. Mit Jahresende kam das Projekt endgültig zum Erliegen. Die Entscheidung, die Pipeline nicht zu realisieren, wurde laut OMV bereits im März 2022 getroffen. Auf Anfrage spricht man von einer „Entscheidung, die gemeinsam mit Transpetrol getroffen wurde“.

Auch fehlende Genehmigungen als Grund

Nachdem mehr als 20 Jahre ohne Erfolg versucht wurde, alle erforderlichen Genehmigungen seitens der Slowakischen Republik zu erhalten, sehe man weitere Investitionen in dieses Projekt als unbrauchbar. Verzögert wurde die Realisierung vor allem durch die Energiewende, so die OMV. Der Energiesektor stehe vor einer Transformation, die eine weitere Ölpipeline nicht mehr notwendig mache.

Zwischen Schwechat und Bratislava hätten nur 62 Kilometer gefehlt, um die Ölpipeline direkt an das russische „Druschba“-Netz (dt.: „Freundschaft“) anzuschließen. Viel weiter und daher teurer war der Weg über das Schwarze Meer, den Bosporus und Triest, bis das Öl schließlich in Schwechat weiterverarbeitet werden konnte.

Abhängigkeit von russischem Öl und Gas

Aber auch die politische Lage hat sich in 20 Jahren geändert. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, der im Februar 2022 begonnen hat, lässt Österreich seither die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl hinterfragen. Die OMV kommentierte das auf Anfrage nicht.

Das Klimaschutzministerium merkte an, dass es laut deren Informationen keinen Bedarf mehr für die Pipeline gebe. Sie war geplant, um russisches Öl aus der „Druschba“-Pipeline zur Raffinerie Schwechat zu transportieren. „Allerdings importiert Österreich seit Februar 2023 kein Öl mehr aus Russland“, hieß es weiter. Auch deshalb dürfte die OMV das Projekt nicht weiterverfolgen, so das Ministerium.

Eigentümerunklarheiten und umstrittener Verlauf

In der Aussendung des Wirtschaftspressedienstes werden auch Unklarheiten über die Eigentumsverhältnisse des slowakischen Aktionärs Transpetrol erwähnt. Der russische Konzern Jukos habe lange 49 Prozent an Transpetrol gehalten. Erst 2009 gelang es der Slowakei, die Jukos-Anteile an Transpetrol zu erwerben und die Gesellschaft wieder handelsfähig zu machen.

Umstritten war das Projekt in der Vergangenheit nicht zuletzt auch wegen des Trassenverlaufs in der Slowakei. Die Pipeline hätte direkt durch eines der größten Trinkwasserreservoirs des Landes geführt. Ob diese Umweltschutzauflagen tatsächlich auch ein Grund waren, dass sich der geplante Baustart derart in die Länge gezogen hatte, konnten weder die OMV noch Transpetrol bestätigen.