Bridgespiel
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Fitnesscenter als Trainingsort für Denksport

In einem Waldviertler Fitnesscenter wird auch der Geist trainiert: Jeden Freitag treffen sich dort die Mitglieder des Bridgeclubs. Das Kartenspiel ist eine vom olympischen Komitee anerkannte Denksportart, die weltweit von mehr als 100 Millionen Menschen ausgeübt wird.

Der Bridgeclub Waldviertel hat 50 Mitglieder. Im Fit-Aktiv-Center Waidhofen an der Thaya treffen sie sich jede Woche, um zu trainieren. Das Fitnesscenter dient ihnen dabei nicht als Ort, um ihre Muskeln zu kräftigen, sondern um ihre Fertigkeiten bei einem der weltweit bekanntesten Kartenspiele zu verbessern. „Bridge ist so komplex wie Schach“, erklärt Bridgespieler Klaus Steurer und Ursula Göschl-Böhm ergänzt: „Glück allein reicht nicht. Man muss die Karten analysieren, strategisch denken und sich möglichst viel merken können.“

Gespielt wird mit französischen Karten. Die 52 Blatt werden gemischt und auf vier Spieler aufgeteilt, die paarweise zusammenspielen. Es besteht Farbzwang, aber kein Stichzwang.

Partner „lesen“ und Karten merken

Die erste Spielphase heißt „Lizitieren“. Dabei tauschen die Partner mit einem kodierten System Informationen über ihr Blatt aus. Man gibt an, wie viele Stiche man mit seinem Blatt machen könnte. „In dieser Phase ist es wichtig, gut mit dem Partner zu harmonieren“, erklärt Anneliese Steurer, „nicht immer ist es offensichtlich, was gezeigt wird. Manchmal bedeutet es auch etwas völlig Anderes.“

Der Spieler, der das höchste Gebot abgegeben hat, muss in der zweiten Spielphase als Alleinspieler beweisen, dass er die angegebene Zahl Stiche auch tatsächlich erreichen kann. Er spielt mit den eigenen Karten sowie mit jenen seines Partners, die offen auf den Tisch gelegt werden. Die beiden Gegenspieler versuchen den Erfolg des Alleinspielers zu verhindern.

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Wer hier mitspielen will, muss erst einen 14-wöchigen Grundkurs absolvieren, dann startet das eigentliche Training

Bridge fördert komplexes Denken

„Bridge ist ein komplexes, umfangreiches Spiel“, meint Werner Damberger, der die Bridge-Kurse leitet. Der Anfängerkurs dauert 14 Wochen mit jeweils drei Kursstunden. „Wenn man dieses Kurs absolviert hat, dann hat man das Einsteigerniveau erreicht. Tatsächlich lernt man als Bridge-Spieler sein Leben lang dazu. Es ist die beste Demenz-Vorsorge.“

Beim Bridgeclub Waldviertel spielen etwa 50 Frauen und Männer. Immer am Mittwochabend findet ein Vereins-Turnier im Gasthof Traxler in Gmünd statt. Am Freitag wird im Fit-Aktiv-Center in Waidhofen an der Thaya gespielt. „Bei uns sind alle Berufsgruppen vertreten“, sagt Obfrau Margit Jungbauer, „Alt und Jung gemischt, wobei wir uns über Nachwuchs immer freuen“.

Olympisches Komitee: „Bridge ist eine Sportart“

Seit 1998 ist Bridge eine vom Internationalen Olympischen Komitee anerkannte Sportart. Die Bewerbe finden aber nicht bei den regulären olympischen Spielen statt, sondern im Rahmen der World Bridge Games. Doris Fischer ist mehrfache Staatsmeisterin und hat bei der Weltmeisterschaft 1998 im Team-Bewerb Gold geholt: „Jede Partie ist eine neue Herausforderung. Wer gerne Rätsel löst, egal ob Sudoko, Quiz oder andere Denksportaufgaben, wird Bridge lieben“, meint die Weltmeisterin.

Neben den logisch-kombinatorischen Aspekten spiele auch die Psychologie eine große Rolle beim Bridge-Spiel, da man in der ersten Spielphase sowohl den Partner als auch den Gegner lesen muss. Ein Quäntchen Kartenglück ist auch dabei. Das wird bei Turnieren aber reduziert, da alle Spieler im Lauf des Turniers mit denselben Karten-Blättern gegeneinander antreten müssen.