Chronik

Mönichkirchen: Streit um jüdisches Denkmal

In Mönichkirchen ist seit Jahren die Errichtung eines jüdischen Denkmals geplant. Während u.a. eine Arbeitsgruppe die namentliche Nennung der Opfer fordert, setzt die Gemeinde stattdessen auf ein allgemeines Gedenken mit QR-Code. Das stößt auf Widerstand.

Schon im September 2020 war die „Arbeitsgruppe zum jüdischen Leben in Mönichkirchen“ vom Gemeinderat per Beschluss eingesetzt worden, um Ideen für den Erinnerungsort in Mönichkirchen (Bezirk Neunkirchen) zu planen. Vorgesehen war ein Gesamtentwurf inklusive Text und Finanzierung. Von allen Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft mit Bezug zu Mönichkirchen sind drei jüdische Opfer namentlich bekannt, heißt es von Peter Halpern, einem ehemaligen Beteiligten der Arbeitsgruppe.

Dabei handelt es sich um Skilehrer Kornel Hoffmann, Kunst-Mäzenin Henriette Amalie Lieser und Schriftstellerin Grete De Francesco. In einem im Vorjahr fertiggestellten Entwurf der Arbeitsgruppe war vorgesehen, diese Opfer namentlich zu nennen – zwei Drittel der Arbeitsgruppe stimmten diesem Vorschlag laut Halpern zu. Der Entwurf sei bereits Ende März des Vorjahres vor der Gemeinderatssitzung übermittelt worden.

Erinnerungsort Mönichkirchen
Foto: Andreas Salmhofer, Fotomontage: Maria Bischof
Wünschen würden sich Engagierte eine Erinnerung mit namentlicher Erwähnung

Allerdings kam man nicht mit der Gemeinde überein: Von Bürgermeister Andreas Graf (ÖVP) heißt es, das Thema sei mittlerweile erledigt. Die einberufene Arbeitsgruppe habe ihre Arbeit schon vor einiger Zeit eingestellt, da „wir zu keinem Kompromiss gekommen sind“, so Graf. Beschlossene Sache sei nun ein allgemeiner Text im Gedenken an die Verstorbenen, versehen mit einem QR-Code, der weitere Informationen liefern soll. Mehr wolle man zu dieser Thematik nicht sagen.

„QR-Code macht Opfer nicht sichtbar“

Halpern verweist nun auf eine aktuelle Stellungnahme des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes (DÖW), die er in Auftrag gegeben hat: „Die Nennung von Namen wirkt der ausdrücklichen Intention der Nationalsozialisten entgegen, die Erinnerung an die von ihnen verfolgten und ermordeten Menschen für immer auszulöschen“, heißt es darin von Andreas Kranebitter, Wissenschaftlicher Leiter des DÖW.

In den letzten Jahren seien auch an verschiedenen Gedenkorten und Erinnerungszeichen Möglichkeiten ergriffen worden, um vertiefende Informationen über die Personen, derer an dem Ort gedacht wird, bereitzustellen – etwa mittels QR-Code. „Die alleinige Anbringung eines QR-Codes macht die Opfer hingegen nicht sichtbar und schließt auch all jene aus, die nicht über die dementsprechenden technischen Möglichkeiten verfügen, um zu den hier verborgenen Informationen zu gelangen“, so Kranebitter.

Frage nach der Umsetzung

Kritisch hinterfragt wird von Halpern auch, wie eine Umsetzung überhaupt zustande kommen soll. Laut ihm gibt es zwar einen Text, dem eine Mehrheit im Gemeinderat zugestimmt hat. Von wem der Erinnerungsort allerdings gestaltet und finanziert werden soll, sei fraglich, so Halpern. Ihm zufolge wollen ein Künstler sowie einige Spenderinnen und Spender nur zum Projekt beizusteuern, wenn dabei die Namen der Opfer erwähnt werden.