„Menschen im Blickpunkt“

Andi Fränzl: von A capella bis Visionale

Der St. Pöltner Andi Fränzl ist ein vielseitiger Künstler. Mit seiner außergewöhnlichen vocal-groove-a capella-Formation Bauchklang holte er vier Amadeus-Awards. Aktuell setzt Fränzl auf bildende Kunst. 2024 ist er auch beim St. Pöltner Festival Tangente im Einsatz.

Illustrationen, Zeichnungen, Grafiken – in Andi Fränzls Atelier in St. Pölten entstehen viele Kunstwerke. Ein bisschen erinnert sein Stil an Pablo Picasso, Joan Miró oder Keith Haring. Bei der Auswahl der Materialien ist Fränzl nicht wählerisch. Bunte Gesichter mit unterschiedlich großen Augen lächeln von Bierdeckeln und Kartons genauso wie von Steinen. Überhaupt haben es ihm die Kleinformate angetan. Manche Bilder überträgt er dann ins Großformat, etwa in Form eines Wandteppichs. 2023 zeigte er seine Werke erstmals im Rahmen einer Einzelausstellung in der Galerie Soldo in Wien.

Musikliebhabern ist Andi Fränzl noch als Frontman der a capella-Formation Bauchklang in Erinnerung. Die musikalische Laufbahn hat damals im BORG St. Pölten infolge von gemeinsamen Musicalproduktionen begonnen, erinnert sich Fränzl. „Es war so, dass ich nach dem BORG, wo sich das Ganze entwickelt hat, auf die Angewandte (Universität für angewandte Kunst) bin. Ich habe dort Kunst und Grafik studiert und währenddessen hat sich das Bauchklangprojekt weiter entwickelt, es gab die ersten Wien-Auftritte und die ersten überregionalen Termine“, sagt Fränzl.

Andi Fränzl
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Mit seiner außergewöhnlichen vocal-groove-a capella-Formation Bauchklang holte Andi Fränzl vier Amadeus-Awards

Vokalakrobaten holten vier Amadeus-Awards

Mit der Formation Bauchklang tourte der Künstler schließlich von Montreal bis Mumbai. Und die Musik des vocal-groove-Projekts war damals einzigartig. „Mit der Stimme in diese Regionen einzutauchen, also auch elektronische Musik nur mit der Stimme zu machen, das hat es so noch nicht gegeben“, blickt Fränzl zurück.

Die Vokalakrobaten holten vier Amadeus-Awards. 2016 war nach einem kurzen Comeback Schluss. Für Andi Fränzl folgten andere Projekte wie der Sonnenpark im Süden der Stadt St. Pölten, wo der Kulturverein LAMES (La Musique et Sun), ursprünglich ein Künstlerkollektiv, seine Heim- und Wirkungsstätte fand. „Daraus wurde dann ein recht breiter Verein, der Bereiche wie Visuals, bildende Kunst und Musik verbunden hat und sich damit beschäftigt hat, wie man in einem Freiraum aktiv und kreativ sein kann und niederschwellige Angebote schaffen kann, um den Raum einfach für Kunst und Kultur zu nutzen.“

Klimakonferenz und Kunst auf Hauswänden

Der Verein kämpfte 15 Jahre, letztlich mit Erfolg, für die Erhaltung der Naturflächen, denn ursprünglich wollte die Stadt St. Pölten auf dem fünf Hektar großen Areal Genossenschaftswohnungen errichten. Im Rahmen des heuer in St. Pölten stattfindenden Festivals für Gegenwartskultur Tangente findet im Sonnenpark von 9. bis 11. Mai eine Klimakonferenz statt. Jeder kann kommen, verspricht Fränzl. Diskussionen und Vorträge mit Klimaexpertinnen und Experten sind geplant.

Das Areal soll danach noch weiter entwickelt werden. „Ich glaube diese Orte, die nicht kommerziell genützt werden, wo kein Konsumzwang ist, sind wichtig“, ist Fränzl überzeugt, denn „dort, wo man Freiraum hat und Natur ist der beste Freiraum, wo man Möglichkeiten hat sich zu verwirklichen und sich zu begegnen, das spürt jeder, dass das wichtiger denn je ist in der Gesellschaft.“

Andi Fränzl
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Der St. Pöltner ist ein vielseitiger Künstler

Als Kurator ist Fränzl im Rahmen der Tangente etwa auch für das Format „StadtLandFluss“ zuständig, das am 21. und 22. Juni im St. Pöltner Regierungsviertel und dem Kulturbezirk stattfindet, wo ein Raum für Kunst, Kultur und Begegnung entstehen soll. Dass er als gebürtiger St. Pöltner die Szene in der Landeshauptstadt besser kennt als viele Tangente-Mitwirkende, die ihren Lebensmittelpunkt nicht in der Stadt haben, ist dabei sicher kein Nachteil.

Junge Künstlerinnen und Künstler gesucht

Fränzl, der Ende der Neunziger, Anfang der Nullerjahre einer der prägenden Künstler der damals wachsenden St. Pöltner Musik- und Kulturszene war, ist als Role-Model heute wichtig für den kreativen Nachwuchs. Und der kann sich etwa bei der Tangente beweisen. Für das Projekt „Visionale“ werden noch junge Künstlerinnen und Künstler gesucht. Der Open Call läuft bis 10. März.

Es geht darum Motive zu den Festivalthemen zu erarbeiten, die dann großflächig auf drei St. Pöltner Hauswände übertragen werden, erzählt Fränzl. „Letztendlich sollte nach 2024 etwas übrig bleiben und es gut weitergehen“, hofft Fränzl. „Wir sollten uns bewusst sein, dass 2024 auch eine Chance ist und es sind Mittel da, um Strukturen zu festigen und neue Dinge auf Schiene zu bringen. Ich glaube das ist ganz wichtig.“