Fluglotsin mit Feldstecher
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„Menschen im Blickpunkt“

Fluglotsen: Kontrolle auf höchster Ebene

Wer in ein Flugzeug steigt, der verlässt sich in der Regel auf die Technik und den Piloten oder die Pilotin. Wer oft vergessen wird, sind die Männer und Frauen, die dafür sorgen, dass Flugzeuge ihre Routen genau einhalten und es zu keinen Kollisionen kommt: die Fluglotsen.

Alexandra Höflinger aus Neulengbach im Bezirk St. Pölten ist seit zwei Jahren im Team der Austro Control im Tower in Schwechat. Die 28-Jährige war zuvor im Management bei der Lufthansa, suchte aber eine konkretere Tätigkeit, wie sie erzählt: „Ich wusste nicht einmal, was eine Fluglotsin ist, ein Pilot hat mir geraten, mich da zu bewerben. Und das habe ich getan. Das ist meins.“

Der Weg zu ihrem Job in 100 Metern Höhe im Kontrollraum des Towers war allerdings intensiv, viele schaffen ihn nicht. Man braucht etwa ein extremes räumliches Vorstellungsvermögen und eine ebenso wichtige Stressresistenz. Alexandra Höflinger rät trotzdem jedem und jeder, sich dafür zu bewerben: „Es gibt ein Auswahlverfahren, bei dem man erst erfährt, ob man diese Fähigkeiten hat. Die kann man nicht lernen, die hat man oder nicht.“

Im Simulator verschwimmen Realität und Fiktion

Im Laufe der Ausbildung werden am Simulator immer wieder Ernstfälle geprobt, bei denen Realität und Fiktion verschwimmen, sagt die Fluglotsin: „Du vergisst irgendwann, dass das nur ein Test ist. Extrem spannend und fordernd.“

Und die Vorbereitung auf Ernstfälle, wie sie zuletzt immer wieder vorgekommen sind, etwa die plötzlich herausgerissene Seitentür eines Flugzeuges in den USA, ein brennendes Triebwerk in Südkorea oder eine brennende Maschine in Japan. Sie habe solche Extremsituationen im Ernstfall noch nicht erlebt, sagt Alexandra Höflinger: „Wenn es dazu kommt, steigt natürlich der Adrenalinspiegel, das ist klar. Aber in der Ausbildung wirst du auf so etwas vorbereitet und auch während der aktiven Zeit gibt es immer wieder Trainings für solche Fälle. Dann wird eine Emergency-Checkliste abgearbeitet. Das Wichtigste ist, dabei ruhig zu bleiben.“

Im Tower Fluglotsin
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Mit Feldstecher gegen Hasen auf der Piste

Vom Extremfall zur Routine – und die ist verbunden mit viel „Handarbeit“ und weniger Technik-Einsatz, als man vermuten würde. Denn die Start- und Landebahnen werden ständig abgesucht, unter anderem mit Feldstechern: „Das Radar sieht nicht alles. Wenn etwa ein Hase auf der Piste ist oder etwas Anderes, zum Beispiel ganz banal ein Plastiksackerl, dann darf die Maschine nicht landen, weil dieses Sackerl ins Triebwerk gesogen werden könnte und es zu einem Schaden kommt. Wenn wir etwas sehen, wird sofort die Crew am Boden benachrichtigt, die fährt dann die Pisten ab, um solche Vorfälle zu vermeiden. Also wenn Sie im Flugzeug sitzen und auf den Start warten müssen, ohne zu wissen, warum – das könnte der Grund sein.“

7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag

350 Fluglotsinnen und Fluglotsen beschäftigt die Austro Control in ganz Österreich, 50 von ihnen in Schwechat, die 24 Stunden sieben Tage die Woche dafür sorgen, dass Starts und Landungen problemlos abgewickelt werden. 500 solche Flugbewegungen täglich, dazu kommen die Überflugkontrollen. Ein so hohes Konzentrationslevel wie hier nötig ist nicht lange zu halten, erklärt Alexandra Höflinger: „Deshalb muss man nach eineinhalb Stunden Dienst verpflichtend in die Pause. Das ist nötig. Es geht um zu viel.“ Der Passagier merkt nichts davon, dass oben am Tower die Schutzengel sitzen, die dafür sorgen, dass alles ruhig abläuft.