Rapid-Pfarrer und Stripfing-Obmann Christoph Pelczar
ORF NÖ
ORF NÖ
SPORT

Rapid-Pfarrer will Stripfing auf Kurs bringen

Auf „göttlichen Beistand“ setzt Fußball-Zweitligist Stripfing. Vor zwei Wochen ist der als „Rapid-Pfarrer“ bekannte Christoph Pelczar zum Obmann gewählt worden. Prompt steht er vor großen Herausforderungen. Hinter der Zukunft des Vereins steht ein großes Fragezeichen.

Glaube und Fußball gehören für Christoph Pelczar untrennbar zusammen. Das beweist ein einziger Blick in seine Heimatkirche in Weikendorf (Bezirk Gänserndorf). Im dortigen Pfarrhaus hängen zahlreiche Fußballtrikots nationaler und internationaler Vereine. „Jedes einzelne erzählt seine eigene Geschichte“, verrät der gebürtige Pole im ausführlichen Interview mit noe.ORF.at.

noe.ORF.at: Herr Pelczar, wie passen denn Glaube und Fußball für Sie zusammen?

Christoph Pelczar: Sie passen nicht nur zusammen, sie ergänzen einander. Glaube eröffnet immer wieder neue Perspektiven. Wir reduzieren den Spieler immer wieder auf die Psyche und den Körper und vergessen dabei, dass das Entscheidende der Geist und die Seele sind. Sie sind die Quelle der Inspiration für uns, auch für jeden Fußballer.

Rapid-Pfarrer und Stripfing-Obmann Christoph Pelczar
ORF NÖ
„Rapid-Pfarrer“ und Stripfing-Obmann Christoph Pelczar im Interview mit ORF-NÖ-Sportredakteur Mathias Eßmeister

noe.ORF.at: Ein Pfarrhaus voll gehängt mit Fußballtrikots – das sieht man nicht alle Tage. Ist das Ausdruck Ihrer großen Liebe zum Fußball?

Pelczar: Das ist meine persönliche Fußballkathedrale. Ich habe hier unzählige Trikots und jedes einzelne erzählt seine eigene Geschichte. Kein Trikot hängt hier zufällig. Sie kommen von Spielern, die ich in der Vergangenheit im mentalen Bereich begleitet habe oder bei Comebacks nach größeren Verletzungen. Einige Spieler habe ich sogar verheiratet. Aus Dankbarkeit haben sie mir danach ihre Trikots geschenkt. Sie sind jetzt mein Heiligtum. Auch eine Unterschrift von Papst Franziskus ist mit dabei.

noe.ORF.at: Viele Fans bezeichnen Rapid als eine Religion. Wie groß ist Ihre Leidenschaft für „Grün-Weiß“?

Pelczar: Rapid ist für mich eine Gemeinschaft, in der wir alles ausleben können. Dort gibt es Platz für Glauben, für ernsthafte Gespräche, für Emotionen, für Freude und für Leid. Deshalb bin ich stolz, dass wir im Allianz-Stadion als erste Sportstätte in Österreich einen Andachtsraum haben.

noe.ORF.at: Wie wurde aus einem „Rapid-Pfarrer“ der neue Obmann von Zweitligist Stripfing?

Pelczar: Ich bin hier seit 21 Jahren als Pfarrer tätig. Ich bin Ehrenbürger dieser Gemeinde und möchte hier nicht nur beten, sondern auch mitgestalten und mitarbeiten. Ich war immer am Platz als verrückter Fußballer und ebenso verrückter Fußballfan. Ich weiß aber schon jetzt nach wenigen Tagen meiner Amtszeit, was für eine Herausforderung das ist. Die größte ist derzeit, die Lizenz für die kommende Zweitliga-Saison zu erhalten. Dafür arbeiten wir jeden Tag intensiv.

Rapid-Pfarrer und Stripfing-Obmann Christoph Pelczar
ORF NÖ
Christoph Pelczar muss als Obmann von Stripfing zahlreiche Herausforderungen bewältigen

noe.ORF.at: Das Stadion in Stripfing genügt derzeit nicht den Bundesliga-Anforderungen. Es müssen zahlreiche Veränderungen umgesetzt werden – vom Flutlicht bis zur Tribünenkapazität. Zuletzt gab es Verzögerungen beim Umbau. Sind sie sicher, dass er bis zum Sommer abgeschlossen sein wird?

Pelczar: Wir beginnen mit den Bauarbeiten in den nächsten Tagen. Die Planungen dazu liefen bereits seit letztem Jahr. Wir hatten bereits im Herbst einen Baustart angekündigt. Dieser verzögerte sich, weil der Generalunternehmer getauscht wurde. Die Finanzierung des Bauvorhabens ist gesichert und wir werden den Umbau nun in Angriff nehmen. Ich und mein Team werden der Bundesliga nun alles im Rahmen der Lizenzierung darlegen. Wir kennen unsere Hausaufgaben und werden das Schritt für Schritt abarbeiten.

noe.ORF.at: Zuletzt gab es Berichte über ausständige Zahlungen an den Floridsdorfer AC, in dessen Stadion der SV Stripfing aktuell seine Heimspiele austrägt. Außerdem sollen Spielergehälter nicht ausbezahlt worden sein. Entspricht das den Tatsachen?

Pelczar: Es ist richtig, dass es offene Forderungen des FAC gibt – diese werden selbstverständlich vom SV Stripfing getilgt. Spielergehälter sind nicht ausständig.

noe.ORF.at: Welche Ziele wollen Sie langfristig mit dem SV Stripfing erreichen?

Pelczar: Insbesondere nach der Neuwahl des Vorstandes steht der SV Stripfing quasi vor einem Neustart. Ich als Obmann spüre die Energie, die in meinem Team steckt. Gemeinsam möchten wir nun die Zukunft unseres Vereines gestalten. Ich bitte jedoch darum, uns die dafür nötige Zeit einzuräumen. Wir möchten mit unseren Mitgliedern den Spirit des Vereins neu entfachen. Wir alle wissen, dass wir nur gemeinsam erfolgreich sein können. Dafür sind wir angetreten, und dafür stehen wir auch.