Chronik

Der unrühmlich berühmt gewordene Frauennerfling

Der Frauennerfling war bis vor Kurzem wohl nur wenigen ein Begriff, durch Medienberichte im In- und Ausland ist der Fisch jetzt bekannt geworden. Der Grund für den Aufruhr: Er wurde, obwohl streng geschützt, in „NÖ heute“ verkocht. noe.ORF.at über den fatalen Irrtum.

Die Causa hat hohe Wellen geschlagen. Nicht nur sämtliche österreichische Medien, sondern auch die deutsche „Bild“ oder „Der Spiegel“ berichteten über den „Fisch-Fauxpas“. Wie ist es passiert, dass ein streng geschützter Fisch verkocht wurde?

Im Haslauerhof in Maria Ellend (Bezirk Bruck an der Leitha) war an besagtem Drehtermin für die Rubrik „Köstlich Kulinarisch“ Ruhetag. Für den Fernsehbeitrag wurden dennoch die Fischlaibchen von der Karte gekocht. „Ich habe einen bekannten Fischer ersucht, weil es ein traditionelles Weißfischgericht ist, einen Weißfisch zu bringen. Er hat sich vertan und hat mir statt eines Nerflings einen Frauennerfling gebracht. Das war unser Missgeschick“, erklärt Küchenchef Roland Lukesch.

Küchenchef: „Der Fehler tut uns fürchterlich leid“

Der Nerfling ist nicht geschützt, der Frauennerfling allerdings schon. „Der Fehler tut uns fürchterlich leid – allen, mir und dem Fischer. Wir machen alle Dinge mit größter Sorgfalt. Wir nehmen die Dinge sehr persönlich, wir schlafen schlecht und haben Bauchschmerzen“, so der Küchenchef, der nicht mit so einem gewaltigen Medien-Echo gerechnet hat.

„Ich bin völlig überrascht, ich habe mit so etwas noch nie zu tun gehabt. Ich bin seit dreißig Jahren Koch und Wirt. Wir sind teilweise erschüttert über die Berichte und Reaktionen, die teilweise nicht ganz in den Kontext gepasst haben.“ Die Fischlaibchen, die normalerweise aus Wels oder Karpfen gemacht werden, hat der Wirt jetzt vorsorglich von der Karte genommen.

Frauennerfling
ORF
„Nerfling kommt aus dem Lateinischen und bezieht sich auf die rötliche Farbe der Flossen“, so Gregor Gravogl, Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes

Frauennerfling ist ein karpfenartiger Donaufisch

Der unrühmlich berühmt gewordene Frauennerfling „ist ein typischer Donaufisch“, informiert Gregor Gravogl, Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes. „Er kommt auch im Marchfeldkanal vor. Dort findet er genau den Lebensraum vor, den er braucht. Er ist ein karpfenartiger Fisch, der im Frauenmonat Mai laicht, daher der Name. Nerfling kommt aus dem Lateinischen und bezieht sich auf die rötliche Farbe der Flossen.“

Welche Fische wann befischt werden dürfen, regelt seit 2002 die niederösterreichische Fischereiverordnung. Da ist auch festgehalten, dass der Frauennerfling ganzjährig geschützt ist, „da es ein vom Aussterben bedrohter Fisch ist“, so Gravogl. „Es ist sehr schwierig für ihn zu überleben. Strukturelle Beeinträchtigung an der Donau sind leider noch immer vorherrschend, aber durch viele Maßnahmen, die bisher gesetzt wurden und noch gesetzt werden müssen, werden die Frauennerflinge als auch viele andere Donaufischarten, wieder einen geeigneten Lebensraum vorfinden können.“