Bildnis blühender Bäume in der Wachau
Christoph Fuchs
Christoph Fuchs
Kultur

Auf die Reise gehen, angeregt von Kunst

Die neue „ständige“ Ausstellung in der Landesgalerie Niederösterreich in Krems nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise durch Niederösterreich. „Unterwegs“ lautet ihr Titel und verspricht eine zeitliche und geografische Reise durch die Schätze der Landessammlung.

Zu sehen sind Meisterwerke aus fünf Jahrhunderten, arrangiert nach Orten, Regionen und Landschaften: Plankenberg (Bezirk Tulln), Wiener Neustadt, Piestingtal, Tulln, Pöchlarn (Bezirk Melk), Langenzersdorf (Bezirk Korneuburg), Wachau und Krems. „Wir haben die Orte ausgewählt nach der Geburt der Künstler und Künstlerinnen oder wo sie gearbeitet oder gelehrt haben“, erklärte Gerda Ridler, die künstlerische Direktorin und Co-Kuratorin der Ausstellung, anlässlich der Eröffnung.

„Wir zeigen eine neue Sammlungspräsentation aus der Vielfalt der Landessammlungen Niederösterreichs. Die Landesgalerie soll ja eine Bühne sein für die Landessammlungen. Wir haben 50 Highlights aus den Beständen ausgewählt, die sozusagen eine Reise durch Niederösterreich vermitteln“, so Riedler weiter.

Monumentalbild Panorama mit Ruine Dürnstein
agneswinkler.at
Das „Panorama des Donautales mit der Ruine Dürnstein“ wurde auf eine neue Rahmenkonstruktion aufgespannt

„In Niederösterreich gibt es wunderschöne, vielfältige Landschaften, die die Künstler geprägt haben, die aber auch von den Künstlern geprägt wurden“, ergänzte die Direktorin zur Idee der Ausstellung. Eine dieser – vor 150 Jahren kaum entdeckten – malerischen Winkel ist heute Weltkulturerbe: die Wachau.

Besonders das 1906 entstandene, acht Meter breite monumentale Gemälde von Anton Hlavacek bildet einen besonderen Blickfang. Das „Panorama des Donautales mit der Ruine Dürnstein“ wurde für eine internationale Verkehrsausstellung in Mailand geschaffen, um einerseits die Wachau erstmals einem großen Publikum vorzustellen und andererseits den Vorzüge der neuen Verkehrstechnik, mit Schifffahrt, Bahn und Tunnelbau zu huldigen. Es wurde seit Jahren eingerollt gelagert und für die Ausstellung auf eine neue Rahmenkonstruktion aufgespannt.

Werbung für die Regionen durch Kunst

Die hohe Meisterschaft der Landschaftsmaler macht Lust, die einzelnen Orte selbst zu erkunden. Das ist von den Gestaltern der Schau auch beabsichtigt. Die Ausstellung wendet sich an Kulturinteressierte und Touristen. Die Tafeln sind zweisprachig und die Regionen der Maler und Malerinnen auf einer Niederösterreich-Karte gleich daneben punktgenau verortet.

Gerade die Künstler des Biedermeier, wie Ferdinand Georg Waldmüller oder Friedrich Gauermann, wollten mit ihren dramatischen, idealisierten Landschaftsdarstellungen aus dem südlichen Niederösterreich oder bäuerlichen Alltagsszenen ihr großstädtisches Publikum beeindrucken.

Emil Jakob Schindlers Pappelallee
Landesgalerie NÖ
Emil Jakob Schindler, „Pappelallee nach dem Gewitter“ aus dem Jahr 1892

„Das ist auch eine Qualität der Biedermeier-Malerei, dass sie auch in der näheren Umgebung Spektakuläres entdecken kann, egal ob das der Schneeberg oder das Rax-Gebiet ist, wo man dramatische Felsformationen vorfindet oder sich aufbäumende Gewitterwolken. Und das haben sie studiert, skizziert, farblich in Szene gesetzt und dem Wiener Publikum vor Augen geführt“, erklärte der Co-Kurator Nikolaus Kratzer.

Plankenberger eröffnet die Ausstellung

Empfangen werden die Besucher in einem dem österreichischen Stimmungsimpressionismus rund um den Plankenberger Kreis von Emil Jakob Schindler gewidmeten Raum, wo neben Werken von Olga Wisinger-Florian und Maria Egner insbesondere Schindlers „Pappelallee nach dem Gewitter“ als Eyecatcher fungiert. Weiter geht es zu Schiele, Kokoschka und Hanak als Hauptvertreter des Expressionismus, ehe man zum Barockmaler Martin Johann Schmidt vulgo Kremser Schmidt gelangt, wo auch Landschaftsmalerei von Michael Wutky zu finden ist.

Malerinnen hatten es in der von Männern über Jahrhunderte dominierten Kunstwelt sehr schwer. Auch das spiegelt sich in der Ausstellung wider. „Wir zeigen drei herausragende Künstlerinnen: Olga Wisinger-Florian, Maria Egner und Tina Blau-Lang. Das sind drei Frauen, die es trotz der widrigen Bedingungen um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert geschafft haben, künstlerisch zu reüssieren.“

Das älteste Ausstellungsstück repräsentiert Wiener Neustadt: es sind vier Tafeln eines spätmittelalterlichen Altares, vier beeindruckende Werke, die bereits einen spannenden Übergang von der Kunst des Mittelalters in die der Renaissance vermitteln. Schade ist, dass sich der Künstler, wie im Mittelalter leider noch üblich, nicht mit einer Signatur zu erkennen gegeben hat und unbekannt geblieben ist.