Landesklinikum Waidhofen Ybbs
LK Waidhofen/Ybbs
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Gesundheit

Aus für Geburtenstation in Waidhofen/Ybbs

Im Landesklinikum Waidhofen an der Ybbs werden die Geburtenstation und die Gynäkologie geschlossen. Grund dafür ist laut Landesgesundheitsagentur (LGA) ein Personalmangel bei Ärztinnen und Ärzten. Schwangere müssen ab 24. März in andere Spitäler ausweichen.

Mit 400 Geburten im Jahr ist Waidhofen an der Ybbs ein kleines Haus. Schließungsgerüchte gab es schon länger, erst im Sommer 2022 musste die Geburtenstation vorübergehend geschlossen werden, weil nicht ausreichend Personal vorhanden war. Nun ist es aber Gewissheit. Ab 24. März werden in Waidhofen an der Ybbs keine Geburten mehr möglich sein.

Seitens der Landesgesundheitsagentur spricht man von einem „eklatanten Personalmangel“. Man habe den Dienstplan zuletzt nicht mehr erstellen können, weil Fachärztinnen und Fachärzte fehlen, so eine Sprecherin der LGA. „Wir haben diese Situation schon einige Jahre und haben mit hohem Aufwand Maßnahmen gesetzt, um dem entgegenzuwirken“, sagte Konrad Kogler, Vorstand Landesgesundheitsagentur bei einer Pressekonferenz am Freitag. „Wir haben aber jetzt zur Kenntnis nehmen müssen, dass die ärztliche Situation nicht so ist, dass wir die Sicherheit für die werdenden Mütter und die Kinder entsprechend gewährleisten können.“

Situation könne auch „sehr gefährlich werden“

„Wir können derzeit gerade noch, wenn alle da sind, den Dienstplan besetzen. Aber es kann kein Krankenstand besetzt werden und es kann keiner auf Urlaub gehen – also die 24/7-Situation ist sehr wackelig und das kann auch sehr gefährlich werden“, so der ärztliche Direktor des Landesklinikums Waidhofen an der Ybbs, Stefan Leidl. Die Belegschaft leiste „Übermenschliches“. Forderungen nach einer 30-Stunden-Woche, wie sie politisch immer wieder diskutiert wird, hält Leidl in der Akutmedizin für „wirklich sehr, sehr schwierig“.

Die Direktion und der Betriebsrat des Spitals hätten gemeinsam eine sogenannte Überlastungsanzeige eingebracht. Im Vordergrund stehe die Sicherheit der Neugeborenen und Mütter. In einem Landesklinikum dürfe nämlich keine Geburt ohne Anwesenheit eines Facharztes im Klinikum stattfinden, so die Sprecherin.

Hebammengremium: „Große Betroffenheit im Team“

Seitens des Hebammengremiums, das die Hebammen vertritt, spricht man von großer Betroffenheit im Team in Waidhofen. Die geburtshilfliche Versorgung im Mostviertel sei mit den Kliniken in Amstetten, Scheibbs und Melk gesichert, betont die Leiterin der Landesgeschäftsstelle in Niederösterreich, Beatrix Cmolik. Einzelne Frauen müssten nun aber freilich mehr Fahrzeiten in Kauf nehmen. Die Spitäler in Scheibbs und Amstetten liegen rund 30 Kilometer von Waidhofen an der Ybbs entfernt, jenes in Melk mehr als 70 Kilometer.

Kritik an den Schließungsplänen für die Geburtenstation in Waidhofen an der Ybbs kommt von der niederösterreichischen SPÖ. Die Ausdünnung des ländlichen Raums durch Schwarz-Blau müsse gestoppt werden, die Geburtenstation soll erhalten werden, so SPÖ-Landesparteichef Sven Hergovich und Soziallandesrätin Ulrike Königsberger Ludwig in einer Aussendung.

Schließung sei „dramatisch“ und ein „Schnellschuss“

Die Grüne Frauensprecherin und Landtagsabgeordnete Silvia Moser übt harte Kritik „am Versagen der Landesgesundheitsagentur und am zuständigen Landesrat Ludwig Schleritzko": „Die Niederösterreichinnen und Niederösterreicher haben sich die bestmögliche Gesundheitsversorgung und vor allem Ehrlichkeit verdient! Wenn die Mostviertlerinnen zur Entbindung oder bei Problemen während der Schwangerschaft mehr als eine halbe Stunde länger in das nächste Krankenhaus fahren müssen, dann ist das für mich dramatisch.“

NEOS sprechen von einem „Schnellschuss und fehlender Wertschätzung“. Gesundheitssprecherin Edith Kollermann befürchtet, dass eine umfängliche Versorgung von Frauen in der Region nicht mehr sichergestellt sein wird. „Die Frauenmedizin ist sicherlich eine wesentliche Versorgungseinheit in der Region. Dass Scheibbs, Amstetten und Steyr dieses Feld nun abdecken sollen, wirkt nicht wie ein Plan, den man mit allen Konsequenzen durchdacht hat.“

Das Klinikum in Waidhofen an sich steht nach Angaben der Landesgesundheitsagentur „außer Frage“ und sei „wichtig für die gesundheitliche Versorgung in der Region“. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die von der Schließung der Gynäkologie und Geburtenstation betroffen seien, gebe es eine Jobgarantie, so die LGA-Sprecherin. Man wolle sie in anderen Abteilungen oder Kliniken halten.