Auf den Plantagen von Obstbauer Matthias Weichhart in Oberzwischenbrunn bei St. Pölten sind die Knospen heuer aufgrund des milden Winters um drei Wochen früher dran. „Man sieht das am Baum sehr gut, dass wieder etwas Grünes hervorschaut. Das heißt, die Knospe ist aufgebrochen. Jetzt gibt es kein Zurück mehr“, sagt Weichhart gegenüber noe.ORF.at.
Der Gefahr von Spätfrösten versuchen die Obstbauern mit einer sogenannten Frostberegnung zu begegnen. Die Knospe wird dadurch von einem Panzer aus Eis umschlossen und ist darunter geschützt. Das Prinzip funktioniert bei Temperaturen von bis zu minus acht Grad.
Es ist aber ein sehr teures Spiel, in dem Landwirte gegen Wetterphänomene und Klimaerwärmung antreten müssen. Die Frostberegnung ist ebenso wie die Bewässerung in immer heißeren Sommern sehr kostspielig. „Mir als Obstbauer, als Landwirt liegt die Versorgung der Leute mit heimischem Obst und Lebensmitteln sehr am Herzen. Ich bin überzeugt, dass wir es wieder schaffen werden. Wir wissen mittlerweile, wie es funktioniert“, sagt Weichhart.
Spätfröste als „großes Damoklesschwert“
Auch bei der Landwirtschaftskammer spricht man von einem deutlichen Vegetationsfortschritt, den der milde Februar mittlerweile gebracht hat. Die Kulturen seien viel früher als in „normalen Jahren“ üblich, sagt Pflanzenbaudirektor Manfred Weinhappel – sowohl bei den klassischen Ackerkulturen als auch bei den Obstkulturen. „Soweit ist einmal noch nichts passiert“, sagt Weinhappel. „Das große Damoklesschwert, das darüber schwebt, ist aber: Treten Spätfröste auf, wann treten sie auf und in welcher Intensität?“
Frost in der Nacht ist für diese Jahreszeit laut Weinhappel nichts Unübliches. „Momentan würden wir die Gefahr und das Risiko bei der Marille am größten einschätzen“, so der Experte. Aber auch für Äpfel und Birnen sei ein möglicher Frost nicht unproblematisch. Im Unterschied zur Marille könnten diese Obstkulturen jedoch durch die Frostberegnung geschützt werden, zudem sei ihr Vegetationszustand noch nicht so weit fortgeschritten.
Aktuell sieht der Pflanzenbaudirektor der Landwirtschaftskammer Niederösterreich „keinen akuten Handlungsbedarf“. Es gebe auch keine Maßnahmen, die man ergreifen könnte. Das Zittern geht jedoch weiter. „Aufgrund der fortgeschrittenen Vegetation ist die Spätfrostgefahr heuer prekärer als in anderen Jahren“, so Weinhappel, „wir hoffen aber, dass die Wetterkonstellationen günstig sind“.