Gesundheit

Übergewicht kostet Land Milliarden

Mehr als jeder und jede zweite Niederösterreicherin über 15 Jahren ist übergewichtig oder leidet an Adipositas, also krankhaftem Übergewicht. Die Gesundheitskasse (ÖGK) warnt anlässlich des Welt-Adipositas-Tages vor den Folgen für Gesundheit und Gesellschaft.

Österreichweit sind mehr als die Hälfte der Erwachsenen und etwa ein Viertel der Kinder und Jugendlichen übergewichtig oder adipös. Männer sind in allen Altersgruppen häufiger betroffen und die Häufigkeit steigt mit dem Alter stark an. In Niederösterreich sind laut Daten der Statistik Austria fast 57 Prozent übergewichtig: 66,6 Prozent aller Männer und 47,4 Prozent der Frauen.

Die Krankheit sei „enorm im Vormarsch“, sagt Florian Kiefer, Präsident der Österreichischen Adipositas Allianz und Leiter der Endokrinologischen Ambulanz am AKH gegenüber noe.ORF.at. Er spricht sogar von einer „Adipositas-Pandemie“, in der die Gesellschaft angekommen sei.

Übergewicht und Adipositas Als übergewichtig gilt, wer einen Body-Mass-Index (BMI) über 25 hat, als adipös gelten Menschen mit einem BMI über 30. Der BMI berechnet sich aus Gewicht und Körpergröße, ist allerdings nur bedingt aussagekräftig, weil er etwa Körperfett nicht von Muskelmasse unterscheidet.

„Adipositas ist eine chronische Erkrankung, bei deren Entstehung und Verlauf viele verschiedene Faktoren zusammenwirken“, so Kiefer. „Dazu gehören Lebensstil-Aspekte wie Ernährung und Bewegung, aber bei rund 70 Prozent der Betroffenen auch genetische Faktoren.“

Übergewicht und Adipositas werden also nicht ausschließlich durch einen ungesunden Lebensstil hervorgerufen. Dieses Wissen fehle aber weitgehend, heißt es von der ÖGK, weshalb Betroffene unter „massiver Stigmatisierung“ leiden und in eine „Abwärtsspirale von Rückzug, sozialer Isolation und psychischen Erkrankungen wie etwa Depressionen“ getrieben würden.

Kosten für die Gesellschaft liegen im Milliardenbereich

Neben den psychischen Folgen kann es auch zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Diabetes, erhöhtem Blutdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Demenz kommen. Aber auch für die Gesellschaft hat die Erkrankung Folgen, denn „Menschen mit Adipositas müssen öfter Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch nehmen, haben mehr Fehltage aufgrund von Krankheit, werden häufiger operiert und bekommen mehr Medikamente verschrieben“, heißt es von der ÖGK.

Für die Gesellschaft bedeutet das höhere Kosten bzw. weniger Einnahmen. Laut ÖGK zeigen Prognosen der OECD, dass Adipositas zwischen 2020 und 2050 das österreichische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Schnitt um 2,5 Prozent im Jahr reduziere. „Bezogen auf das BIP 2021 von 403 Milliarden Euro ginge es also um jährlich rund zehn Milliarden Euro“, so die ÖGK.

„Den gesunden Schokoriegel gibt es nicht“

Die ÖGK setzt daher auf Prävention und hat unter dem Titel „Leichter Leben“ Angebote entwickelt, mit denen Kinder und Erwachsene einen gesunden Lebensstil erlernen und sich informieren können. Gleichzeitig sieht man auch die Politik und die Wirtschaft in der Verantwortung.

„Wir können es uns als Gesellschaft einfach nicht leisten, dass eine chronische Erkrankung immer weitere Teile der Bevölkerung erfasst“, wird Andreas Huss, stellvertretender Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse zitiert. „Hoch verarbeitete und krankmachende Lebensmittel müssen verständlich gekennzeichnet werden. Denn den gesunden Schokoriegel gibt es nicht!“