Masernimpfung bei Kind
APA/Georg Hochmuth
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Gesundheit

Immer weniger Kinder gegen Masern geimpft

Die Masern breiten sich aus: Mit elf Erkrankungen liegt man bereits jetzt im Februar über dem Vorjahreswert. Währenddessen sinkt allerdings der Anteil jener Menschen, der gegen Masern geimpft ist. Dieser Trend zeige sich auch bei anderen Kinderimpfungen, warnen Experten.

Die Folgen einer Masernerkrankung können schwerwiegend sein: Darunter sind Fieber, Husten, Schnupfen, Ausschlag, im schlimmsten Fall sogar eine Lungen- oder Hirnhautentzündung. Während die Krankheitsfälle in Niederösterreich zunehmen, sieht es bei den Impfungen anders aus, wie die Daten im Rahmen des kostenlosen Kinderimpfungsproramms zeigen.

Waren es im Jahr 2015 noch 108 Fälle, die in Niederösterreich gemeldet worden sind, ist die Zahl in den Coronajahren deutlich zurückgegangen. 2022 hat es sogar nur einen gemeldeten Fall gegeben. Nun steigen die Zahlen wieder. Mit elf Masernerkrankungen liegt man bereits jetzt im Februar über dem Vorjahreswert. Damals hat es insgesamt nur sechs Fälle gegeben.

Bei den Impfungen zeigt sich währenddessen ein Abwärtstrend: 2015 haben nämlich noch rund 12.400 Kinder unter zwei Jahren die erste Masern-Impfdosis erhalten, im Vorjahr waren es nur mehr 10.100. Die zweite Dosis wurde 2015 noch an rund 10.600 Kindern verabreicht. 2023 waren es dann nur mehr 8.400 Kinder.

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Impfungen
Landessanitätsdirektion NÖ
2015 haben rund 12.400 Kinder unter zwei Jahren die erste Masernimpfung erhalten haben, 2023 waren es nur mehr 10.100
Impfungen
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Die zweite Dosis wurde 2015 noch an rund 10.600 Kindern verabreicht, 2023 waren es dann nur mehr 8.400 Kinder
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Auch bei der Sechsfach-Impfung zeigt sich ein deutlicher Abwärtstrend

In den vergangenen neun Jahren kam es bei der Masernimpfung zu einem Rückgang von rund einem Fünftel. Aber auch bei der Sechsfach-Impfung, in der unter anderem Keuchhusten, Kinderlähmung und Diphterie enthalten sind, ist tendenziell ein Abwärtstrend zu erkennen.

Facharzt: Angst vor Nebenwirkungen als Grund

Der Leiter des nationalen Referenzlabors Masern an der Medizinischen Universität Wien Lukas Weseslindtner sieht die aktuelle Masern-Situation durchaus dramatisch: „Das ist so eine schwere Virusinfektion mit so vielen Komplikationen, mit einer 30-prozentigen-Komplikationsrate, mit einer 20 bis 30 prozentigen Hospitalisierung.“ Somit müsse man wirklich jeden Fall ernst nehmen, so Weseslindtner.

Diesen Trend spüre man seit der Covid-19-Pandemie auch in den Ordinationen, sagt Patrik Jönsson-Santner, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde: „Einerseits ist es ein bisschen dieses Halbwissen durch Informationen im Internet. Andererseits ist es auch die Angst vor den potenziellen Nebenwirkungen.“

Herdenimmunität oft falsch interpretiert

Auch der Begriff Herdenimmunität werde oft falsch interpretiert. „Weil die Herdenimmunität sieht vor, die Schwachen, die nicht geimpft werden können – das sind in unserem Fall die Säuglinge – zu schützen“, so Jönsson-Santner. Auch Ärztinnen und Ärzte seien laut Jönnson-Santner gefordert. Sie sollten mehr über das Krankheitsbild aufklären, um Fake News im Internet entgegenzuwirken.