ABD0109_20240304 – WIEN – …STERREICH: ZU APA0109 VOM 4.3.2024 – Der kŸnftige kŸnstlerische Leiter (ab Oktober 2026) Johannes Neubert am Montag, 4. MŠrz 2024, anl. der PK „Grafenegg stellt neue kŸnstlerische Leitung vor“ im Palais Niederšsterreich in Wien. – FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER
APA/Helmut Fohringer
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Kultur

Grafenegg: Neubert löst Buchbinder ab

Grafenegg, Niederösterreichs Musikaushängeschild, bekommt einen neuen künstlerischen Leiter. Seit der Gründung in den Händen Rudolf Buchbinders gelegen, übergibt dieser die Intendanz 2026 an Johannes Neubert, der in Grafenegg kein Unbekannter ist.

Bei Neubert kann man gewissermaßen von einer Rückkehr nach Niederösterreich sprechen und von einer Rückkehr nach Grafenegg – wenn auch in anderer Funktion. Der 55-jährige deutsche Kulturmanager war in den Gründungsjahren Grafeneggs von 2005 bis 2010 Geschäftsführer und ebenso jahrelanger Geschäftsführer von Grafeneggs Residenzorchester, dem Tonkünstler Orchester Niederösterreich (2002–2010).

Neubert bringt auch Orchestererfahrung mit – in Österreich war er nach seiner Tätigkeit in Grafenegg bzw. bei den Tonkünstlern acht Jahre lang Intendant der Wiener Symphoniker, die er von 2011 bis 2019 leitete. Danach ging er ins Ausland, zuletzt war der 55-Jährige als operativer Geschäftsführer des Orchestre Nationale de France/Radio France tätig – quasi das Radio-Symphonieorchester Frankreichs. In Grafenegg üernimmt der gebürtige Deutsche mit 1. Oktober 2026.

Sommerbespielung bleibt Schwerpunkt

Als künstlerischer Leiter in Grafenegg verantwortet Neubert alle Eigenveranstaltungen – darunter das Grafenegg Festival und die Sommernachtsgala – und ebenso die Nachwuchsförderprogramme wie etwa die Grafenegg Academy, das Projekt „Ink Still Wet“ für junge Komponistinnen und Komponisten und das European Youth Orchestra, das immer schon eine enge Bindung an Grafenegg hatte und vor etwas mehr als einem Jahr seine Residenz dauerhaft dorthin verlegt hatte – mehr dazu in „EU-Youth-Orchestra im neuen Zuhause angekommen“ (noe.ORF.at; 30.7.2023).

ABD0111_20240304 – WIEN – …STERREICH: NšKu-GeschŠftsfŸhrer Paul Gessl, Pianist Rudolf Buchbinder, Niederšsterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (…VP) und der kŸnftige kŸnstlerische Leiter (ab Oktober 2026) Johannes Neubert am Montag, 4. MŠrz 2024, anl. der PK „Grafenegg stellt neue kŸnstlerische Leitung vor“ im Palais Niederšsterreich in Wien. – FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER
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Am Montag wurde der künftige künstlerische Leiter Johannes Neubert (r.) bei einer Pressekonferenz mit NÖKU-Geschäftsführer Paul Gessl, Starpianist Rudolf Buchbinder und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner vorgestellt (v. l.)

Neubert kündigte an, den Schwerpunkt auf die Sommerbespielung Grafeneggs beizubehalten, „das Herzstück und Alleinstellungsmerkmal Grafeneggs“. Die bestehenden Formate wolle er aber „evaluieren und weiterentwickeln“, um Grafenegg in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Die Bestellung sei für ihn „wie ein Nach-Hause-Kommen. Nirgendwo sonst findet man einen Ort, an dem Natur, Architektur und Kulinarik das Musikerlebnis so verführerisch begleiten.“

Die Entscheidung traf eine aus NÖKU-Geschäftsführer Paul Gessl und Thomas Angyan bestehende Kommission in enger Absprache mit Buchbinder, der Neubert als „Wegbegleiter der ersten Stunde“ bezeichnete. Neubert werde „Grafenegg erfolgreich in die Zukunft führen“, so Buchbinder. Eine personelle Weichenstellung, die auch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) goutierte: Neubert sei „ein Mann mit reichem Erfahrungsschatz und einer klaren Vision“.

Buchbinder verabschiedet sich (teilweise) zum 80er

Mit der Staffelübergabe an Neubert geht in Grafenegg eine Ära unter der Leitung von Buchbinder zu Ende, der 2026 seinen 80. Geburtstag feiert und seit der Gründung Grafeneggs die wesentlichen Meilensteine und Entwicklungen maßgeblich mitgeprägt hat. Gänzlich abhanden kommt Buchbinder aber nicht, wie es hieß. Er wird nach 20 Ausgaben des Grafenegg Festivals zwar die künstlerische Leitung abgeben, aber zum Präsidenten des Festivals ernannt. Zudem soll Buchbinder auch Mitglied in den Gremien des Advisory Boards und des Fördervereins werden.

Buchbinders Verdienste um Grafenegg bekommen schon jetzt – noch unter seiner künstlerischen Leitung – ein Monument: Die Reitschule wird in einen modernen Konzertsaal umgebaut, der dem Ort zusätzliche Möglichkeiten der Nutzung geben wird. Der Saal wird Buchbinder gewidmet und künftig auch den Namen „Rudolf-Buchbinder-Saal“ tragen. Die Eröffnung ist für Sommer 2026 geplant. Im Mai wurden die Pläne präsentiert – mehr dazu in „Reitschule erhält Konzertsaal im ersten Stock“ (noe.ORF.at; 31.5.2023).

Für Grafenegg bricht in den kommenden Jahren eine neue Ära an, die Veränderungen mit sich bringt. Anfang des Jahres war bekanntgeworden, dass auch die operative Geschäftsführung Grafeneggs neu ausgeschrieben wird, nachdem sich Philipp Stein, der die Funktion seit 2018 innehat, beruflich verändern will – mehr dazu in „Grafenegg schreibt Geschäftsführung aus“ (noe.ORF.at; 19.1.2023). Gessl berichtete von 62 eingelangten Bewerbungen, eine Entscheidung steht noch aus.