Johannes Pressl Präsident NÖ Gemeindebund
Monihart
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Politik

Gemeindebund: Pressl ist neuer Präsident

Johannes Pressl, Bürgermeister von Ardagger (Bezirk Amstetten), ist am Montag zum neuen Präsidenten des Österreichischen Gemeindebundes gewählt worden. Er erhielt 94,4 Prozent der Stimmen. Die Wahl war aufgrund des Rückzugs von Alfred Riedl notwendig geworden.

Wahlberechtigt waren 54 anwesende Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus ganz Österreich, die über die Landesverbände parteiübergreifend nominiert wurden. Vorgänger Alfred Riedl war seiner Abwahl zuvorgekommen und bereits am Donnerstag als Gemeindebund-Präsident zurückgetreten. Er war wegen Grundstücksdeals in Grafenwörth (Bezirk Tulln), wo er Bürgermeister ist, unter Druck geraten.

Johannes Pressl ist seit 19 Jahren Bürgermeister der Gemeinde Ardagger und seit dem Jahr 2021 Präsident des Niederösterreichischen Gemeindebundes. Dem Bundesvorstand präsentierte Pressl die wesentlichen Eckpunkte seines Arbeitsprogramms. Ein Thema, das allen Gemeinden aktuell unter den Nägeln brenne, seien die Finanzen. „Fast jede Gemeinde hat Einbußen bei den Einnahmen und steigende Ausgaben, die alleine kaum mehr zu stemmen sind. Wir fordern daher die Bundesregierung zu Gesprächen über ein Hilfspaket für die Gemeinden in Höhe von einer Milliarde Euro auf“, betonte Pressl.

Johannes Pressl bei Wahl
Erich Marschik
Mit einer eindeutigen Mehrheit wurde Johannes Pressl (2. v. r.) zum neuen Präsidenten gewählt

Ziele: Boden sparen und Transparenz schaffen

In der Zusammenarbeit mit den Landesverbänden und den Gemeinden gilt für den neuen Präsidenten ein Credo: „Einbinden, aber nicht einmischen.“ In Sachen Bodenverbrauch nannte der neu gewählte Präsident ein klares Ziel: „Wir wollen und wir müssen Boden sparen, aber mit kommunalem Hausverstand. Hören wir bitte endlich auf, uns laufend an der 2,5-Hektar-Grenze medial abzuarbeiten. Investieren wir die Energie, die wir da vergeuden, vielmehr in Instrumente und Werkzeuge, um Leerstand und brachliegende gewidmete Grundstücke zu mobilisieren und Ortskerne zu verdichten. Oder denken wir zum Beispiel über höhere finanzielle Anreize für den Umbau von Einfamilienhäusern und den Einbau einer zweiten Wohneinheit nach.“

Zudem kündigte er eine Transparenzoffensive an. So sollen auch „die Bürgerinnen und Bürger noch stärker ins Gemeindegeschehen eingebunden werden“. Weitere Themenschwerpunkte für den neuen Präsidenten seien der Ausbau der Kinderbetreuung, die Themen örtliche Gesundheits- und Landarztversorgung, Pflege und Altern im eigenen Ort, Energiewende und Klimaschutz, Digitalisierung in den Gemeinden, die Vernetzung mit europäischen Partnern und die Stärkung des Bürgermeisteramtes.

Seit 1995 in Politik aktiv

Pressl wurde am 6. Mai 1970 als erstes von fünf Kindern in Amstetten geboren. Nach dem Studium der Landschaftsplanung an der Universität für Bodenkultur in Wien absolvierte er Ausbildungen zum land- und forstwirtschaftlichen Berater und zum Unternehmensberater. Er war u. a. Projektleiter und später Geschäftsführer in der Mostgalerie im Stift Ardagger und ist außerdem seit 1996 in der NÖ.Regional.GmbH, vormals Regionalmanagement Mostviertel, tätig, die er mit aufgebaut hatte.

Seit 1995 ist Pressl in der Politik aktiv, zunächst als Gemeinderat und Umweltgemeinderat in der Marktgemeinde Ardagger, ab 2000 als geschäftsführender Gemeinderat. 2005 wurde er zum Bürgermeister von Ardagger gewählt, seit 2008 ist er auch Bezirksobmann des NÖ Gemeindebundes im Bezirk Amstetten.

2014 wurde Pressl zweiter Vizepräsident des Niederösterreichischen Gemeindebundes und Vorstandsmitglied im Österreichischen Gemeindebund, im Juli 2021 übernahm Pressl die Präsidentschaft des niederösterreichischen Gemeindebundes von Riedl, der das Amt nach 20 Jahren zurücklegte. Am Montag beerbte Pressl Riedl auch an der Spitze des Österreichischen Gemeindebundes.

Pressl wisse, was Menschen am Land bewege

Gratulationen kamen von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP): "Ich freue mich auf die weiterhin gute und enge Zusammenarbeit zwischen Innenministerium und Gemeindebund. Der Gemeindebund ist eine gut organisierte und schlagkräftige Institution im Sinne der österreichischen Gemeinden“, so Karner.

Als Gratulantin stellte sich auch die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) ein. Als langjähriger Bürgermeister wisse Pressl ganz genau, was die Menschen in den ländlichen Regionen bewege und wo es Handlungsbedarf gebe. „Er hat in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass er sich mit voller Kraft gewissenhaft für die Anliegen der Gemeinden einsetzt und immer ein Auge darauf hat, vor welchen Herausforderungen sie stehen und wie sie bestmöglich unterstützt und serviciert werden können“, so die Landeshauptfrau.

Gratulationen kamen ebenso vom Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in seiner Funktion als Präsident des Städtebundes. SPÖ-Kommunalsprecher Andreas Kollross hoffte auf einen endgültigen Schlussstrich unter die Ära Riedl. Elisabeth Götze, Wirtschafts- und Gemeindesprecherin der Grünen, gab ihm den Wunsch nach mehr Ambitionen beim Bodenschutz mit. Auch Greenpeace forderte dies.