Vater mit Kinderwagen
Tatiana Syrikova
Tatiana Syrikova
POLITIK

Gleichstellung: Väter zu Karenz verpflichten

Bei der Gleichstellung von Männern und Frauen gibt es eine immer noch steile Schieflage. Darauf wird vor dem Weltfrauentag am 8. März aufmerksam gemacht. Ein neuer Vorschlag: eine sechsmonatige Pflicht zur Väterkarenz, um die Betreuungszeiten auszugleichen.

Frauen verdienen weniger und sind häufig armutsgefährdet. Ein Grund dafür ist die ungleich verteilte Betreuung von Kindern und Angehörigen. Laut Statistik Austria übernehmen Frauen mehr als vier Stunden unbezahlte Arbeit pro Tag, bei Männern sind es knapp drei. Noch deutlicher wird es beim Kinderbetreuungsgeld, das nur knapp drei Prozent der Väter beantragen, zeigt sich Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) bei einer Pressekonferenz enttäuscht. „Das ist wirklich schwach, da geht noch mehr“, sagt sie und betont, dass dieser Anteil nicht nur statistisch sehr niedrig ist, sondern auch zur Altersarmut bei vielen Frauen führt.

„Ich weiß, dass viele Frauen sich um ihre Kinder kümmern wollen. Es ist traumhaft, Zeit mit den Kindern zu verbringen. Aber man sollte es gleichberechtigt tun, weil sonst bleibt man in der Pension über, wenn man diese wertvollen Jahre nicht hat, wo man gleich viel in die Pensionskasse einzahlt wie Männer.“ Und Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) ergänzt: „Wenn man sich die Pensionen von Frauen und Männern anschaut, sieht man, dass Frauen um 40 Prozent weniger Geld erhalten als Männer. Der Pensionsunterschied zwischen Männern und Frauen beträgt im Jahr durchschnittlich etwa 10.000 Euro.“

Sechs Monate Karenzpflicht für Väter in Skandinavien

Ein Ausweg wäre eine verpflichtende Väterkarenz von mindestens sechs Monaten nach skandinavischem Vorbild. Das würde auch die seelische Belastung, die durch das Organisieren von Alltagsaufgaben entsteht – auch „mental load“ – genannt, für Frauen verringern, so Elisabeth Cinatl. Sie ist Vorsitzende des Netzwerks der österreichischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen.

„Papa-Monat schön und gut, aber da ist meistens die Mutter auch daheim. Das heißt, man erlebt nicht und kriegt nicht mit, was es heißt, den ‚mental load‘ zu haben. Wenn ich den ganzen Tag zu Hause bin mit meinem Kind, erleben das natürlich auch die Männer. Es ist ja auch nicht den Frauen biologisch mitgegeben, dass sie das sofort weiß. Ich wachse ja mit meinem Kind mit“, so Cinatl. Und genauso würden auch Väter mitwachsen, wenn sie die alleinige Verantwortung für eine bestimmte Zeit hätten.

Budget für Beratungsstellen erhöht

Wer sich überlastet fühlt, kann sich kostenlos am Frauentelefon informieren (0800/800 810) oder eine Frauenberatungsstelle aufsuchen. In Niederösterreich gibt es zehn Frauenberatungsstellen und zehn Außenstellen. Die Landesregierung erhöhte die Förderungen für Frauenberatungsstellen um 30 Prozent, auf 180.000 Euro.

Und auch politisch sei noch viel zu tun, so Teschl-Hofmeister. Es gebe mehr Frauen als Männer in Niederösterreich, der Frauenanteil liegt bei 51 Prozent. Und auch wenn Niederösterreich den höchsten Frauenanteil an Bürgermeisterinnen im Bundesvergleich hat, sind das trotzdem nur knapp 15 Prozent beziehungsweise 83 Frauen. Auch im Landtag sind nur 23 Prozent der Abgeordneten weiblich, das sei „unterdurchschnittlich“ und „sollte man nicht so auf sich sitzen lassen“.