Kultur

80 Akteure bei den Kilber Passionsspielen

In Niederösterreich gibt es vier Passions-Spielorte. Neben Dorfstetten, Eibesthal und Kirchschlag ist heuer wieder Kilb (Bezirk Melk) Schauplatz des Spiels vom Leiden und Sterben Christi. 80 Akteurinnen und Akteure sind dabei – in einer deutlich veränderten Inszenierung.

Im Jahr 1986 fanden die Passionsspiele in Kilb zum ersten Mal statt, damals wie heute aufbauend auf einem Text von Pater Udo Fischer. Was Kilb heraushebt gegenüber den anderen Spielorten: Nur hier wird im Kirchenschiff gespielt, in der größten Landkirche der Diözese St. Pölten. Weiteres Alleinstellungsmerkmal: die Aufführungen finden in der Fastenzeit statt, sechsmal von 9. bis 23. März.

Was mit der Premiere am Samstag endet, ist eine mehr als einjährige Vorbereitungszeit, die sich für viele wie eine Art Klassentreffen anfühlt, erzählt der Darsteller des Hohepriesters Kajafas, der Kfz-Mechaniker Bernhard Teufl: „Es ist eine Gemeinschaft, die nach fünf Jahren wieder zusammenfindet. Oft hat man sich länger nicht gesehen, aber hier ziehen dann alle wieder an einem Strang. Eine Aufbruchsstimmung ist das, wenn wieder die Bärte wachsen in Kilb.“

Hayrli erstmals der „Jesus“

In der Rolle des Jesus ist diesmal Philipp Hayrli zu sehen. Der 34-jährige Sozialarbeiter ist seit 20 Jahren in unterschiedlichen Rollen dabei, zuletzt als Judas. Diesmal erstmals als Hauptdarsteller: „Jesus war ein Lebemann, ein ‚cooler Typ‘ würde man heute sagen. Das versuche ich auch darzustellen. Und ob man jetzt tief religiös ist oder mit Religion nicht so viel anfangen kann, ich hoffe, dass wir alle erreichen können und sich jeder etwas mitnehmen kann.“

Kreuzigung
ORF NÖ
In Kilb gibt es heuer sechs Aufführungen

Dafür wurde auch die Inszenierung in einigen Punkten deutlich verändert, erzählt Angelika Pölzl, die die Hannah spielt: „Die Rolle der Frauen ist aufgewertet worden, wir sind zum Bespiel auch beim Letzten Abendmahl dabei, zusammen mit Maria Magdalena, was ich sehr spannend finde, dass wir das alles etwas modernisieren dürfen.“

Aufwertung des Frauenbildes

Das bestätigt Michael Lechner, er spielte bisher dreimal mit und übernahm erstmals die Regie: „Wir haben im Evangelium geforscht und sind draufgekommen, dass es sehr wenige Frauenpassagen gibt. Die haben wir aufgewertet und auch ausgeweitet. Und auch für Kinder haben wir Rollen eingebaut, denn es wollten auch Familien mitspielen. So haben wir zum Beispiel eine fünfköpfige Familie dabei.“ Das Altersspektrum bei den Laien-Schauspielerinnen und Schauspielern reicht von neun bis 77 Jahren.

Walter Wagner ist Gesamtleiter des Projektes. Er zeigt sich erfreut über den Zuspruch: „Wir haben nur noch Restkarten, mehr als 1.000 Karten sind schon verkauft. Das überrascht mich doch etwas, wir wussten nicht, ob der Zuspruch gleich bleiben würde oder ob wir allmählich Publikum verlieren. Aber das ist nicht der Fall.“ Der Erlös wird für den Pfarrhof und für soziale Zwecke in der Gemeinde verwendet.