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Bank schließt Filialen: Bürgermeister in Rage

Die Raiffeisenbank Traisen-Gölsental hat angekündigt, sieben Bankstellen zu schließen. Sechs davon sind im Bezirk Lilienfeld. Die Bürgermeister sind in Aufruhr und fürchten einen Verlust an Lebensqualität. Die Bank argumentiert mit verbesserter Servicequalität.

Die Fronten scheinen verhärtet, nachdem am 27. Februar in einer Vorstandssitzung der Raiffeisenbank Traisen-Gölsental die Schließungen einstimmig beschlossen wurden. Die Bürgermeister fühlen sich überrumpelt. Es sei für ihn „unverständlich“, dass eine „traditionelle, alteingesessene Bank, die immer für das Volk da war“, so eine Entscheidung treffe, kritisierte etwa der Bürgermeister von Kleinzell, Reinhard Hager (ÖVP). In seiner Gemeinde steht eine der insgesamt sieben Bankstellen, die demnächst geschlossen werden sollen. Die anderen befinden sich in St. Georgen am Steinfelde, in St. Aegyd, Hohenberg, Türnitz, Traisen, St. Veit an der Gölsen.

Die Bank argumentiert die Schließungen mit einer neuen Strategie der Bank. „Wesentlich ist, dass wir damit die Zukunftsfähigkeit der Bank sicherstellen werden. Wir werden dort in ein neues Beratungs- und Servicekonzept investieren“, erklärte Geschäftsleiter Roman Schlosser. Der Kundenkontakt verlagere sich immer weiter in den digitalen Raum, die Bankstellen verlieren zusehends an Bedeutung, heißt es. Zukünftig sollen drei Kompetenzzentren in Lilienfeld, Wilhelmsburg und Hainfeld und ein ausgebautes digitales Angebot die Bankstellen ersetzen.

Monika Feichtinger, Bürgermeisterin von Traisen (SPÖ), sorgt sich um die ältere Bevölkerung. Die älteren Bürgerinnen und Bürger würden mit der digitalen Bankenwelt schon jetzt nicht mehr zurecht kommen und brauchen einen Ansprechpartner, so ihre Forderung. Auch um die Arbeitsplätze machen sich die Bürgermeister Sorgen. Die Mitarbeiterinnen und die Mitarbeiter sowie die Gemeinden seien vor „vollendete Tatsachen“ gestellt worden, so Christian Fischer, Bürgermeister von St.Veit an der Gölsen (SPÖ): „So geht man mit unseren Leuten nicht um“.

„Beratungsteam wird vergrößert“

Bei der Raiffeisenbank Traisen-Gölsental weist man diese Kritik zurück. „Der erste Schritt war, dass wir unsere Bürgermeister alle zu einem persönlichen Gespräch eingeladen haben, um ihnen die Strategie von der Bank auch zu erklären“, so Geschäftsleiter Roman Schlosser. Seine Kollegin, Hermine Dangl, betonte außerdem, dass kein Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz verliere: „Die qualitative Ausstattung der Arbeitsplätze ist gesichert, was ja auch ein Anspruch an die Arbeitnehmer in Zukunft sein wird.“ Das Beratungsteam werde vergrößert und es soll in die Ausbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investiert werden. Außerdem wolle man drei Lehrlinge ausbilden.

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Die Bank argumentiert die Schließungen mit einer neuen Strategie der Bank

Betroffene fürchten weite Wege

Nicht nur unter den Bürgermeistern, sondern auch unter den Betroffenen in der Region wächst der Unmut. Sie kritisieren schon jetzt weite Wege zwischen den einzelnen Bankomaten und Bankstellen, das werde nun noch schlimmer. Etwa Rudolf Hobl, der Nahversorger in der Gemeinde Kleinzell, macht sich Sorgen wo er nun die Tageslosung aus seinem Geschäft täglich hinbringen soll. Die Raiffeisen-Bankstelle nebenan wird es zukünftig nicht mehr geben. Die Bürgermeister planen nun eine Unterschriftenaktion und fordern ein Umdenken des Vorstands. Die Raiffeisen-Geschäftsführung setzt auf weitere Gespräche. Das Ende der Bankstellen sei beschlossene Sache.